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One Night Wonder

One Night Wonder

Titel: One Night Wonder
Autoren: Kira Licht
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beim ersten Blick geknistert, und das ist nicht gut, denn er hat noch Welpenschutz. So was macht man nicht. Also möglichst unfreundlich sein, dann verliert er das Interesse. Wahrscheinlich.
    »Wirklich?«, hakt er nach. Oh Mann, von diesem Augenaufschlag könnte ich echt noch was lernen.
    »Na ja, höchstens wenn du ’nen Tee organisierst«, erwidere ich möglichst pampig. So, vielleicht reicht das ja schon, dass er mich für eine Zicke hält.
    »Klar doch!«
    »Danke«, sage ich frustriert. Das hat ja wohl nicht geklappt.
    »Mitkommen und reingehen oder draußen bleiben und warten?«
    »Draußen bleiben«, sage ich schnell. Ich will gar nicht wissen, wie er im Hellen aussieht. Ich weiß schon, dass er so ziemlich genau mein Typ ist. Also, ich meine, er wäre es, so in fünf bis zehn Jahren.
    »Bin gleich wieder da.« Entschlossen geht er durch das hohe Gras zurück in die Zivilisation. Erwähnte ich bereits, dass ich Röhrenjeans an Kerlen sehr sexy finde? Verdammt.
    Zwei Minuten später ist er schon wieder da. Vor sich her trägt er einen dampfenden Becher und eine Flasche Bier.
    »Hier.« Er reicht mir die Tasse, wobei er sich unnötig nah vor mir aufstellt. »Bist du eine Freundin von Janine?«
    »Ja.«
    »Von der Uni?«
    »Ja.«
    »Cool.« Er nippt nicht nur an seiner Flasche, er leert sie gleich halb.
    »Und du?« Ich ernte einen fragenden Blick. »Woher kennst du Janine?«
    Er zögert. Aha, wohl ein kleines Geheimnis?
    »Ich bin ihr Bruder.«
    Na, ganz toll! Wieso kann der Abend nicht einfach besser werden? Ich stehe also gerade im Dunkeln mit dem minderjährigen Bruder meiner Gastgeberin in der Botanik herum und versuche, die Funken, die zwischen uns sprühen, niederzutrampeln.
    »Du musst deinen Tee trinken«, sagt er leise, »sonst ist er gleich kalt.«
    Argh. Sogar seine Stimme ist … verdammt. Anstatt diesen Gedanken zu Ende zu denken, schütte ich den heißen Tee in meinen Mund.
    »Hast du einen Freund?«
    Also, ich finde ja, er geht ziemlich ran. Trotzdem schüttle ich verneinend den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Und warum hast du keine Freundin?«
    Er sieht nach oben, fast als wolle er nachdenken, doch die Antwort kommt dann recht schnell. »Hat sich momentan nicht so ergeben.«
    »Aha.«
    »Und bei dir?«
    »Hat sich auch gerade nicht so ergeben.«
    »Cool.«
    »Ach ja? Wieso?« Zickenmodus nicht vergessen, wir wollen ihn ja auf Distanz halten.
    »Nur so.« Er lächelt verschmitzt und sieht nicht im Mindesten verschreckt aus. Den Blick, den er mir schenkt, muss ich erst mal verarbeiten.
    »Lass uns reingehen«, sagt er mit Schlafzimmerstimme und streckt doch tatsächlich seine Hand in meine Richtung aus.
    »Ich will nicht rein.«
    »Dann bleiben wir draußen.«
    Okay, Klartext reden: »Nein, ich meinte, ich komme nicht mit, wenn du reingehst.«
    So, jetzt scheint er es verstanden zu haben. Der Blick, den er mir von oben herab zuwirft, wandert von meinem Gesicht zu meinen nackten Zehen und wieder zurück.
    »Hast du ein Problem mit mir?«
    »Wie alt bist du eigentlich?« So, jetzt ist es raus.
    »19«, lügt er ziemlich dreist.
    Ich muss mir ein Lachen verkneifen.
    »Okay, 18.« Er lügt immer noch. Ich mache Anstalten zu gehen.
    »Nein, bleib hier! 17, aber in drei Monaten 18. Ist das ein Grund, sich nicht mit mir zu unterhalten?«
    »Es ist ein Grund, sich nicht von dir an die Hand nehmen zu lassen.«
    »Das war doch …« Er merkt selber, dass alles, was er darauf erwidern könnte, dummes Zeug wäre, also klappt er den Mund wieder zu. Stattdessen bohrt er die rechte Schuhspitze in den weichen Grasboden.
    Jetzt würde wiederum ich lügen, wenn ich behauptete, sein verdrießliches Gehabe nicht extrem süß zu finden. Aber Männer wollen ja gar nicht süß gefunden werden. Deshalb versuche ich, aus der etwas unschönen Situation möglichst galant herauszukommen.
    Doch wieder kommt er mir zuvor.
    »Pass auf«, setzt er an und zieht den erdverkrusteten Schuh aus dem Boden, »mir ist kalt, dir wahrscheinlich auch. Ich würde mich gerne noch mit dir unterhalten. Du dich mit mir vielleicht auch. Also, warum tun wir nicht einfach so, als wäre es kein Drama, sich auf ’ner Party ein bisschen gegenseitig vollzutexten und dann einfach wieder getrennte Wege zu gehen.«
    Für 17 dreiviertel war das eine extrem erwachsene Ansage. Vielleicht bin ja doch ich diejenige, die kindisch ist. Also nicke ich zustimmend. Er geht voraus. Ohne die Hand auszustrecken. Ich eiere hinterher. Wo kommen die Maulwurfshügel auf
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