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Ohrwuermer und Quallenpest

Ohrwuermer und Quallenpest

Titel: Ohrwuermer und Quallenpest
Autoren: Harald Tonollo
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ihn nicht wecken und haben schon mal angefangen zu suchen«, erklärte Polly und sah den vor ihr liegenden Stapel alter Bücher durch.
    In diesem Moment fiel die Brille des Mannes auf das Nachschlagewerk in seinem Schoß, er zuckte kurz zusammen und öffnete die Augen. »Nanu!«, sagte er überrascht. »Was wollt
ihr
denn hier? Kinderbücher habe ich keine.« Er rieb sich verschlafen die Augen. »Ist ein Antiquariat für Erwachsene.« Umständlich schob er die Brille zurück auf die Nase und fuhr sich mit den Händen durch das wirre graue Haar.
    »Wir suchen ein Buch«, sagte Pit freundlich.
    Der Mann beugte sich vor. »Du musst lauter sprechen, mein Junge. Ich höre nicht mehr ganz so gut.«
    Pit hielt die Hände wie einen Trichter vor den Mund. »Wir suchen ein Buch!«

     
    »Wer hat Besuch?«, fragte der Alte zurück und tippte sich mit dem Finger ans Ohr.
    »Buch!«, rief Pampe und hielt eines der Bücher in die Höhe.
    »Nicht Besuch!«
    »Ihr habt ein Buch?«
    »Nein!« Polly schüttelte den Kopf. »Wir suchen ein Buch!«
    »Soso! Ihr sucht also ein Buch.« Der Alte kniff die Augen zusammen. »Soll es denn ein bestimmtes sein?«
    »Ja!«, sagte Polly laut. »Es heißt Magia!«
    Der Buchhändler nickte, stand auf und schlurfte mit müden Schritten in den hinteren Teil des Ladens.
    Polly bekam große Augen. So einfach hatte sie sich das nicht vorgestellt. »Es ist hier!«, rief sie und machte einen kleinen Freudenhüpfer.
    »Ziel erreicht!« Pampe stieß siegessicher die Faust in die Luft. Palme grinste verschwörerisch und flüsterte: »Jetzt können wir endlich zaubern!«
    Nur Pit schüttelte skeptisch den Kopf. »Abwarten! Noch wissen wir nicht, ob man mit den drei Bänden überhaupt zaubern kann. Wenn ihr
mich
fragt …«
    Weiter kam er nicht.
    »Das ist das Einzige, was ich zu dem Thema habe«, unterbrach der Buchhändler ihn und ließ ein schweres Buch auf die Ladentheke fallen. Eine riesige Staubwolke wirbelte auf. »
DieAdria
«, verkündete er, »mit dem Untertitel
Perle des Mittelmeers
von Hans-Georg Schnödel. Erschienen …«, er klappte den Buchdeckel auf, blätterte eine Seite um und fügte hinzu: »1956.«
    Polly, Pampe, Palme und Pit standen wie versteinert da.
    Dann schlug sich Pit mit der flachen Hand vor die Stirn. »Ach so! Nein, nicht Adria, sondern Ma…gi…a!«
    Der Antiquar blickte ihn verdattert an und grummelte: »Na, das hättet ihr aber auch gleich sagen können!« Er kratzte sich die Stirn und starrte vor sich hin. Dann wandte er sich dem Regal zu seiner Rechten zu, überflog die Buchrücken und schüttelte den Kopf. »Der Titel kommt mir bekannt vor«, murmelte er. »Ich muss nachsehen …« Er bückte sich mühsam und zog unter der Ladentheke einen schwarzen Ordner hervor. Er schlug ihn auf und begann, darin zu blättern.
    »Der macht es vielleicht spannend«, flüsterte Pampe und rollte mit den Augen.
    »Kannst ruhig laut reden«, meinte Palme. »Der versteht uns doch eh nicht.«
    »Ich mache es nicht spannend, ich suche nur den gewünschten Titel!«, sagte der Alte und warf den vieren einen strengen Blick zu.

Ratlos im Museum
     
    »Da haben wir es ja«, brummte der Buchhändler, nachdem er mindestens fünf weitere Minuten seinen Ordner studiert hatte. »Es handelt sich bei dieser Ausgabe allerdings um den dritten Band.«
    »Oh, das macht überhaupt nichts«, sagte Polly aufgeregt.
    »Wir nehmen ihn trotzdem! Was soll er denn kosten?«
    »Autor unbekannt«, las der Alte vor, ohne auf Pollys Frage einzugehen. »Handschriftlich verfasstes Werk, wahrscheinlich frühes Mittelalter.« Er pausierte kurz und schaute auf. Polly, Pampe, Palme und Pit hingen an seinen Lippen. Dann fügte der Buchhändler gedankenverloren hinzu: »Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, das war eine sehr schöne Ausgabe.«
    Allen vieren klappte vor Enttäuschung der Unterkiefer herunter.
    »Bedeutet das«, fragte Polly entsetzt, »dass Sie das Buch nicht mehr haben?«

     
    Der Alte sah sie an und nickte. »Ihr könntet aber etwas über die Adria …«
    »Neinneinnein!« Pampes Stimme überschlug sich fast. »Wir wollen nicht die Adria, wir wollen Magia! Was ist damit? Steht in Ihrem schlauen Ding da vielleicht, an wen Sie das Buch verkauft haben?«
    »Soll ich jeden meiner Kunden nach seinem Namen fragen?«, erwiderte der Buchhändler gereizt. Er klappte den Ordner zu und verstaute ihn wieder unter der Ladentheke. »In diesem Fall jedoch …«, keuchte er, als er sich wieder aufrichtete, »in
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