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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur
Autoren: Lisa Gardner
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Babypräsentationen boykottieren.
    Verfluchter Bobby Dodge. Am Jawort hatte er sich tatsächlich fast verschluckt. Und Anabelle – unanständig reizend in ihrem schulterfreien weißen Brautkleid – hatte tatsächlich geweint. Und dann tappte Bella, die Hündin, mit zwei goldenen Bändern, zu einer Riesenschleife um das Halsband gewickelt, durch den Mittelgang nach vorn.
    Wie zum Teufel sollte man da nicht ein bisschen emotional reagieren? Vor allem wenn Musik gespielt wurde und alle auf Etta James’ «At Last» zu tanzen anfingen – bis auf einen selbst, weil man vor lauter Arbeit nicht rechtzeitig einen Tanzpartner gefunden hatte.
    D.   D. trank mehr von ihrer Latte, stierte hinab auf das geschäftige kleine Treiben und grämte sich.
    Bobby Dodge war verheiratet. Er hatte jemand Besseres gefunden als sie, und damit war der Fall erledigt. Er war verheiratet, und sie   …
    Verdammt, sie wollte flachgelegt werden.
     
    D.   D. hatte sich gerade ihre Laufschuhe zugebunden, als das Handy klingelte. Sie schaute auf das Display, krauste die Stirn und hielt den Apparat ans Ohr.
    «Sergeant Warren», meldete sie sich, kurz angebunden.
    «Guten Morgen, Sergeant. Hier Detective Brian Miller, Revier C-6.   Tut mir leid, wenn ich störe.»
    D.   D. zuckte mit den Achseln und wartete. Weil aber der Detective nicht sofort nachlegte, fragte sie: «Wie kann ich Ihnen helfen, Detective Miller?»
    «Tja, da wäre etwas   …» Es wurde wieder still in der Leitung, und wieder wartete D.   D.
    Das Revier C-6 war die für den Süden der Stadt zuständige Dienststelle des Bostoner Police Departments. Als Sergeant des Morddezernats hatte D.   D. kaum mit Detectives vom C-6 zu tun. South Boston war kein besonders heißes Pflaster. Diebstahl, Einbruch, Raub, so etwas gab es, ja. Aber nur selten Mord und Totschlag.
    «Um fünf Uhr heute Morgen ist ein Anruf bei uns eingegangen», erklärte Miller schließlich. «Von einem Ehemann, der angab, nach Hause gekommen zu sein und festgestellt zu haben, dass seine Frau weg ist.»
    D.   D. setzte sich auf den Stuhl und hob eine Braue. «Er ist um fünf nach Hause gekommen?»
    «Um fünf hat er angerufen. Sein Name ist Jason Jones. Sagt Ihnen das was?»
    «Sollte es?»
    «Er arbeitet als Reporter für den
Boston Daily
. Deckt den Lokalbereich für South Boston ab und schreibt längere Artikel über das, was im Stadtrat oder in Ausschüssen passiert. Anscheinend arbeitet er hauptsächlich nachts. Am Mittwoch ging’s um die städtische Wasserversorgung. Dann wurde er zu einem Hausbrand gerufen. Wie auch immer, gegen zwei in der Nacht hat er das Büro verlassen und ist nach Hause zurückgekehrt. Seine vierjährige Tochter fand er schlafend in ihrem Zimmer vor, aber seine Frau war verschwunden.»
    «Verstanden.»
    «Die Kollegen, die als erste vor Ort waren, haben sich routinemäßig umgesehen», fuhr Miller fort. «Das Autoder Vermissten steht vor dem Haus, ihre Handtasche und die Hausschlüssel liegen auf dem Küchentresen. Keinerlei Spuren gewaltsamen Eindringens, aber oben im Schlafzimmer ist eine Nachttischlampe zerbrochen, und eine blau-grüne Steppdecke scheint zu fehlen.»
    «Okay.»
    «Dem ersten Anschein nach hat eine Mom ihr Kind alleingelassen. Die Kollegen vor Ort haben Meldung erstattet. Und meinen Boss informiert. Wir haben daraufhin die ganze Nachbarschaft abgegrast, in sämtlichen Geschäften nachgefragt, Freunde und Verwandte aufgesucht und so weiter und so fort. Um es kurz zu machen, es hat sich bislang kein einziger Hinweis ergeben.»
    «Ist keine Leiche aufgetaucht?»
    «Nein, Ma’am.»
    «Blutspritzer? Fußabdrücke, kollaterale Schäden?»
    «Nur die kaputte Nachttischlampe.»
    «Ist das ganze Haus durchsucht worden? Speicher, Keller, Zwischenböden?»
    «Wir bemühen uns.»
    «Was soll das heißen?»
    «Der Ehemann ist   … nicht besonders kooperativ.»
    «Blödsinn.» Und plötzlich hatte D.   D. eine Antwort auf die Frage, warum ein Bezirkspolizist wegen einer vermissten Frau eine Mitarbeiterin des Morddezernats anrief. Und warum diese Mitarbeiterin nun ihr Jogging streichen konnte. «Diese Mrs   Jones ist nicht zufällig jung, weiß und gut aussehend?»
    «Dreiundzwanzig Jahre alt, blond und Lehrerin. Mit einem Lächeln, das jeden Fernseher aufleuchten lässt.»
    «Bitte sagen Sie jetzt nicht, dass Sie all das auch über Funk durchgegeben haben.»
    «Warum habe ich wohl Ihr Handy angewählt?»
    «Wie lautet die Adresse? Geben Sie mir zehn Minuten, Detective
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