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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden
Autoren: Richard Gordon
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Optionsklausel im Vertrag mit einem Bestseller-Autor genossen hätte. «Aber mein lieber Junge, deine Zukunft erstrahlt in so makellosem Glanz, als wäre sie mit einem jener schauerlichen Reinigungsmittel poliert worden, die man ständig im Fernsehen angepriesen bekommt.»
    «Ganz recht, Papa, aber—»
    «In diesem Sommer promovierst du, und das ist mehr, als ich zu Beginn meiner Karriere aufzuweisen hatte», äußerte der Verleger mit falscher Zuversicht. «Und am 30. Juli wirst du mit Abigail Fitzhammond den Bund der Ehe schließen, und alle Zeitungen werden sich darüber einig sein, daß es die Hochzeit des Jahres ist. Ich weiß, daß ich diese Feier ungeheuer genießen werde.»
    «Sehr wohl, Papa, jedoch-»
    «Sobald du Brautjungfern und Konfetti abgeschüttelt hast, wirst du deine Flitterwochen antreten, die ihr in der bezaubernden Villa ihres Vaters in Spanien verbringen werdet.» Er häufte die letzten Reste seiner Erdbeeren so säuberlich auf wie die Nebenrechte eines Romans. «Worauf ihr in das prächtige Haus zurückkehren werdet, das euch ihr Vater so fürsorglich in Knightsbridge zur Verfügung gestellt hat, damit ihr für den Rest eures Lebens dort glücklich sein möget. Weichejahrestage gibt’s sonst noch?»
    «Nun, gestern war Machiavellis Geburtstag.»
    «Ausgezeichnet! Ich erhebe mein Glas, um seinem Geist noch viele glückliche Geburtstage zu wünschen. Mach doch endlich ein etwas fröhlicheres Gesicht, Teddy!» unterbrach sich sein Vater verärgert. «Es besteht keine Ursache, daß du wie ein kleines Mädchen herumrutschst, das ein neues wollenes Hemdchen anhat. Du hast reichlich Zeit bis zum Nachmittagszug, der dich nach Oxford bringt.»
    Teddy schluckte hörbar. «Ich fahre nicht nach Oxford zurück.»
    «Tatsächlich? Hast du schon genug davon?»
    «Ich furchte, es ist eher anders herum.»
    «Was, hat man dich hinausgeworfen?»
    Teddy nickte.
    «Allmächtiger! Weshalb? Frauen, Alkohol oder Karten?»
    Teddy kaute an dem Zipfel seiner Serviette. «Nichts dergleichen», erwiderte er dumpf. «Übrigens sind solche Streiche heute in Oxford kaum mehr üblich.» Er rückte sich unbehaglich in seinem Stuhl zurecht. «Vater, du hast natürlich schon von der Schlachtbank gehört?»
    «Nie im Leben.»
    «Das ist ein kleines Studentenkabarett, das ich gemeinsam mit George Churchyard im College veranstaltete.»
    Die betrübliche Geschichte wurde beim Kaffee enthüllt.
     
    Teddy Brickwood war ein aufgeweckter Bursche mit dem jungendlichen Charme einer frischgekochten neuen Kartoffel, aber er hatte eine Schwäche dafür, jene Leute nachzuahmen, die frühere Studenten «Unsere leuchtenden Vorbilder» zu nennen pflegten und die von der jetzigen Generation schlicht «Die Firma» betitelt werden. Damit war er bereits in der Schule immer in Schwierigkeiten geraten, besonders wegen seiner recht amüsanten Wiedergabe jenes Nachmittags, an dem der Rektor eine Wespe geschluckt hatte. Er war eben ein richtiges Kind seiner Zeit. Seit kurzem schossen allerorts kleine Kabaretts aus dem Boden, die so beißend sauer waren wie eine Ladung unreifer Grapefruits. Im ganzen Land geben begabte Jünglinge hervorragende Imitationen des Premierministers, des Erzbischofs von Canterbury, Mao Tse-tungs und ähnlicher Persönlichkeiten zum besten und packen im allgemeinen die geheiligte Kuh bei den Hörnern. In Oxford machten die Studenten einander bald in den Collegehöfen und in der Studienbibliothek auf Teddy und George Churchyard aufmerksam. Ihre Fotos erschienen in der Isis, und ihre Zimmer wurden von der Rugbymannschaft auf den Kopf gestellt. Sie schienen im Begriff zu stehen, sich einen überwältigenden Oxfordruf zu schaffen, genau wie Kardinal Newman.
    Unseligerweise jedoch bildete den Höhepunkt ihres Programmes Die Schlachtbank die Imitation Professor Needlers.
    Wenn es Ihnen jemals geglückt ist, am Sonntagnachmittag nicht einzuschlafen, dann werden Sie sicher schon Professor Needler und seine Fernsehsendung «Professor Needler weiß alles» gesehen haben. Er ist der moderne Typ einer Oxforder Respektsperson. Vorbei die Zeiten, da die Professoren liebenswerte alte Käuze waren, die zwischen den träumenden Türmen der Universitätsgebäude ziellos herumwerkelten, auf Wolken von Portweinseligkeit schwammen und sich zu erinnern suchten, wo sie ihre Fahrräder abgestellt hatten. Heutzutage tragen alle Professoren militärisch kurz geschnittenes Haar, funkelnde Intellektuellenbrillen und erkennen mit Habichtsaugen eine
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