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Oh Schreck, die Miesbachs kommen

Oh Schreck, die Miesbachs kommen

Titel: Oh Schreck, die Miesbachs kommen
Autoren: Harald Tonollo
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Friedensreich Magenbitter trat auf sie zu. Frau von Trübenthal wusste gar nicht mehr, wo sie hinschauen sollte. »Drillinge?«, fragte sie ungläubig.
    Auch Magenbitter Nummer eins traute seinen Augen nicht. »Wa…wa…wa…«
    »Hören Sie bitte nicht auf meinen Kollegen dort drüben«, umschmeichelte Magenbitter zwei Frau Trübenthal und deutete auf Magenbitter drei. »Er redet natürlich kompletten Unsinn!«
    »Ich für meinen Teil hätte da aber noch ein ganz besonderes Angebot für Ihren Gatten.« Ein vierter Magenbitter war plötzlich hinter den Särgen aufgetaucht.
    Nadine von Trübenthal fiel in Ohnmacht.
    »Hoppla! Vielleicht brauchen wir jetzt ja doch
zwei
Särge?«, kommentierte Magenbitter Nummer drei das Geschehen.
    Und dann redeten alle Magenbitters wild durcheinander. Nur der echte Friedensreich Magenbitter stand mit weit geöffnetem Mund da und wünschte sich, er läge doch mit Darmgrippe im Bett.
    Auf der Straße vor dem Bestattungsinstitut drückten sich Polly, Pit, Palme und Pampe die Nasen platt an der Schaufensterscheibe.
    »Wie viele Magenbitters erscheinen denn noch?«, wollte Pit wissen. In dem Geschäft herrschte inzwischen ein heilloses Durcheinander.
    »Keine Ahnung!«, antwortete Pampe. »Das stand bei dem
Zauberspruch zur Vervielfältigung von Personen
nicht dabei. Aber ich find’s irre komisch.«

     
    »He!«, rief Palme aufgeregt. »Dort hinten kommt noch ein fünfter Magenbitter. Und da drüben ein sechster!«
    »Der echte Magenbitter tut mir wirklich leid!«, sagte Pit mitfühlend. »Er ist vollkommen unschuldig – und gerade dabei, seinen Verstand zu verlieren.«
    »Ach was«, meinte Polly. »Wir wollten ihm doch nur eine Lektion erteilen und zeigen, dass es nicht nur
ihn
gibt. Schließlich war er Vater gegenüber ziemlich unverschämt.«
    »Und die arme Frau?«, bohrte Pit weiter.
    »So arm ist die nicht. Ich denke, sie wird die erste Kundin des Bestattungsinstituts Rottentodd!«, verkündete Pampe. »Vielleicht können wir unserem alten Herrn auf diese Weise sogar noch mehr Kunden zuführen.«
    »Vergiss es«, erwiderte Pit scharf. »Das ist einfach nicht okay.«
    »Schon gut, schon gut«, beruhigte Polly ihren Freund. »Kommt nicht mehr vor! Aber woher sollten wir auch wissen, dass Magenbitter unschuldig ist?«
    In diesem Moment ging die Haustür auf – und der echte Friedensreich Magenbitter kam mit weit aufgerissenen Augen, offenstehendem Mund und langsamen, mechanischen Bewegungen heraus. Ohne die vier Freunde zu beachten und ohnenach links und rechts zu schauen, ging er wie ein Roboter über die Straße.
    »Und es ist
doch
gefährlich«, zischte Pit. »Wenn jetzt ein Auto vorbeigefahren wäre …«
    In diesem Augenblick hörten sie hinter sich ein lautes Plopp. Sie drehten sich hastig um und sahen, wie sich mit einem weiteren Plopp und einem kleinen Rauchwölkchen ein Magenbitterdoppelgänger nach dem anderen in Luft auflöste … Zurück blieben ein grauer Nebel und Frau von Trübenthal, die langsam wieder zu sich kam. Sie setzte sich auf und sah sich verwirrt um.
    Dann stand sie auf, rieb sich die Schläfen und eilte hinaus. »Habt … habt ihr das da eben gesehen?«, fragte sie Polly, Pit und die Zwillinge.
    »Dass der Herr Magenbitter gerade über die Straße gegangen ist?«, fragte Polly unschuldig zurück.
    »Die … die vielen anderen Magenbitters, meine ich!«
    »Ja, das ist schon etwas merkwürdig hier«, meinte Pampe kopfschüttelnd. »Aber zum Glück gibt es ja noch ein anderes Bestattungsinstitut in Ätzdorf.«
    »Hier ist die Adresse!« Palme reichte ihr mit einer leichten Verbeugung einen Zettel. »Bestattungsinstitut Rottentodd. Und den gibt’s nur einmal! Garantiert!«

Der edle Ritter
     
    An diesem Abend schloss Patrizius Rottentodd sein Bestattungsinstitut mit einem kleinen Lied auf den Lippen: »Oooh, wie schön das Leben ist … wenn du ein Bestatter bist!«
    Heute hatte er seine erste Kundin gehabt. Nun gut, sie war ziemlich geizig gewesen, hatte nur den mit Abstand billigsten Sarg gewollt … und das, obwohl sie von ihrem uralten verstorbenen Mann ein Vermögen geerbt haben musste. Außerdem war sie ziemlich merkwürdig: Sie schien ständig an ihm zu schnüffeln. Und alle zwei Minuten hatte sie sich verstört in seinem Büro umgeschaut, ganz so, als würde sie noch andere Mitarbeiter erwarten. Aber immerhin war sie seine erste Kundin, und Patrizius Rottentodd war froh, dass sein Geschäft endlich anlief. Keine Frage: Sie würde ihn weiterempfehlen
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