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Olchis im Bann des Magiers

Olchis im Bann des Magiers

Titel: Olchis im Bann des Magiers
Autoren: E Dietl
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euch gar nicht darum. Lasst euch besser nicht mit ihm ein. Spirelli kennt jede Menge Tricks. Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen.«
    »Kirschen essen? Wir essen nie Kirschen, höchstens mal die Kerne«, erklärten ihr die Olchi-Kinder. »Wir essen nie was Frisches.«
    »Ihr habt mich nicht verstanden«, sagte die Seiltänzerin. »Der Magier ist ein gefährlicher Mann. Ich kenne ihn nicht besonders gut, denn er ist neu bei uns im Zirkus. Bevor er sich unserer Truppe angeschlossen hat, war er jahrelang im Ausland. In Indien, glaube ich. Dort hat er angeblich das Zaubern gelernt. Ihr solltet ihm besser aus dem Weg gehen, denn er kann ziemlich aufbrausend sein.«
    »Weißt du, wo er unsere Oma versteckt hat?«, fragte das eine Olchi-Kind.
    »Er hat sie nicht versteckt. Er hat sie drüben bei meinem Lama einquartiert«, sagte die Seiltänzerin. »Ich bin sicher, es geht ihr gut. Ich habe gehört, sie darf bald ›Die zersägte Jungfrau‹ machen.«
    »Ach du rostiger Rattenfurz!«, riefen die Olchi-Kinder wie aus einem Mund. »Das hat uns Opa auch schon erzählt!«
    »Pst! Nicht so laut! Und jetzt macht, dass ihr verschwindet, bevor euch Spirelli entdeckt!«
    Die Olchi-Kinder verabschiedeten sich und versprachen, bestimmt ganz leise zu sein.
    Wie die Seiltänzerin gesagt hatte, fanden sie Olchi-Oma im Lamakäfig. Sie lag neben dem Lama friedlich im Stroh und schlief.
    Zum Schrecken der Olchi-Kinder trug sie jetzt ein blitzsauberes hellblaues Spitzenkleid, das mit glitzernden Strass-Steinchen verziert war.
    »Müllige Käsekeule! Sieh dir dieses Kleid an!«, knurrte das eine Olchi-Kind.
    »Hallo, Oma! Wach auf!«, sagte das andere Olchi-Kind.
    Doch Olchi-Oma rührte sich nicht.
    Die Olchi-Kinder kletterten über das Gitter in den Käfig und knufften sie ein paarmal kräftig in die Seite.
    Endlich schlug Olchi-Oma die Augen auf. »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«, murmelte sie.
    »Aber Oma, erkennst du uns nicht? Wir sind doch deine Olchi-Kinder! Magst du immer noch nicht mit uns kommen?«
    Olchi-Omas glasiger Blick schien durch die Olchi-Kinder hindurchzugehen. Ganz leise sagte sie: »Bin Assistentin des Magiers. Muss Zwiebel essen. Muss hierbleiben. Er will mich zersägen. Sumpfige Rattenkröte. Bin müde …« Und schon hatte sie die Augen wieder zugemacht.
    »Schlapper Schlammlappen, dann mach doch, was du willst!«, sagte das eine Olchi-Kind enttäuscht.
    Sie ließen Olchi-Oma in ihrem Käfig liegen, kletterten über das Gitter und machten sich auf den Weg zurück nach Hause.

Hypnose im Rathaus

    Der Bürgermeister von Schmuddelfing hatte heute Morgen ausgiebig gefrühstückt. Er hatte seine Zeitung gelesen, und Elisabeth hatte ein paar Spiegeleier mit Speck gebraten und frischen Orangensaft gepresst.
    Wenig später saß er wie immer an seinem Schreibtisch im Schmuddelfinger Rathaus. Er polierte seine Brille und versuchte, sich zu konzentrieren. Vor ihm lag ein Stapel mit Akten, und auf dem Bildschirm des Computers sah er neunundvierzig E-Mails, die er alle beantworten musste.
    »Wie soll ich das bloß schaffen?« Seine Finger trommelten nervös auf der Tischplatte herum.
    Nebenan warteten auch noch zwei Männer von der Baubehörde auf ihn, und am Nachmittag stand eine Sitzung des Gemeinderats an. Und eine Schmuddelfinger Mitbürgerin war hundert Jahre alt geworden. Der sollte er auch noch persönlich gratulieren. Ewald seufzte. Eigentlich wollte er heute eine Rede schreiben, zur Einweihung der neu renovierten Stadthalle.
    Jetzt störte ihn auch noch Frau Blümlein. Seine Sekretärin öffnete die Tür und sagte: »Da ist ein Herr von der Gammelsberger Verwaltung. Er möchte Sie unbedingt sprechen. Er sagt, er komme vom Amt für Umweltschutz.«
    »Jetzt?« Der Bürgermeister war gar nicht erfreut.
    »Er sagt, es sei dringend«, meinte Frau Blümlein.
    Ewald warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Na gut, wenn es nicht anders geht. Lassen Sie ihn rein.«
    Gammelsberg war der größere Nachbarort. Wenn sie von dort einen Beamten schickten, dann war es sicher etwas Wichtiges.
    Kaum war Frau Blümlein wieder draußen, betrat ein auffallend großer Mann das Zimmer. Er war sicher über eins neunzig, hatte einen langen schwarzen Mantel an und trug einen rötlichen Vollbart. Die glatt gescheitelten Haare sahen irgendwie ein bisschen nach Perücke aus.
    »Guten Morgen, verehrter Herr Bürgermeister, mein Name ist Gruber«, sagte der Mann. »Ich komme in Sachen Umweltschutz. Schön, dass Sie Zeit für mich haben.«
    »Schon
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