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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest
Autoren: Scholder Christoph
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drang an seine Ohren. Dann hörte er MOF in seinem Kopfhörer missmutig knurren. »Das sind verdammt viele. Und sie wissen, was sie tun. Sie verteilen sich, verschanzen sich in den Häusern. Wo bleibt die Verstärkung von der Landseite?«
    »Ist unterwegs!«, antwortete Härter, während er geduckt durch die Dünen rannte.
    »Ja, ja, der Scheck ist in der Post«, grummelte MOF zurück.
    Der Kapitän erreichte die Kante der Düne und sprang. Er landete auf dem Hosenboden und rutschte – Werner Vogel noch immer in den Armen – mehrere Meter durch den Sand. Schließlich erreichte er den Fuß der Düne, den Strand. Er blickte sich um. Aber er konnte Amelie nirgends entdecken. Still fluchte er. Natürlich hatte die Frau mit seinem Befehl nichts anfangen können. Hoffentlich war es nur das. Hoffentlich lag sie noch in der Mulde und war nicht getroffen worden.
    Er legte Werner Vogel hinter einem Strandkorb vorsichtig ab. Durch den pfeifenden Wind hörte er leise das Schlagen von Rotorblättern. Wieder kletterte er die Düne hoch. Vorsichtig spähte er über die Abbruchkante.
    Erneut hörte er einen Feuerstoß des Maschinengewehrs. Links von sich sah er die Flammenzunge aus der Mündung des Laufes zucken. MOF selbst konnte er nicht ausmachen, denn der erfahrene Oberstabsbootsmann hatte zwischen zwei Büschen von Kamtschatka-Rosen Deckung gesucht.
    Vor sich sah er Amelie, die noch immer in der Mulde lag. Der Kapitän wartete auf den nächsten Feuerstoß. Dann rannte er zu ihr zurück. »Feuerschutz!«, bellte er in sein Mikrofon. »Hoch mit Ihnen, Frau Karman!«, rief er und zerrte sie an einem Arm in die Höhe.
    Dann zog er sie in Richtung Abbruchkante. Mehrmals stolperte sie, aber Härter hielt ihren Arm mit eisernem Griff umklammert.
    Als sie das Ende der Düne erreichten, stieß er Amelie über die Kante und sprang hinterher. Sie landeten nebeneinander im weichen Sand. Härter hob den linken Zeigefinger.
    »Hören Sie mal, Frau Karman. Das ist ein Hubschrauber. Der holt Sie ab. Bald haben Sie es geschafft«, sagte er beruhigend. Tatsächlich wurde das Knattern des Rotors ständig lauter. Seine Augen suchten den Himmel ab.
    Da hörte er MOFs Stimme. »Der Feind hat meine Position. Liege unter schwerem Feuer. Werde nicht mehr lange halten können.«
    »Kann die Situation sehen, aber nichts ändern«, meldete sich MC, der irgendwo rechts von ihm in den Dünen in Stellung lag. »Der Feind nutzt die Häuser als Deckung.«
    Kapitän zur See Wolfgang Härter traf seine Entscheidung im Bruchteil einer Sekunde. »Zerberus für Aurora. Aurora, kommen.«
    »Aurora für Zerberus. Aurora hört.«
    »Wir liegen unter Feuer. Der Feind hat sich in den Häusern verschanzt. Er bestreicht auch den Strand. Keine Extraktion möglich. Daher Feuerschlag gegen die Häuser. Im Schutz des Feuerschlags führen wir die Extraktion durch. Der Helo ist fast da. Sie sollen eine Trage und eine Schlinge mit der Winde herunterlassen.«
    »Aurora für Zerberus. Verstanden. Feuerschlag in sechzig Sekunden.« Broder Thomsen saß auf dem Kommandantenstuhl in der OPZ, tief im Bauch der Fregatte »Bayern«. Er wandte sich an den Waffensystemoffizier, der das Terminal der Bordkanone bediente. »Haben Sie ein klares Zielbild?«, fragte er mit sachlicher Stimme.
    »Kann die Fenster der Häuser auf dem Infrarot deutlich erkennen. Bin dabei, sie als Ziele zu markieren.«
    »Wir feuern eine Sechzig-Schuss-Salve. Zuerst Mauerbrecher, dann Gefechtsköpfe mit Splitterwirkung. Als drittes Thermit-Brandmunition. Feuerbereitschaft melden.«
    Die linke Hand des Waffensystemoffiziers huschte über die Tastatur. Die rechte sprang zwischen Maus und Tastatur hin und her. Vierzig Sekunden vergingen. »Bereit zum Feuern auf Ihren Befehl, Herr Kapitän.«
    Härter rief MC und MOF über Funk. »Hier geht gleich ein Feuerwerk los. Sobald das Theater anfängt, setzt ihr euch ab. Zurück ins Wasser. Zurück zum Schiff. Ich bin direkt hinter euch.«
    »Verstanden«, bestätigte MC.
    »Verstanden«, presste MOF hervor. »Mich hat es am Bein erwischt. Werde etwas langsamer sein. Aber ich komme zurecht.«
    Fregattenkapitän Broder Thomsen hielt den Blick starr auf die Uhr in der OPZ gerichtet. Nachdem der Sekundenzeiger seine Runde vollendet hatte, sagte er langsam und deutlich: »Auf erkannte Ziele: Feuer frei!«
    Der siebeneinhalb Tonnen schwere Turm des OTO-Melara-Bordgeschützes drehte sich nach Steuerbord. Die Kanone glich das Rollen des Schiffes durch vollautomatische Bewegungen
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