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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop
Autoren: Juan Filloy
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Epitaph in den Sand schreiben soll:
     
    HIER RUHT OP OLOOP.
FÜR IHN WAR NICHTS SCHWER
AUSSER DER LIEBE.
DAHER HAT ER SO SEHR
DIE LEICHTEN MÄDCHEN GELIEBT!
     
    Neuntens: Ich ernenne als Testamentsvollstrecker zur Erfüllung dieser Verfügungen Don Gastón Marietti, meinen treuen Freund, dessen Reichtum und Kultur über Gut und Schlecht hinausgehen. In Buenos Aires, am dreiundzwanzigsten April neunzehnhundertvierunddreißig.
    OPTIMUS OLOOP
     
    Die Gleichgültigkeit zerbrach, als er das Testament unterzeichnete. In seiner frühesten Jugend hatte er schamhaft die Verkürzung von Optimus beschlossen, in dieser melancholischen, unumgänglichen Zeitspanne, die von den ersten Stürmen des Lebens geziert wird, in der man alles verachtet, angefangen bei einem selbst. Seither unterschrieb er nur bei offiziellen Akten oder Feierlichkeiten mit seinem vollen Namen. Dem Ausdruck seines letzten Willens kam für ihn nicht die geringste Bedeutung zu. Er war das letzte Aushängeschild seiner Sorgfalt. Sonst nichts. Doch als er dieses Dokument unterzeichnete, gewann der Name Optimus den in seiner Etymologie eingeschlossenen Sinn von Überlegenheit im guten zurück. Und er, der sich daran gewöhnt hatte, diesen Sinn im Leben zu unterdrücken, war stolz darauf, ihn im Tode auszustellen.
    Er schrieb Gastóns Adresse auf einen Briefumschlag. Und ohne die Logik dessen zu bedenken, was er tat – von der Gewohnheit getragen, die Korrespondenz auf dem Schreibtisch liegen zu lassen, damit der valet sie am Morgen abschickte – plazierte er die entsprechenden Briefmarken auf den Brief an Van Saal. Als er ein gleiches mit dem Testament machen wollte, stellte er ungeduldig fest, daß er nur Marken zu einem Centavo hatte. Er verzagte nicht. Ein roter Rand zierte den Umschlag für Marietti. Und da der Tarif für Einschreiben die freie Fläche auf der Vorderseite überstieg, klebte er den Rest peinlich genau auf die Rückseite und setzte unter den Rand diese hilfreiche Inschrift:
     
    »Die Frankierung geht auf der anderen Seite weiter.«
     
    Der Statistiker handelte in einem fast stummen Automatismus. Die Entscheidung, auf verworrene Weise durchdacht, machte Worte überflüssig.
    Er stand auf. Versuchte zu laufen. Doch durch die Gefühlsaufwallung waren ihm Fesseln angelegt. Er konnte so nicht gehen. Seine von einer undefinierbaren Lust zu weinen aufgeweichten Augen taten ein übriges.
    Er setzte sich wieder hin und schrieb:
     
    Meinem Tod geht die Verwüstung der Liebe voran, ihr Wunderwerk hat die endgültige Zerstörung meines Geistes organisiert.
    Erzürne Dich nicht, Franzi.
    Die Männer, die die Liebe lieben, fliehen vor den Frauen, aus keinem geringeren Grund, als daß sie die Frau suchen. Mein Fall. Als ich jedoch Dich fand, zerschlug sich mein vormaliger Frieden in Unglück.
    Protestiere nicht, Franzi.
    Ich sterbe praktisch an der Liebe. Was für eine sonderbare Erfahrung! Die Vorzüglichkeit der Liebe zerstörte das Glück, das sie erzeugt.
    Bereue nicht, Franzi.
    Das Leben ist ein Gleichgewicht aus Stützen, die das Gewicht des allgemeinen, zahllosen Todes abstützen. Der Zerfall eines Menschen ist so harmlos wie der Einsturz einer Säule. Der Einsturz einer Säule der Liebe bringt den Himmel nicht zum Einstürzen.
    Leide nicht, Franzi.
    Die Liebe ist wie die Schwerkraft. Wenn die Materie sie nicht mit ihren Schwächen zurückhalten würde, versenkte sie sich ewiglich in der Seele.
    Wimmere nicht, Franzi.
    Ich gehe in die Totenwelt mit der Illusion ein, zusammen mit Dir zu leben; denn wenn Du meine Abwesenheit träumst, wirst Du an meiner Seite erwachen.
    Quäle Dich nicht, Franzi.
    Verzeihe mir. Ich, der ich die schlimmsten Schicksalsschläge überstanden habe, kann die Reinheit Deiner Liebe nicht ertragen.
    Weine nicht, Franzi.
    Nur ich habe das Recht zu weinen …
    OP OLOOP
     
    Eine herbe Tränenflut rollte über seine Wangen. Von jähem Schrecken ergriffen, bemerkte er, daß sein Herz aufs heftigste von mysteriösen Rufen bestürmt wurde. Dann sah er zwei ihm entgegengestreckte Arme voll weinerlicher, flehender Milde.
    »Nein. Nein. Nein. Es ist zu spät! Unmöglich!« schrie er aus Furcht, dem Leben zu unterliegen.
    Während er sich aufrichtete, steckte er den Brief in die Tasche. Er öffnete die Balkontür sperrangelweit. Und aus der Tiefe des Zimmers, ungestüm wie ein Badegast, der die Umnachtung des Schicksals im Tod zerstreuen will, stieß er sich auf der Schwelle ab und tauchte kopfüber ins Leere.
    Gleichzeitig, von
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