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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden
Autoren: Richard Gordon
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bestimmt an mich? Horatio Brickwood!»
    Der weißhaarige alte Knabe schüttelte den Kopf. «Bedaure. Haben den Falschen erwischt. Ich bin General Gowing.»
    «Nein, nein, ich bin Horatio Brickwood, General. Bin seit vielen Jahren nicht mehr im Club gewesen. Was macht das alte Leiden?» setzte er lauter hinzu.
    Ein freundliches Funkeln trat in die Augen des Generals, als dächte er an längst vergangene Schlachten.
    «Könnte besser sein.»
    «Das tut mir aber leid», brüllte Lord Brickwood.
    «Es ist der Rücken», teilte der General ihm mit.
    «Ja, ja, der war’s doch immer schon, nicht wahr?»
    «Genau am Ende des Nackens.»
    «Um keinen Zentimeter gewandert, äh?»
    «Der Doktor kann auch nichts dagegen tun.»
    «Verdammtes Pech.»
    «Hab es schon bei jedem einzelnen in der Harley Street versucht.»
    «Ich hab von denen auch keine hohe Meinung.»
    Der General wollte sich eben über die Strategie und Taktiken seines Feldzugs gegen die Rückenschmerzen verbreitern, als eine andere Gestalt durch das Dämmerlicht schwamm.
    «Sir George Peach», stellte der alte Knabe höflich vor, obwohl es ziemlich enttäuscht klang. Schließlich hatten bereits sämtliche anderen Clubmitglieder seit Jahren von seinem beklagenswerten Rücken gehört.
    «Ich furchte, ich habe Ihren Namen nicht ganz verstanden.»
    «Lord Brickwood», sagte Lord Brickwood.
    «Ich glaube, wir haben gestern hier gemeinsam zu Mittag gegessen», murmelte Sir George verbindlich.
    «Ach, ja! Da sieht man, wie die Zeit verfliegt. Ich war einige Jahre im Ausland. Geschäftlich, wissen Sie. Aber ich hoffe, wir können bald zusammen speisen. Es würde mir so dabei helfen, die alten Fäden wiederaufzunehmen. Oder vielleicht ein kleines Kartenspiel eines Abends...»
    «Außer vor dem Frühstück bin ich jederzeit zu einem Spiel zu haben», lächelte Sir George.
    «Tatsächlich?» Lord Brickwoods Augen leuchteten bei der Entdeckung eines Spielpartners auf. «Ich habe eine große Schwäche für den Kartentisch. Vielleicht wollen Sie mich eines Abends mit einigen Freunden in meiner Wohnung besuchen? Die Einsätze in diesen Clubs sind ja so lächerlich. Jetzt muß ich mich aber verabschieden, denn ich esse heute zeitig. Mein junger Neffe hier -» er wies auf Teddy, der von den Vorgängen ziemlich überwältigt war - «hat bestimmt ein reiches Programm für heute nachmittag für mich zusammengestellt. Habe mich sehr gefreut, Sie wiederzusehen, Peach. Was macht das alte Leiden?»
    «Das macht sich um diese Jahreszeit immer ein bißchen bemerkbar», erwiderte Sir George und rieb sich die Schulter.
    «Ja, nicht wahr? Ich bin sicher, es wird Ihnen sehr bald wieder um vieles besser gehen! Komm, Teddy. Der Speisesaal befindet sich oben, nicht wahr?»
    Das Essen im Trafalgar Club war genau wie die Architektur eher auf Dauerhaftigkeit als auf Genuß abgestimmt. Teddy kaute sich durch Steak und Nierenpastete und lauschte gespannt den Kriegsanekdoten seines Onkels, die sich zum überwiegenden Teil auf Polen zu beziehen schienen.
    «Ich hoffe, du kannst mich bei einigen Besorgungen begleiten?» fragte Lord Brickwood, als er die Rechnung beglich und sie die Marmorstufen hinunterschritten. «Ich meine, du mußt doch in kein greuliches Amt oder ähnliches zurück?»
    «Nein, ich bin ziemlich frei», gab Teddy zu. «Vater hat mir einige Manuskripte zur Besprechung hinterlassen, das ist alles.»
    «Das höre ich gern. Es gibt nichts Abträglicheres für einen aufgeweckten jungen Mann als regelmäßige Arbeit. Sie läßt die Seele einschrumpfen wie die Zitrone die Auster. Ich glaube immer —»
    «Lord Brickwood!» Der Portier steckte den Kopf aus der Loge, als Onkel Horatio nach seinem Hut langte.
    «Was gibt es, Charles?»
    «Entschuldigen Sie die Belästigung, Mylord, aber es scheint ein Fehler unterlaufen zu sein. Ihr Name ist in der Mitgliedskartei nicht zu finden.»
    «Nein, so etwas!» Lord Brickwoods Augenbrauen zogen sich hoch. «Da werde ich wohl ein Wort mit dem Sekretär sprechen müssen.»
    «Ich bedaure unendlich, Mylord.»
    «Es ist vermutlich ja zu begreifen», gab Onkel Horatio leichthin zu. «Ich gab meinem Bankhaus vor dem Krieg den Auftrag, einen Pauschalbetrag zu überweisen.»
    «Sämtliche Clubunterlagen gingen bei einem Bombenangriff verloren, Mylord.»
    «Ah! Das erklärt die Sache natürlich.» Lord Brickwood rieb sich die Hände. «Ich werde den Sekretär doch nicht bemühen. Sehen Sie zu, daß ich auf die Liste des nächsten Jahres gesetzt
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