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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition)
Autoren: Frans Brood
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überzeugt.
    „Hat Eva Kent erzählt, was sie mit Waldén gemacht hat?“
    „Zunächst ist der Junge abgetaucht. War wohl zu viel für ihn. Dann kam er irgendwann wieder und hat sie zur Rede gestellt. Hat erzählt, dass er das Tagebuch gelesen hat. Was mit ihm passiert ist, was Waldén mit ihm gemacht hat.“
    „Und dann hat sie ihn in den Knast gehen lassen? Obwohl er unschuldig war? Gelitten hat? Das passt doch gar nicht zu einer liebenden Mutter.“
    Teever gab Lisa Recht.
    „Aber es war die beste Lösung für den Moment. Und sie ist eine harte Frau. Außerdem: Da er unschuldig ist, konnte er auch nicht verurteilt werden.“
    „Das nenne ich Vertrauen in das Rechtssystem“, bemerkte Lisa mit einem abschätzigen Schnauben.
    „Hat ja geklappt“, sagte Teever, „und der Clou war, aber darauf bin ich erst jetzt gekommen: Wenn sie Glück hätte, würde man Freddy für den Mord einbuchten.“
    „Zwei Fliegen mit einer Klappe!“ stellte Lisa fest.
    Teever quälte die Frage, wie er mit seinem Wissen umgehen sollte. Zur Polizei gehen aus Bürgerpflicht? Oder war es seine Freundespflicht, die Sache auf sich beruhen zu lassen? Hatte Waldén es nicht anders verdient? Es würde niemandem helfen, wenn Eva ins Gefängnis müsste. Im Gegenteil, hätte Waldén dann nicht indirekt noch mehr Schaden angerichtet? Andererseits lebten sie nicht im Wilden Westen, wo man das Gesetz selbst in die Hand nehmen durfte. Und in Kauf zu nehmen, dass Freddy die Sache angelastet bekäme, war auch nicht gerade die feine englische Art. Teever stöhnte leise. Nun stand er wieder da; wie damals in Waldéns Hütte, im inneren Disput.
    Sollte er Helgi und Ellen um Rat bitten? Kannte er das Mädchen schon lange genug, um ihr zu vertrauen? Sie waren beide nett, ja. Er vertraute ihnen Geld an oder das Haus und den Kanuverleih. Aber kannte er beide wirklich gut genug, um ein derartiges Problem mit ihnen zu besprechen? Durfte er sie der Gefahr aussetzen, sich durch Schweigen strafbar zu machen?
    Er verneinte die Fragen für sich selbst.
    Und dann gab es noch ein viel größeres Problem.
    Lennart Axelsson.
    Wenn über Nacht kein Wunder geschehen war, wusste sein Auftraggeber von den lange in der Vergangenheit liegenden Ursachen,
    den schrecklichen Hintergründen und von Evas Tat immer noch nichts.
    Sie hatte Teever beschworen, ihrem Mann nichts zu erzählen. Bei unserer Freundschaft, hatte sie pathetisch gesagt. Er hatte erwidert, ob es nicht an der Zeit sei, Lennart endlich reinen Wein einzuschenken. Was spielten die Einzelheiten jetzt noch für eine Rolle? Da Waldén tot war, gab es niemanden, der ihrer Version der Geschehnisse in der Vergangenheit widersprechen konnte. Niemand, der erzählte, dass sie Waldén in der Bar angesprochen hatte. Niemand, der sie erpressen konnte. Er nahm auch nicht an, dass Kent in Waldéns Horrorordner zu finden war. Einen Namenstag für Kent gab es zwar, aber Teever hatte keine ganz alten Fotos im Ordner „365“ gesehen. Diese perverse Idee schien er später gehabt zu haben. Die Chancen standen nicht schlecht, dass die beiden völlig unbehelligt aus der Angelegenheit kommen würden. Vielleicht war es sogar eine Chance.
    Teever hatte sich auch die Frage gestellt, warum Eva ihn ins Vertrauen gezogen hatte. Warum das Geständnis? Hätte sie nicht einfach schweigen können? Seine Beweise waren dürftig. Teever dachte an Lisa. Ihm dämmerte, dass es manchmal gut sein konnte, Dinge auszusprechen. Und dass der Ehemann
womöglich nicht der richtige Adressat sein könnte. Zu nahe.
    Nicht dessen Aufgabe. Kein Therapeut.
    Zunächst war lediglich ein ausdrucksloses Gesicht die Antwort auf Teevers Frage nach Lennart gewesen, ehe Eva ihn plötzlich an der Schulter gepackt und ihn mit ihrer erstaunlichen Kraft zum Umdrehen gedrängt hatte.
    „Oder bist du erst zufrieden, wenn du unsere Familie ganz kaputt gemacht hast?“ hatte sie wieder gefragt. „Nur, weil du dich so an Lennart rächen kannst.“
    Sie hatte ihn angefunkelt, Teever hatte geschwiegen.
    „Was ist eine verpasste Reise gegen eine zerstörte Familie?“
    Einen Moment hatte Teever über ihre Worte nachgedacht. Würde er wirklich so weit gehen? Eins war ihm klar geworden: Die Zeit heilte zwar alle Wunden, doch es blieb Schorf, der abplatzen konnte oder schmerzhafte Narben. Er konnte nicht vergessen. Noch nicht.
    „Du hast doch sogar Catharina verziehen“, hatte Eva gesagt und ihn an ihr Gespräch kürzlich im Restaurant erinnert.
    Teever hatte ihre winzige Hand
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