Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
Vom Netzwerk:
darüber.
    »Jetzt könnt ihr gehen, Burschen«, sagte Georg und drückte jedem ein Geldstück in die Hand. Sie aber zögerten noch.
    »Wenn der junge Herr uns vielleicht kaufen würde«, sagte der eine.
    »Wir würden ihm getreulich dienen!« setzte der andere hinzu.
    »Hier sind harte Zeiten, Herr!« sagte der erste. »Ach, gnädiger Herr, bitte kauft uns doch!«
    »Ich kann nicht! – Ich kann nicht!« erwiderte Georg gepreßt und winkte ihnen ab, »es ist unmöglich!« Niedergeschlagen blickten die armen Burschen zu Boden und gingen schweigend zurück.
    »Du bist mein Zeuge, ewiger Gott«, betete Georg und kniete am Grabe seines armen Freundes nieder, »oh, sei mein Zeuge, daß ich von dieser Stunde an alles tun will, was ein Mann vermag, um mein Land vom Fluch der Sklaverei zu befreien!«

41. Kapitel
    Eine wahre Gespenstergeschichte
    Nicht ohne Grund liefen zu dieser Zeit unter Legrees Hauspersonal Gespenstergeschichten um.
    Flüsternd teilte man sich mit, daß in der Totenstille der Nacht Schritte auf der Treppe zum Boden zu hören seien, die durch das Haus patrouillierten. Vergeblich hatte man die obere Flurtür zugeriegelt; entweder hatte das Gespenst einen zweiten Schlüssel in der Tasche oder machte von dem uralten Vorrecht der Geister Gebrauch und schlüpfte durch das Schlüsselloch, um nach wie vor mit einer Ungeniertheit überall umherzuwandeln, die in der Tat beunruhigend war.
    Legree konnte dieses Gemunkel nicht überhören; je mehr man bemüht war, es ihm zu verbergen, desto mehr regte es ihn auf. Er trank mehr Schnaps als gewöhnlich, hielt seinen Kopf dreist in die Höhe und fluchte während des Tages lauter denn je; aber er hatte schlechte Träume und die nächtlichen Geräusche im Haus waren alles andere als angenehm. Am Abend des Tages, an dem Toms Leichnam fortgetragen worden war, ritt er zu einem Zechgelage in der nächsten Stadt und feierte dort unmäßig. Spät und müde heimgekommen, verschloß er seine Tür, zog den Schlüssel ab und stellte einen Stuhl davor; er setzte eine Nachtlampe an das Kopfende seines Bettes und legte seine Pistole dazu. Er prüfte die Riegel und Schlösser der Fenster, schwor sich selber ›Der Teufel und alle Engel sollten ihn nicht kümmern‹ und schlief ein.
    Nun, ja, er schlief, denn er war müde – er schlief fest. Aber schließlich fiel ein Schatten auf seinen Schlaf – ein Entsetzen – die Gewißheit, daß etwas Schreckliches über ihm lag. Er dachte, es sei das Leichentuch seiner Mutter, aber dann war es Cassy, die es hochhielt und ihm zeigte. Er hörte einen wirren Lärm von Ächzen, stöhnenden Stimmen, und fortgesetzt wußte er, daß er schlief, und mit sich kämpfte, um aufzustehen. Jetzt war er hell wach. Da wußte er, daß etwas in seine Stube kam. Er wußte, daß die Tür sich öffnete, aber er konnte weder Hand noch Fuß bewegen. Schließlich fuhr er erschrocken herum; die Tür war offen, und er sah, wie eine Hand die Lampe löschte.
    In dem wolkigen, unsichern Mondlicht, da sah er es! – Etwas Weißes, das hereinglitt! Er hörte das leise Rascheln der Gespensterkleider. An seinem Bett hielt es inne: eine kalte Hand berührte ihn, und eine Stimme sagte dreimal in leisem, grausigem Flüsterton: »Komm! Komm! Komm!« Der Angstschweiß brach ihm aus, er wußte nicht, wann und wie es verschwunden war. Er sprang aus dem Bett und zog an der Tür. Sie war verschlossen und verriegelt, da schlug der Mann besinnungslos zu Boden.
    Seitdem trank Legree stärker als vorher. Er trank nicht länger mit Maß und Sinn, jetzt trank er unmäßig und sinnlos.
    Kurz darauf ging ein Gerücht im Lande um, daß er krank sei und im Sterben liege. Seine Ausschweifungen hatten zu jener furchtbaren Krankheit geführt, welche die finsteren Schatten einer kommenden Vergeltung schon auf dieses Leben wirft. Niemand konnte die Schrecken seiner Krankenstube ertragen, wenn er tobte und schrie und von Geschichten sprach, bei denen allen, die ihn hörten, das Blut in den Adern gefror; noch an seinem Sterbebett stand eine unbewegliche, weiße, unerklärliche Gestalt und sagte: »Komm! Komm! Komm!«
    Durch einen merkwürdigen Zufall stand nach derselben Nacht, in der Legree diese Vision erschien, am Morgen die Haustür offen, und einige Neger hatten gesehen, wie zwei Gestalten die Allee zur Landstraße hinunterschwebten.
    Es war fast Sonnenaufgang, als Cassy und Emmeline für einen Augenblick in einem kleinen Wäldchen nahe der Stadt rasteten.
    Cassy war nach Art der spanischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher