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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden
Autoren: Richard Gordon
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werde.»
    «Jawohl, Mylord.»
    «Danke, Charles. Und, Charles -»
    «Ja, Mylord?»
    «Was macht das alte Leiden?» fragte Lord Brickwood.
     

7
     
    Während Teddy Brickwood im Trafalgar Club nahrhaft verpflegt wurde, machte George Churchyard sich pflichtgetreu auf den Weg in Fabian Fitzhammonds Büro, um einen Versuchsballon für Teddys Werbung steigen zu lassen. George hatte sich von der Idee nicht begeistert gezeigt.
    «Du hast verdammtes Glück gehabt, in diesem Nachtclub unterzukommen», hatte Teddy begonnen, als sie sich vor zwei Abenden hinter der Bühne des Harem Clubs getroffen hatten.
    «Ja, der Bursche, der sonst immer die Witze macht, ist eben wegen Gewalttätigkeit auf dem Leicester Square eingesperrt worden», erklärte George. «Wenngleich ich das Empfinden habe, meine Avantgarde-Linie ziemlich aufgegeben zu haben», gestand er.
    «Bringst du den über den Indianerhäuptling?»
    George nickte. «Kommt aber lange nicht so gut an wie in Oxford. Ich muß sagen, es ist überhaupt eine recht entmutigende Show. Kaum erscheine ich zwischen den einzelnen Striptease-Nummern, erheben sich sämtliche Kahlköpfe, die dir wie eine Kiste versandbereiter Eier entgegenschauen, wie ein Mann und verschwinden zur Bar.»
    Der Harem Club gehörte nicht zu den anspruchsvollen Lokalen, in denen es reichlich Samt, livrierte Kellner und sündteuren Champagner gab. Er war bloß ein schlichtes kleines Lokal, das man in einer Seitengasse der Greek Street zwischen einem ziemlich duftstarken italienischen Lebensmittelgeschäft und einem jener Buchläden, die dem psychiatrischen Institut ein reiches Betätigungsfeld bieten würden, kaum bemerkte. Die Eingangstür lag genau hinter den Abfallkübeln eines chinesischen Restaurants, war durch die umherliegenden Bohnensprößlinge und Bambusschößlinge etwas schwierig zu erreichen und mit zwei Fotos von Mädchen geschmückt, die dem Beschauer für das Londoner Klima ziemlich mangelhaft bekleidet vorkamen. Das Innere war gleichermaßen bescheiden mit ungepolsterten Stühlen und Kantinentischen ausgestattet, und eine Reihe von Schildern bestimmte den Ton. Da war zu lesen, daß es verboten sei, Karten zu spielen, aus Flaschen zu trinken und mit brennenden Zigaretten nach den Künstlern zu werfen. Ebenso war es nicht gestattet, daß Herren miteinander tanzten.
    George Churchyard hatte den geheimen Ehrgeiz, zur Bühne zu gehen. Diese Laufbahn zieht eine Schar junger Männer an, da sie verschiedene Vorteile bietet, wie zum Beispiel, den ganzen Tag frei zu sein und durch die Rolle verpflichtet, mit einer atemberaubenden Schauspielerin ein Verhältnis zu haben. Er hatte gehofft, in einem literarischen Kabarett beginnen zu können, aber auf seinem Rundgang von einer Theateragentur zur anderen hatte er entdeckt, daß London von aufgeweckten jungen Männern überquillt, die Premierminister nachzuahmen verstehen. Die wenigen degenscharfen Geistesblitze, die zu Anfang die Konventionen des Alltags durchbohrt hatten, schienen sich in einen Angriff festgerannter Bajonette verwandelt zu haben. Zwar, so versicherte er sich selbst, hatte er mehr erreicht als Teddy, aber er fühlte, daß seine Seele vom Essig der Enttäuschung getränkt war.
    «Das ist Doris.» George stellte Teddy einer schimmernden Blondine in einem alten rosa Morgenrock vor, die mit einer Tasse Ovomaltine auf einer Orangenkiste saß. «Wie steht’s heute mit deinem Katarrh, Süße?»
    «Einfach grauenhaft», sagte Doris mit belegter Stimme. «Ich soll mich vor Zugluft hüten und mich gut einwickeln, hat der Doktor gesagt. Feiner Rat!»
    «Vielleicht könntest du das Hemd oder sonst etwas anbehalten», riet er ihr mitfühlend. «Schließlich ist die Beleuchtung so elend, daß keiner es bemerken würde.»
    «Die Sippschaft da draußen will etwas für ihr Geld», sagte Doris erbost und stellte ihre Tasse nieder. «Du hättest den Wirbel hören sollen, als einmal mein Reißverschluß klemmte! Zugegangen ist es, wie wenn der elektrische Hase vor den Hunden steckenbleibt. Wer ist denn dein sympathischer Freund?»
    «Wir waren zusammen in Oxford», erklärte Teddy.
    «Hui, alle Achtung», erwiderte Doris und ließ ihre zwei Zentimeter langen Wimpern flattern wie zwei aufgeschreckte Stare.
    «Augenblick», unterbrach George.
    Er trat auf die Bühne, um Doris als die «verführerische Sonja aus dem verschneiten Schweden, den Eiszapfen mit dem glutvollen Herzen» anzukündigen, während die Musiker am Schlagzeug aus ihrem Halbschlaf
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