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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur
Autoren: Lisa Gardner
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hat uns aber erklärt, wo und wie er den gestrigen Abend zugebracht hat, und darüber hinaus auch gleich Namen und Telefonnummern von Personen genannt, die dies bezeugen können.»
    «Donnerwetter, das nenne ich umsichtig.» D.   D. faltete das Blatt auseinander und überflog die Liste der Namen. An erster Stelle stand
Larry Wade, Brandschutzmeister
, dann
James McConnagal, Massachusetts State Police
. Es folgten drei weitere Namen von Kollegen der Bostoner Polizei. D.   D. traute ihren Augen nicht. Vor Wut fingen ihre Hände zu zittern an. «Was ist dieser Typ nochmal von Beruf?»
    «Reporter. Bei der
Boston Daily
. Letzte Nacht ist ein Haus abgebrannt. Er behauptet, da gewesen zu sein, um zu berichten, zusammen mit all diesen ehrenwerten Herren.»
    «Na wunderbar. Haben Sie schon bei einem von denen nachgefragt?»
    «Nein, ich weiß doch ohnehin, was sie sagen werden.»
    «Dass sie ihn gesehen, aber nicht weiter auf ihn geachtet haben», führte D.   D. aus. «Da stand ja schließlich ein Haus in Flammen, und alle waren fleißig im Einsatz. Vielleicht hat er diese Leute um ein Statement gebeten, um sich ein Alibi zu verschaffen, und ist dann unbemerkt verschwunden   …»
    «Mag sein. Ein besseres Alibi gibt’s kaum. Es wird von einem halben Dutzend unserer eigenen Leute bestätigt. Sie haben ihn gesehen. Ob er auch die ganze Zeit übervor Ort war, steht auf einem anderen Blatt. Und was heißt das?» Miller fuchtelte mit dem ausgestreckten Zeigefinger herum. «Lassen Sie sich von Mr   Jones nicht an der Nase herumführen. Er sieht nicht nur gut aus, sondern scheint auch was auf dem Kasten zu haben. Unfair, wie Vorzüge verteilt sind.»
    D.   D. reichte ihm das Blatt Papier zurück. «Berät er sich mit einem Anwalt?» Sie hatten die Straßenecke erreicht und machten in stummem Einverständnis kehrt. Der Wind blies jetzt von vorn und schleuderte ihnen die scharfe Feuchtigkeit vom Meer ins Gesicht.
    «Noch nicht. Er weigert sich schlichtweg, auf unsere Fragen zu antworten.»
    «Haben Sie ihn vorgeladen?»
    «Ja, aber er verlangt einen richterlichen Beschluss.»
    D.   D. zog die Augenbrauen zusammen. Dieser McDreamy war in der Tat nicht auf den Kopf gefallen. Zumindest wusste er um seine Rechte besser Bescheid als der Durchschnitt. Interessant. Sie senkte den Kopf und wandte ihr Gesicht vom Wind ab. «Keine Spuren gewaltsamen Eindringens?»
    «Nein. Und was halten Sie davon: Sowohl Eingangsals auch Hintertür sind aus Stahl.»
    «Tatsächlich?»
    «Ja. Mit Doppelzylinder. Oh, und fast alle Fenster sind zusätzlich mit Sperrbügeln abgesichert.»
    «Wie bitte? Und was sagt Mr   Jones dazu?»
    «Auch auf diese Frage hat er nicht geantwortet.»
    «Gibt es eine Alarmanlage? Videoüberwachung vielleicht?»
    «Zweimal nein. Auch keine Nanny Cam. Ich habe mich erkundigt.»
    Sie näherten sich jetzt dem Haus, jenem hübschen Fünfziger-Jahre-Landhaus, das wie Fort Knox befestigt zu sein schien.
    «Stahltüren», murmelte D.   D. «Keine Videoüberwachung. Da fragt man sich, was das soll. Schutz vor Einbrechern oder Ausbrechern?»
    «Glauben Sie, die Frau wurde missbraucht?»
    «Soll vorkommen. Sie sagten, da sei noch ein Kind.»
    «Ein Mädchen von vier Jahren. Clarissa Jane Jones, genannt Ree.»
    «Schon mit ihr gesprochen?»
    Miller zögerte. «Sie hat die ganze Zeit über auf dem Schoß ihres Vaters gesessen und wirkte ziemlich verschüchtert. Er hätte mit Sicherheit nicht zugelassen, dass ich allein mit ihr rede, also hab ich’s gar nicht erst versucht. Nachzubohren lohnt sich erst, wenn wir ein paar Informationen mehr haben.»
    D.   D. nickte. Kinder zu befragen war heikel. Manche Kollegen verstanden sich darauf, andere nicht, und zu letzteren zählte offenbar auch Miller. Wohl unter anderem auch deshalb gehörte D.   D. einer höheren Besoldungsgruppe an.
    «Steht Jones unter Aufsicht?», fragte sie. Die beiden stiegen ein paar Stufen hinauf und gelangten vor eine grüne Fußmatte, auf der in blauen Lettern und von gelben Blumen umkränzt das Wort
Willkommen
stand. Die hat wahrscheinlich das kleine Mädchen ausgesucht, dachte D.   D.
    «Vater und Tochter sind im Wohnzimmer, zusammen mit einem Kollegen, der auf sie aufpasst. Mehr ist momentan nicht drin.»
    «Momentan», wiederholte sie, immer noch den Blick auf die Fußmatte gerichtet. «Sie haben das ganze Haus durchsucht?»
    «Zu neunzig Prozent.»
    «Auch die Autos?»
    «Ja.»
    «Außengebäude?»
    «Ja.»
    «Geschäfte, Nachbarn, Freunde, Verwandte,
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