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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger
Autoren: Strohmeyer Anette
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nächstes von seiner Pistole Gebrauch machen würde, er musste also zusehen, Haken zu schlagen und immer genügend dichtes Unterholz zwischen sich und ihr zu haben.
    Gerade, als er dachte, dass endlich die Lodge vor ihm auftauchen müsste, gewahrte er eine Bewegung neben sich. Er riss den Kopf herum, doch der Schatten war bereits wieder verschwunden, wenn dort überhaupt einer gewesen war. Ganz sicher konnte sich Ondragon seiner Sinne nicht mehr sein, denn das Fieber und der Blutverlust machten sich bemerkbar. Seine Schritte wurden langsamer, und er spürte, wie ihn die Kraft allmählich verließ. Er war sich der Ironie durchaus bewusst, dass er ausgerechnet von jemandem verfolgt wurde, der genau dazu Forschungen anstellte, Menschen vor dem Verbluten zu retten. Ein lautes Knacken und Krachen drang an sein Ohr, als würde hinter ihm ein Baum umfallen. Ohne sich umzusehen, rannte Ondragon weiter. Die Lodge musste jeden Moment erscheinen. Plötzlich ließ ein dumpfes Knurren den Wald erzittern, ein urtümlicher, bedrohlicher Laut. Stille folgte. Und dann hörte Ondragon einen spitzen Schrei.
    Nun hielt er doch an und lauschte mit jagendem Herzschlag. Keine geschätzten zwanzig Schritte hinter ihm bebte das Gebüsch, als würde es von einem Sturm zerzaust. Äste brachen und ein erstickter Schrei war zu hören, der in einem Gurgel endete, und dann wieder ein Knacken. Doch diesmal war es kein Baum, es klang irgendwie weicher und feucht, so als ob Knochen und Fleisch zermalmt würden. Kateri …
    Als es aus dem Gebüsch genüsslich zu schmatzen begann, wirbelte Ondragon herum und lief erfüllt von Grauen weiter. Der Horror in diesem Wald nahm einfach kein Ende. Irgendetwas hatte Kateri getötet und fraß sie nun auf!
    Stolpernd und mit letzter Kraft erreichte Ondragon schließlich die Häuser der Lodge. Er hatte morgendliche Stille erwartet, ein Gebäude, in dem noch alles schlief, nicht aber dieses Bienennest, in dem es bereits geschäftig von Menschen wimmelte. Die Lodge war illuminiert wie ein Weihnachtsbaum. Leute gingen ein und aus, einige trugen die Uniformen der Statetrooper, und auf dem Parkplatz flackerten mehrere Blaulichter.
    Ondragon wollte sich zurück hinter einen Busch ducken, um erst einmal zu beobachten, was der Aufmarsch zu bedeuten hatte, da drehte einer der Statetrooper den Kopf in seine Richtung. Einen Moment schien es, als erkenne er den nackten, schlammverschmierten Mann inmitten der üppigen Vegetation nicht, doch dann zog er seinen Revolver und zielte auf ihn.
    „Waffen hinlegen und langsam aus dem Gebüsch kommen!“
    Ondragon dachte kurz darüber nach, diese Anweisung zu missachten, doch dann wurde er sich seiner mangelnden Alternativen bewusst … und seiner Erschöpfung. Er konnte nicht wieder in den Wald zurück! Auf keinen Fall würde er diesen Scheißwald noch einmal betreten!
    Er warf die Flinte und das unterarmlange Bowiemesser weg und ging mit erhobenen Händen auf den Statetrooper zu, der sich zu seiner Beruhigung nicht als schießwütiger Jüngling, sondern als gestandenes Mannsbild mit dickem Schnauzer herausstellte.
    „Wer sind Sie?“, rief Schnauzbart.
    „Mein Name ist Paul Eckbert Ondragon, ich bin Gast in dieser Lodge!“ Er hatte den Statetrooper fast erreicht und sah, wie dieser in das Funkgerät an seiner Schulter sprach:
    „Wir haben ihn!“ Der Mann ließ den Revolver sinken. „Kommen Sie mit, Mr. Ondragon, Sie werden erwartet. Hier, nehmen Sie.“ Er gab Ondragon seine Jacke, die er sich dankbar um die Schultern legte. Dann folgte er dem Statetrooper in das hell erleuchtete Hauptgebäude bis zum Eingangsbereich, wo weitere Männer in Uniformen, zwei Typen in dunklen Anzügen und eine Frau standen. Als diese sich zu ihm umdrehte, fiel Ondragon ein Stein vom Herzen.
    „Charlize!“
    „Chef!“ Die asiatisch brasilianische Schönheit lief auf ihn zu und schloss ihn in ihre Arme.
    Nie war Ondragon erleichterter gewesen, sie zu sehen.

55. Kapitel

    2009, irgendwo über dem Atlantik

    Ondragon steckte seinen Talisman zurück in die Hosentasche, stellte die Rückenlehne seines Firstclass-Sessels nach hinten und nahm einen Schluck von dem Champagner, den eine brünette Stewardess ihm soeben mit einem blendenden American-Beauty -Lächeln serviert hatte. Ihre Grübchen waren bezaubernd, ihr Hintern auch. Er sah ihr durch den Gang hinterher. Das Flugzeug hatte den Kontrollbereich von Halifax verlassen und drehte seine Nase in einem langen Bogen nach Osten. Bald würden die
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