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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden
Autoren: Richard Gordon
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aufschreckten und Griegs Klavierkonzert anstimmten.
    «Jetzt haben wir Zeit für einen kurzen Plausch», nickte George beim Zurückkommen. «Doris braucht volle acht Minuten, bis sie sich ganz ausgeschält hat. Das ist die (Bezaubernde Charlotte aus dem traumhaften Chile)», sagte er mit einer Kopfbewegung, als eine stupsnäsige Brünette, ebenfalls in einem alten Morgenrock, vorbeirauschte. «In Wirklichkeit stammt sie aus Penge, und außerdem glaubt sie, Chile liegt in Sibirien.»
    Während Sonjas Striptease weihte Teddy ihn in seinen Plan einer glücklichen Wiedervereinigung ein. George hörte ihm ziemlich argwöhnisch zu. Persönlich hätte er sich lieber zwischen zwei tollwütige Hunde gestürzt, als sich in die Liebesangelegenheiten eines anderen einzumengen. Aber nichts untermauert die Freundschaft stärker als gemeinsames Unglück, und im Gedenken an Professor Needler sagte er schließlich zu.
    «Na schön, ich werde Fabian in seiner Traumfabrik anrufen und ein Treffen vereinbaren», versprach er, als das Klavier und das Schlagzeug eben mit Grieg fertig geworden waren. «Willst du bei der nächsten Nummer bleiben?» lud er ihn ein. «Die . Um der Wahrheit die Ehre zu geben, verdankt sie ihre gelbe Gesichtsfarbe der Arbeit in irgendeiner Schießpulverfabrik.»
     
    Als er zur vereinbarten Stunde in den Fitzhammond-Werken eintraf, wurde George im Direktorenaufzug in das lichtdurchflutete Büro seines ehemaligen Klassenkameraden gebracht, das im obersten Stockwerk lag. Auf dem Schreibtisch saß ein Mädchen mit einer Figur wie ein Reklamemodell für Schlankheitspillen. Sie hatte langes blondes Haar, trug kniehohe grüne Stiefel und ein dazu passendes Wams. Um ihren Hals baumelte eine Kette aus Perlen, die wie Affenköpfe aussahen.
    «Das ist Morag Aspinall», stellte Fabian Fitzhammond vor, der selbst eine Vorliebe für doppelreihige Westen und Bartkoteletten entwickelt hatte.
    «Hallo, Herzchen», sagte das Mädchen vom Schlankheitspillenplakat mit verschleierter Stimme. Sie blickte George an, mit Augen unter so üppig aufgetragenen Lidschatten, daß er sich einen Augenblick fragte, ob wohl jemand sie kürzlich herzhaft durchgebläut hätte.
    «Ich gab Morag eben eine Anstellung auf einem unserer Vergnügungsdampfer», fuhr der junge Magnat strahlend fort, drehte seinen Stuhl herum und legte die Füße neben seine zahlreichen Telefonapparate. «Als Hostess», erläuterte er. «Ich versuche, das Geschäft mit einigen neuen Ideen zu beleben, seit mein Alter mich mit der Geselligkeitssparte unserer Schiffe und Hotels betraut hat. Er scheint anzunehmen, daß ich in dieser Richtung begabt bin.»
    «Haben wir das nicht alle längst erkannt, Herzchen?» hauchte Morag.
    «Morag ist eigentlich Innenarchitektin», erklärte Fabian weiter, «aber ihre Gesellschaften sprengen den Rahmen des Diesseits.»
    «Die letzte war völlig kosmisch», pflichtete Morag ihm mit dumpfen Kehllauten bei.
    «George Churchyard und ich waren Schulfreunde», grinste Fabian seine neueste Angestellte an. «Wir haben in nächtlichen Stunden so manche Sardinenbüchse und so manche Flasche sprudelnden Apfelweines miteinander geteilt. Nimmst du noch ab und zu an den alten Schultreffen teil, George?»
    «Solchen Stammesritualen geht man wohl am besten aus dem Weg.»
    «Wie recht du doch hast! Da sitzt man steif herum, verzehrt scheußliche Brathühner, die zäh wie Plastik sind, und der Klassenkamerad liest zur allgemeinen Freude die Namen jener vor, die im Laufe der letzten Monate zu Rang und Ansehen gelangt sind. Dann folgen die geliebten Schullieder, und der Bischof flennt in seinen Portwein. Pfff! Ich fürchte, daß ist nichts für Fitzhammond. Aber bist du jetzt nicht in Oxford?» Er bot ihm seufzend eine goldene Zigarettendose dar. «Ich wollte, ich besäße die nötige Intelligenz für eine Universität.»
    «Ich habe Oxford Adieu gesagt», antwortete George vorsichtig. «Mir bot sich eine Gelegenheit, zur Bühne zu gehen.»
    «Wie aufregend!» schnurrte Morag und schlug die grünen Stiefel übereinander.
    «Ja, jetzt fällt es mir wieder ein», nickte Fabian. «Nach deinem <Ödipus> schrieb die Schulzeitung, Sir Laurence müßte seine Lorbeeren vor dir hüten. Und als < Charleys Tante> warst du einfach umwerfend.» Er runzelte ein wenig die Stirn. «Aber ich glaube nicht, irgendeine Bemerkung in den Zeitungen gelesen zu haben?»
    «Ich habe mich dem Kabarett verschrieben», versetzte George
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