Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
Handschuhfach auf und zerrte eine regionale Straßenkarte hervor. „Ich hab nämlich keine blasse Ahnung, wo wir hinmüssen. Dort in der Gegend war ich noch nie.“
    Dann fiel ihm plötzlich ein, dass in seinem Sakko ja auch noch die Pfälzerwald-Wanderkarte steckte. Er zog sie heraus und legte sie Marieke auf den Schoß. „Schau da auch mal rein. Vielleicht ist die Gegend hier ja drauf.“ Dann korrigierte er sich, zerrte die Karte seiner Nichte aus der Hand und warf sie hinter sich auf die Rückbank. „Quatsch, da ist ja nur Kaierslautern-Süd drauf. Schau in die Straßenkarte!“
    „Ja, Onkel Wolf, mach ich. Aber wo willst du denn eigentlich hin und wo sind wir denn jetzt gerade?“
    „Wir müssen zuerst nach Thaleischweiler. Und von dort aus dann irgendwie weiter. Im Augenblick fahren wir auf der Verbindungsstraße von Kaiserslautern nach Pirmasens, direkt nach Süden. Auf der Karte müsste auch eine schwarze Eisenbahnlinie eingezeichnet sein. Wir kommen gleich durch Waldfischbach.“
    Mariekes Augen hatten sich tief in die Straßenkarte eingegraben. „Waldfischbach-Burgalben?“
    „Ja.“
    „Das hab ich gefunden, Onkel Wolf. Da ist auch ein Thaleischweiler-Fröschen. Ist es das, wo du hinwillst?“
    „Ja!“
    „Dann musst du irgendwann von der Straße nach rechts abbiegen.“
    „Gut. Und dann?“
    „Wohin willst du denn nun eigentlich?“
    „Zu einem kleinen Flughafen, der Pottschütthöhe heißt.“
    „Wie?“
    „Pott-schütt-höhe“, wiederholte Tannenberg abgehackt. „So heißt das Ding halt! Ich kann ja auch nichts dafür!“
    Marieke blies wie ein Kugelfisch ihre Backen auf, entließ die aufgestaute Luft aber gleich wieder, sagte jedoch nichts.
    „Wenn du den Namen nicht findest, dann schau halt mal, ob du in Richtung Zweibrücken oder Pirmasens ein Flughafensymbol entdecken kannst!“
    Tannenberg wurde immer ungeduldiger. „Gleich geht’s hier ab nach Thaleischweiler. Und wie geht’s dort weiter?“
    „Ja, ich hab ein Flugzeug mit einem Kreis außenrum gefunden! Aber wie wir dort hinkommen? Das sieht total kompliziert aus: tausend Abzweigungen und Kurven.“
    Nur einige hundert Meter nachdem das rote BMW-Cabrio unter einer hohen, das ganze Tal überspannenden Autobahnbrücke hindurchgefahren war, tauchten schon die ersten Häuser der Gemeinde auf, mit deren ungewöhnlichen Namen man mindestens drei gelbe Ortsschilder hätte ausfüllen können. Kurz nach der rasenden Einfahrt in den Ort legte Tannenberg direkt vor einem jüngeren Mann, der sich gerade an einer Bushaltestelle auf eine Bank gesetzt hatte, ein abruptes Bremsmanöver hin.
    „Wie komm ich zum Flughafen ›Pottschütthöhe‹?“, schrie er aus dem Auto heraus.
    „Nix wissen. Ich nix von hier.“
    Nach zwei weiteren Misserfolgen und einer aus purer Verzweiflung durchgeführten Irrfahrt in die falsche Richtung, fand der Kaiserslauterer Kriminalbeamte schließlich doch noch einen Ortskundigen, der ihn nach Rieschweiler-Mühlbach schickte.
    „Kein Wunder, dass sich bei diesen bescheuerten Namen hier keiner mehr auskennt!“, schimpfte er ungehalten vor sich hin, als sie besagten Ort erreichten.
    Niemand war zu sehen.
    Nach der nächsten Straßenbiegung tauchte eine kleine Bäckerei auf der linken Straßenseite auf. Tannenberg sprang bei laufendem Motor aus dem Wagen und stürmte in das Geschäft. Seine schreiend vorgetragene Frage nach dem schnellsten Weg zur Pottschütthöhe beantwortete ein freundlicher junger Mann, der sogar mit ihm nach draußen ging und ihm von dort aus mit wilder Gestik den kurvenreichen Streckenverlauf beschrieb.
    „Haben Sie in den letzten Stunden einen Notarztwagen gehört oder gesehen?“
    „Nein, hier nicht“, antwortete der dunkelhaarige Mann kopfschüttelnd. „Aber als ich vorhin bei meiner Schwester in Maßweiler war, da ist einer an uns vorbeigefahren.“
    „Wo ist dieses Maßweiler?“
    „Fünf Kilometer von hier, Richtung Landstuhl. – Ich hab mich ganz schön gewundert.“
    „Wieso?“, rief Tannenberg, der schon wieder in seinem Auto saß durch das geöffnete Seitenfenster.
    „Weil die mit einem Affenzahn durch das Dorf gebrettert sind, aber ohne Blaulicht und ohne Sirene.“
    „Wann war das?“
    Der Mann blickte auf seine Armbanduhr. „Vor ’ner guten halben Stunde, schätz ich mal.“
    Tannenberg brauste los. „Das waren die bestimmt!“
    „Bitte, bitte lieber Gott, mach, dass alles gut geht!“, schickte Marieke ein flehentliches Stoßgebet hoch in den strahlendblauen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher