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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas
Autoren: James Rollins
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seine Stimme hörte, regte sie sich.
Er rückte noch ein Stück näher an sie heran, schmiegte sich an sie.
»Wir haben … es geschafft … nicht wahr?«, flüsterte sie.
»Wir haben … das Heilmittel?«
»Wir werden es der ganzen Welt zur Verfügung stellen …
und auch Jessie.«
Sein Vater kam hinzu und kniete neben ihnen nieder. »Hilfe ist unterwegs. Haltet durch … ihr beide.«
Nate wunderte sich, Private Carrera hinter seinem Vater stehen zu sehen. »Sergeant Kostos hat das Funkgerät der Söldner entdeckt«, sagte sie. »Die Hubschrauber sind vor einer halben Stunde gestartet.«
Nate nickte und drückte Kelly an sich. Sie hatte die Augen geschlossen. Auch ihm wurde schwarz vor Augen. Wie aus weiter Ferne hörte er Frank rufen: »Kelly! Ist mit Kelly alles in Ordnung?«

        
20
ACHT MONATE SPÄTER
     
    16.45 Uhr
Langley, Virginia
    Nate klopfte an die Haustür der O’Briens. Frank sollte heute aus dem Krankenhaus entlassen werden. Nate hatte sich ein Geschenk unter den Arm geklemmt. Eine neue Kappe der Boston Red Sox, signiert von der ganzen Mannschaft. Er wartete auf der Schwelle und musterte den gepflegten Rasen.
    Dunkle Wolken sammelten sich im Süden, Vorboten eines Unwetters.
Nate klopfte erneut. Vergangene Woche hatte er Frank im Instar Institute besucht. Seine neuen Beine waren noch blass und schwach gewesen, doch mit den Krücken war er schon ganz gut zurechtgekommen. »Die Physiotherapie ist die Hölle«, hatte Frank geklagt. »Außerdem diene ich diesen Vampiren mit den weißen Kitteln als verdammtes Nadelkissen.«
Nate hatte gelächelt. In den vergangenen Monaten hatten die Forscher und Ärzte die Regeneration sorgfältig überwacht. Lauren, Franks Mutter, hatte gemeint, bislang sei der Mechanismus der Prionen induzierten Regeneration noch völlig ungeklärt. Allerdings wisse man inzwischen, dass die Prionen, die bei Kindern und älteren Menschen, deren Immunsystem noch nicht ganz ausgebildet beziehungsweise geschwächt sei, Blutungen und Fieber auslösten, auf gesunde Erwachsene eine gegenteilige Wirkung hätten. Bei ihnen veränderten die Prionen offenbar vorübergehend das Immunsystem, was die für eine Regeneration und rasche Heilung erforderliche starke Zellvermehrung ermögliche.
Diese erstaunliche Wirkung wurde auch bei Frank beobachtet, allerdings ohne dass er dadurch gefährdet worden wäre. Damit der Prozess nicht außer Kontrolle geriet und sich keine gefährlichen Zellwucherungen entwickelten wie bei Gerald Clark, verabreichte man ihm verdünnte Nussmilch. Und jetzt, da die Regeneration abgeschlossen war, erhielt er größere Dosen der Milch, um die Prionen aus seinem Körper zu entfernen und sein Immunsystem wieder in den Normalzustand zu versetzen. Doch obwohl Frank den Wissenschaftlern als Versuchskaninchen diente, lag die Wirkungsweise der Prionen noch immer weitgehend im Dunkeln.
»Wir sind noch weit davon entfernt, die Fragen beantworten und die heilsamen Wirkungen des Baums nachahmen zu können«, hatte Lauren betrübt erklärt. »Wenn die Geschichte des Baums tatsächlich bis ins Paläozän zurückreicht, dann ist er uns um hundert Millionen Jahre voraus. Eines Tages werden wir seine Wirkungsweise verstehen, doch bis dahin ist es noch lange hin. So sehr wir uns unserer wissenschaftlichen Errungenschaften auch brüsten mögen, sind wir doch bloß Kinder, die bei einem hoch komplizierten biologischen Experiment mitspielen.«
»Kinder, die sich um ein Haar das Dach über dem Kopf angezündet hätten«, hatte Nate bemerkt.
Zum Glück hatten sich die Nüsse tatsächlich als Heilmittel für die ansteckende Krankheit erwiesen. Das in den Nüssen enthaltene »Antiprion«, eine Art Alkaloid, ließ sich leicht synthetisieren und in großen Mengen herstellen. Das Heilmittel wurde im Zuge einer multinationalen Kraftanstrengung in Amerika und der ganzen Welt verteilt. Wie sich herausstellte, reichte eine einmonatige Alkaloid-Behandlung aus, um die Krankheit zu besiegen und das ansteckende Prion vollständig aus dem Körper zu entfernen. Diese simple Tatsache war den Ban-ali unbekannt gewesen, deshalb waren sie über viele Generationen hinweg versklavt gewesen. Zum Glück hatte sich die industriell gefertigte Nussmilch als hoch wirksames Heilmittel erwiesen. Die Seuche war besiegt.
Das Prion hingegen widersetzte sich jedem Versuch, es zu kultivieren oder zu replizieren. Die Proben des prionenreichen Safts wurden in die höchste Gefahrenstufe eingeordnet und nur einigen wenigen
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