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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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der Stelle, wo sie das Wasser berührten, eine rostbraune Färbung angenommen hatten.
    Dann rannte er wie ein Wahnsinniger los in den gerade mannshohen, etwa einen Meter breiten Tunnel. Das knöcheltiefe, kalte Wasser, das den Boden des in den Berg getriebenen Stollens bedeckte, registrierte er nur als kurzen Schmerzreiz, der sich aber augenblicklich wieder verflüchtigte. Dann stoppte er plötzlich seine Bewegungen, drehte sich um und watete mit schnellen Schritten zurück.
    „Das macht keinen Sinn!“, rief Tannenberg, noch bevor er den Kriminaldirektor wieder erreicht hatte.
    „Warum?“
    „Weil wir besser außenrum fahren, zum Ausgang des Tunnels. Vielleicht haben wir ja Glück und fangen sie noch rechtzeitig ab.“
    „Glauben Sie wirklich?“
    „Ich weiß nicht. Aber vielleicht finden wir ja da wenigstens einen Hinweis darauf, wie sie von dort aus weggekommen sind. Am besten schicken Sie ein paar Leute hier durch den Stollen. Die sollen ihn mal genau untersuchen. Vielleicht haben die sich ja auch hier irgendwo versteckt. Vielleicht gibt’s ja auch noch irgendwelche Seitenabgänge oder Höhlen.“
    Dr. Pfleger instruierte den SEK-Leiter, der umgehend ein paar seiner Mitarbeiter zur Erledigung der anstehenden Aufgaben einteilte.
    „Los, kommen Sie, wir müssen uns beeilen“, drängte Tannenberg. „Vielleicht haben wir ja auch Glück und das massive Eisengitter unten am Ausgang des Stollens ist verklemmt oder das Schloss ist verrostet und die sitzen dort fest.“
    „Und wo befindet sich dieser Ausgang? Wissen Sie das?“
    „Ja, unten im Karlstal. Ich führ Sie hin!“
    Abermals bestand Tannenberg darauf, sein eigenes Auto zu benutzen. Wie ein Irrer raste er über die Hauptstraße zum Ortsausgang und bog circa 200 Meter danach in Rallyfahrer-Manier in die zur Karlstalschlucht hinabführende, enge, mit einer Unmenge von Schlaglöchern übersäte Straße. Weil er die erste scharfe Linkskurve zu schnell angefahren hatte, hätte er fast die Kontrolle über seinen alten BMW verloren. Aber es gelang ihm in letzter Sekunde, den Wagen zu stabilisieren.
    Danach legte er eine Vollbremsung hin, denn er hatte auf der rechten Straßenseite den gesuchten Waldweg entdeckt. Drei BKA-Limousinen folgten ihm. Bereits nach einigen wenigen Sekunden holpriger, staubiger Fahrt stellte er das Auto ab. Tannenberg riss die Tür auf, sprang von seinem Sitz und rannte sofort los in Richtung eines mit klotzigen Felsbrocken gespickten Steilhangs.
    Völlig außer Atem erreichte er den mit einer stark bemoosten Bruchsandsteinmauer eingefassten Ausgang des Brunnenstollens. Die massive Gittertür war sperrangelweit geöffnet.
    „Das wäre ja auch zu schön gewesen!“, sagte er keuchend zu den BKA-Beamten, die gerade am Tunneleingang eintrafen.
    „Verdammt! Was machen wir jetzt?“
    Tannenberg konnte es sich nun wirklich nicht mehr verkneifen. Viele Male in den letzten Stunden hatten ihm diese Sätze auf den Lippen gebrannt, ihn mit all ihrer Macht bedrängt, endlich nach draußen entlassen zu werden. Aber er hatte nicht nachgegeben, sie eisern zurückgehalten. Jedes Mal, wenn er kurz davor gewesen war, sie wie giftige Galle aus seinem Mund zu spucken, hatte er sich mit einer schier unglaublichen Energieleistung selbst diszipliniert. Nun aber versagten mit einem Male sämtliche Hemmschwellen. Wie bei einem berstenden Staudamm bahnten sich plötzlich die eingesperrten Wassermassen brutal ihren Weg in die Freiheit.
    „Wer hat denn hier die Entscheidungsgewalt, Herr Leitender Kriminaldirektor des BKA? Sie, sonst niemand“, schrie Tannenberg mit funkelnden Augen des Zorns los. „Ich bin nur ein kastrierter Lakai, der den Einsatz nicht leiten darf – ja noch nicht einmal in der Sache ermitteln darf! Einen Maulkorb hab ich von Ihnen umgebunden bekommen. Bin von Ihnen geknebelt und gefesselt worden. In meinem eigenen Zuständigkeitsbereich! Und jetzt fragen Sie mich, was wir machen sollen? Das ist wirklich die Höhe! Ihr seid doch alles nur unfähige Dilettanten.“
    „Jetzt reicht’s aber! Regen Sie sich mal wieder ab, Herr Hauptkommissar! Wir haben jetzt keine Zeit, uns selbst zu zerfleischen! Wir müssen diese Verbrecher schnappen. Und zwar schnell. Um sonst gar nichts geht’s jetzt! Reißen Sie sich zusammen! – Wo sind die? Wo können die denn hin sein?“
    Tannenberg bleib stumm, starrte wütend ins Tal.
    „Welches sind die nächsten Flughäfen hier in der Nähe?“, fragte Dr. Pfleger, gab sich aber gleich selbst die Antwort:
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