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Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
Autoren: Michael Wagner
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anrufen können. Er tat es nicht. Ihm fehlte die Kraft. Er sehnte sich nach Ruhe. Aber er hatte Angst vor dem Schlaf, und was ihn dort wieder erwartete.
    Seine Lider schlossen sich. Er schlief sof ort ein.
    Sofort tauchte die hasserfü llte Fratze von Guseinov vor ihm auf. Er hatte einen Schlagring in der Hand und schlug zu. Immer und immer wieder. Er konnte die Schläge beinahe physisch wahrnehmen.
    Christoph Hell, Dr. Franziska Leck, und die SEK-Beamt in Julia Bernwald erhielten die Nachricht von der Rettung Hells gegen einundzwanzig Uhr.
    Sie fielen sich in die Arme. Christoph umarmte als Erstes Julia Bernwald. Er strahlte vor Freude. Dann stand er vor Dr. Leck, zö gerte einige Sekunden, doch dann überwog die Freude. Er schloss seine Arme um ihre Schultern. Die Psychologin freute sich über die gute Nachricht und beinahe ebenso über die Reaktion von Oliver Hells Sohn.
    Gegen halb elf in der Nacht trafen Klauk, Meinhold und Wendt in der Klinik auf dem Venu sberg ein. Sie baten an der Rezeption, ihren Vorgesetzten kurz besuchen zu dürfen. Sie fuhren mit dem Aufzug. Gingen schweigend den Flur entlang zum Krankenzimmer, nachdem man ihnen erlaubt hatte, Hell zu besuchen. Nur für kurze Zeit. Schließlich war es schon Nacht. Dort saß zu ihrer Überraschung bereits Dr. Pütz. Sie hatte von der Einlieferung des Polizisten erfahren, als sie über den Flur spazierte. Dann hatte sie sich unbemerkt ins Zimmer geschlichen.
    Sie standen jetzt am Bett ihres Chefs. Der schlief. Sein Gesicht sah schlimm gezeichnet aus. Die Schwellungen würden verschwinden. Die Wunden würden heilen. Die Nähte sahen sauber aus. Vielleicht würden trotzdem Narben bleiben. Vielleicht hatte er Glück.
    Doch was wü rde mit den Wunden geschehen, die der Seele geschlagen wurden?
    Hell war eingesperrt gewesen, man hatte ihn geschlagen, man hatte ihn tö ten wollen. Es würde eine Weile brauchen, bis er wieder in den Dienst zurückkehren konnte. Zweifelsohne war Hell eine Kämpfernatur. Aber die gewaltsame Entfernung aus dem sozialen Umfeld würde ihre Spuren hinterlassen.
    „ Alles wird gut, Chef. Werden Sie schnell wieder gesund“, sagte Meinhold und drückte damit aus, was alle dachten. Leise öffnete sich die Türe. Rosin kam ins Zimmer.
    „ Wie geht es ihm?“, fragte sie, als sie sich zu den anderen gesellte.
    „ Zwei Rippenbrüche und diese hässlichen Gesichtsverletzungen. Ein Schneidezahn ist zersplittert. Das ist es, was man sieht“, antwortete Klauk langsam. Sie verstanden alle, was er meinte.
    Schweigend blieben sie noch einige Minuten am Krankenbett stehen. Dann fuhren sie stumm nach Hause. Auch Rosin durfte das Krankenhaus wieder verlassen. Klauk nahm sie mit, und setzte sie an ihrem Golf ab. Sie blickte mit bangem Blick herü ber zu der Halle. Dort stand noch der Wagen der KTU. Kurz hatte sie die Idee hinüberzugehen. Doch dann stieg sie in den Golf, und fuhr heim.
    Die Untersuchung der Halle dauerte noch die ganze Nacht an. Die Tatortermittler ließ en sich Zeit. Der Fall war abgeschlossen. Ihre Ergebnisse waren nicht eilig. Daher hätte es eine entspannte Nacht sein können.
    Doch als sie den Raum betraten, in dem zwei Tote lagen, stockte ihnen der Atem. Nicht nur wegen des Anblicks der Leichen, sondern auch, weil sie sich vorstellten, w ie groß das Martyrium von Hell gewesen sein musste.
    *
    Ein guter Tag fand Lea Rosin. Es war Wochenende. Hell hatte seinen Dienst vier Wochen zuvor wieder aufgenommen. Alle waren an dem Tag ins Präsidium gekommen. Sogar Lessenich.
    Dieser Tag war auch fü r die Angehörigen von Hasan Cetin ein guter Tag. Er wachte an diesem Tag das erste Mal aus dem Koma auf. Sein Vater saß neben ihm, als er die Augen aufschlug. „Baba“, sagte er. Seinem Vater schossen die Tränen in die Augen, und er streichelte seinen Sohn über den Arm.
    Mittlerweile war Rosin als Mitglied im Team bestä tigt. Es war Frühling. Es war warm. Die Natur war im Aufbruch, Vögel zwitscherten fröhlich in den Bäumen.
    Die Ereignisse lagen ü ber drei Monate zurück, als sie vom Joggen zurückkam. Sie lächelte, als sie ihren Briefkasten öffnete. Hielt in der Bewegung inne. Darin steckte ein brauner Umschlag.
    Keine Briefmarke. Keine Aufschrift.
    Wie damals der Umschlag von Agayer. Sie nahm ihn heraus. Er war wieder nur zu gefalzt, nicht geklebt. Ihr Atem wurde schneller. So schnell wie kurz zuvor beim Joggen.
    Sie blickte in den Umschlag.
    Ein Foto.
    Sie griff hinein und holte das Bild an der Kante heraus. Sie war auf dem
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