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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft!
Autoren: Mary Scott
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Ordnung.«
    Laura sagte unwillig: »Schön, wir wollen es versuchen.« Sie wußte, daß ihr selbst nicht wohlsein würde bei dem Gedanken an eine kleine hungrige Katze, die bei dem Gewitter allein im Freien war. Aber sie fragte mit Nachdruck: »Wenn ich es finde, was dann? Du weißt, hierher kann ich die Katze nicht mitnehmen, Ahab würde sie umbringen.«
    Ahab war ihre alte gelbe Katze, die keinen Eindringling duldete.
    »Laura, das würde ich nie von dir verlangen. Ich möchte sie bei mir aufnehmen.«
    »Aber du hast doch schon drei Katzen.«
    »Na, und? Ich kann doch ein Haustier haben oder auch zwei, wenn ich es möchte? Bring das Kätzchen nur hierher. Ich würde dich ja nicht damit behelligen, wenn Guy nicht so egoistisch wäre und das Auto mitgenommen hätte. Aber ich weiß, was das für eine Nacht für mich würde.«
    Sie malte noch einmal ihre Leiden aus, wenn das Kätzchen nicht gerettet würde.
    »Schon recht. Aber mach gleich auf, wenn du uns siehst. Es kann länger dauern.«
    Derek würde wütend sein; dessen war sie sicher. Und sie hatte recht.
    »Das nenne ich wahre Tierliebe! Immer alles den andern aufhalsen. Chris ist der Gipfel. Was? Natürlich komme ich mit. Du bist viel zu müde, um allein zu fahren, aber ich muß sagen...« Er sagte es ihr immer von neuem während der Fahrt.
    Laura hatte recht. Es brauchte seine Zeit. Sie hörten das klägliche Miauen, aber das Kätzchen wußte sich vor seinen Rettern zu verstecken. Sie suchten mit ihren Taschenlampen systematisch den Straßenrand ab, bis das Gewitter losbrach. Derek rannte zurück zum Wagen, um die Mäntel zu holen, die er zum Glück mitgenommen hatte. Er strauchelte, fiel hin und schlug sich den Arm an der Motorhaube auf. Er holte die Mäntel aus dem Wagen und hing sich den seinen um die Schultern. Dann machte er sich auf die Suche nach seiner Frau, denn inzwischen goß es wie aus Kübeln. Aber es schien ein Graben zwischen ihnen zu sein, und der war voller Brombeerranken. Als er schließlich herausgeklettert war, waren seine Hosen zerrissen und sein Gesicht zerkratzt. Seine Stimmung war auf dem Nullpunkt. Sie wurde auch nicht besser, als Laura zischte: »Mach doch nicht solchen Lärm!« Er hörte nicht auf sie, stürmte vorwärts, stolperte erneut und fiel der Länge nach hin. Da ertönte ein klägliches Miauen und Laura rief: »Vorsicht! Du zerdrückst es!«
    Er fauchte zurück: »Dem kleinen Biest ist nichts passiert. Aber wenn ich mich bewege, haut es ab, und ich liege mit dem Gesicht in den Dornen. Kannst du deine Hand unter mich schieben und es rausholen? Es ist nur so groß wie ein Kücken. Du kannst es leicht rausziehen. Aber sei vorsichtig, es ist ganz wild.«
    Laura mußte sich das Lachen verbeißen. Sie sagte: »Gib mir meinen Mantel, ich muß es einwickeln.« Er erwiderte mit erstickter Stimme: »Dein Mantel liegt irgendwo im Graben. Er ist mir runtergefallen, als ich stürzte, und ich konnte ihn nicht mehr finden.«
    Sie angelte den Mantel von einem Brombeerbusch und wickelte ihn um ihre Hand, um das Kätzchen zu fassen. Sie zog es unter Derek hervor; es biß und kratzte nach allen Seiten und war wie von Sinnen vor Angst. Aber sie hielt es fest, obwohl ihr Handgelenk blutete, und wickelte es in ihren Mantel. Derek stand verdrossen auf und sagte: »Den Mantel brauchst du selbst.«
    Da mußte sie laut lachen. »Dafür ist es zu spät. Ich bin naß bis auf die Haut. Wir wollen so schnell wie möglich zu Chris fahren. Das Tierchen könnte sterben, obwohl es jetzt noch quicklebendig ist.«
    Er stellte erbittert fest, daß seine Hosen zerrissen waren, daß sein Arm blutete und daß er lauter Kratzer im Gesicht hatte. Trotzdem wollte er wetten, daß Chris ihnen nicht einmal einen Stärkungsschluck anbieten würde.
    Dann sah er, daß sie ebenfalls am Arm blutete, und fluchte.
    Laura beschwichtigte ihn. »Ach, nicht der Rede wert. Wir wollen uns beeilen und die Katze zu Chris bringen. Das Tier führt sich wie wahnsinnig auf, und ich mag es weder loslassen noch ersticken.«
    Sie fuhren, so schnell es ging. Chris kam ihnen schon entgegen, denn sie hatte ihr Auto gehört. Sie sah sehr hübsch aus in ihrem reizenden weichen Morgenmantel. »Ach, Laura, du bist ein Engel!« begrüßte sie sie. »Aber warum hast du das arme kleine Ding so fest eingewickelt? Es kann ja kaum atmen!«
    Und während sie Lauras und Dereks Wunden und ihren schmutzstarrenden Zustand keines Blickes würdigte, nahm sie das Kätzchen und sagte beiläufig: »Es macht dir
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