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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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verschiedene Damen in der Nähe hatten kaum von einer Ohnmacht gehört, als sie schon in die Kabine stürzten und soweit wie möglich alle frische Luft aussperrten, so daß im ganzen alles getan wurde, was zu erwarten gewesen wäre.
    Arme Cassy, als sie sich erholt hatte, drehte sie ihr Gesicht zur Wand und schluchzte wie ein Kind – vielleicht, Mutter, kannst du beschreiben, was sie dachte; vielleicht auch nicht. Aber in jener Stunde war sie sicher, daß Gott sich ihrer erbarmt hatte und daß sie ihre Tochter wiedersehen würde – wie es nach Monaten auch geschah –, aber damit greifen wir vor.

42. Kapitel
    Ergebnisse
    Die übrige Geschichte ist bald erzählt. Georg Shelby bemühte sich sogleich, bewegt nicht nur – und darin jedem andern jungen Manne ähnlich – von dem romantischen Zusammentreffen, sondern auch von Gefühlen der Menschlichkeit, Cassy den Kaufvertrag über Eliza zuzustellen, dessen Daten und Namen alle mit ihrem eigenen Wissen der Tatsache übereinstimmten und sie nicht länger über die Identität ihres Kindes im Ungewissen ließen. Sie hatte nun nur noch zu ermitteln, welchen Weg die Flüchtlinge genommen hatten.
    Madame Thoux und sie, durch diese einzigartige Schicksalsverknüpfung unlöslich miteinander verbunden, reisten unverzüglich nach Kanada weiter und begannen dort die Suche von einer Quäkersiedlung zur anderen, wo die zahlreichen, der Sklaverei entronnenen Flüchtlinge Aufnahme fanden. In Amherstberg machten sie den Missionar ausfindig, bei dem Georg und Eliza nach ihrer Ankunft in Kanada Obdach gefunden hatten, und durch ihn vermochten sie die Familie weiter nach Montreal zu verfolgen.
    Georg und Eliza lebten nun schon fünf Jahre in Freiheit. In dem Geschäft eines tüchtigen Maschinisten hatte Georg Beschäftigung gefunden, wodurch er genügend verdiente, um seine Familie angemessen zu ernähren, die sich inzwischen um eine kleine Tochter vergrößert hatte.
    Der kleine Harry, ein prächtiger, aufgeweckter Junge, besuchte eine gute Schule, wo er tüchtige Fortschritte machte.
    Der würdige Pastor von der Station in Amherstberg war so interessiert an Madame de Thoux' Enthüllungen, daß er sich von ihren Vorstellungen bewegen ließ und sie auf ihrer Suche nach Montreal begleitete.
    Der Schauplatz wechselt nun zu einer kleinen, hübschen Wohnung am Stadtrande von Montreal; es ist Abend. Ein lustiges Feuer prasselt auf dem Herd, der Teetisch, bedeckt mit einem schneeweißen Tuch, ist zum Abendbrot gerichtet. In einer Zimmerecke steht ein Tisch mit einem grünen Tuch, auf dem sich ein offenes Schreibpult mit Federn und Papier befindet, darüber stehen auf einem Bücherbrett gute, ausgewählte Bücher.
    Das war Georgs Studierstube. Dasselbe Bildungsstreben, das ihn schon in früher Jugend trotz Plackerei und Mißerfolgen dazu getrieben hatte, sich die vielbegehrten Künste des Lesens und Schreibens anzueignen, beseelte ihn noch immer, er widmete jede Mußestunde seiner Fortbildung.
    Gegenwärtig sitzt er am Tisch und macht sich Notizen nach einem Band aus der Familienbibliothek.
    »Nun komm, Georg«, sagte Eliza, »den ganzen Tag hast du geschafft. Jetzt leg das Buch einmal hin und laß uns ein bißchen plaudern, während ich das Essen richte – bitte.«
    Und die kleine Eliza unterstützt ihre Aufforderung, indem sie zum Vater wackelt und versucht, ihm das Buch aus der Hand zu ziehen und sich statt dessen auf seinem Knie niederzulassen.
    »Oh, du kleiner Racker«, sagt Georg nachgebend, wie es der Mann unter solchen Umständen immer tun muß.
    »So ist es recht«, meint Eliza, während sie einen Laib Brot anschneidet; ein wenig älter sieht sie aus; ein wenig voller ist ihre Gestalt, ein wenig matronenhaft trägt sie jetzt ihr Haar, aber offensichtlich ist sie zufrieden und glücklich, wie Frauen das brauchen.
    »Harry, mein Junge, wie ist es dir heute mit der Rechenaufgabe ergangen?« fragt Georg, während er seinem Sohn die Hand auf den Kopf legt.
    Harry hat seine langen Locken eingebüßt, aber was er nicht einbüßen kann, sind seine Augen und Wimpern und die schöne, kühne Stirn, die sich jetzt vor Freude rötet, als er triumphierend antwortet: »Ich habe sie ganz allein gelöst, Vater, und niemand hat mir geholfen.«
    »Das ist recht«, sagt sein Vater; »verlaß dich auf dich selbst, mein Sohn. Du hast bessere Chancen, als dein armer Vater hatte.«
    In diesem Augenblick klopft es an die Tür, und Eliza geht und öffnet. Ihr erfreutes »Was – sind Sie das?« ruft ihren
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