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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft!
Autoren: Mary Scott
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behauptest immer, du tust gern, was du tust. Ist das nicht ein Fehler?«
    »Warum?«
    »Weil wir das alle ausnutzen. Immer heißt es: Laura tut es doch gern. Du bist zu selbstlos. Dadurch machst du uns noch egoistischer.«
    Sie neigte nicht dazu, über sich nachzugrübeln, aber sie überlegte einen Augenblick. »Aber es stimmt. Im allgemeinen tue ich gern, was ich tue. Ich bin keine so aufregende Person wie Eva oder Chris. Mein Leben paßt gut zu mir.«
    »Auch jetzt noch, wo Großmutter nicht mehr da ist, um dich zu beschützen? Laura, sei nicht dumm und gib nicht in allem nach, was sie von dir wollen.«
    »Sie?«
    »Nein. Wir. Wir sind ein verdammt selbstsüchtiges Pack. Für Großmutter war das richtig. Sie genoß es, eine Art Matriarchin zu sein, uns manchmal zu verwünschen und zu gleicher Zeit auf uns aufzupassen. Außerdem hatte sie immer eine Hilfe, und später kamst du. Für sie war es so genau richtig. Sie war alt, und sie hatte nichts, was sie sonst interessiert hätte. Aber du bist noch jung. Du hast Derek.«
    Das war für Hughs Verhältnisse eine lange Rede. Sie machte einen tiefen Eindruck auf Laura. Was Großmutter betraf, so hatte er recht. Sie hatte es genossen, zu herrschen und zu schenken; das waren ihre Lieblingsbeschäftigungen gewesen. Sie hatte sich selbst und ihr Vermögen verschenkt. Laura würde nicht soviel Geld haben, um es zu verschenken; das wäre töricht und würde bedeuten, auch Derek zu verschenken.
    Sie sagte nachdenklich: »Ich verstehe, was du meinst, Hugh. Ich will nicht so dumm sein.«
    Ärgerlich redete er weiter: »Denk nur an gestern abend. Erst die Streitereien bei Tisch und dann diese verfluchte Katze. Wie rührend von Chris, besonders weil du die ganze Plackerei hattest. Und dann kam noch dieser Kerl, als du schon schliefst. O ja, ich habe alles gehört.«
    »Aber was sollte ich machen? Der Mann hätte noch länger geläutet. Und was die Katze angeht, so hätte Chris ihre Laune an Guy ausgelassen.«
    »Guy ist ein noch größerer Dummkopf. Ein so gescheiter Mensch, und hat von nichts eine Ahnung!«
    »Christine ist sehr attraktiv.«
    »Wirklich? Für mich nicht. Wie in aller Welt erträgt Derek uns nur?«
    Sie lachte. Sie waren schon dicht an der Schule, und sie wollte ihn gern besänftigen, »Bis jetzt noch ganz gut. Dich hat er jedenfalls sehr gern, ehrlich! Also mach dir keine Sorgen. Natürlich war es anders, als Großmutter noch lebte, und jetzt...«
    »Jetzt bist du, verdammt noch mal, ganz schön angebunden. Entschuldige, Laura, aber für die nächsten sechs Wochen war das meine letzte Chance, noch einmal kräftig zu fluchen. Ich war richtig wütend über diese Stelle im Testament. Das hat alles verdorben.«
    »Nicht doch. Sei so gut: es ist schließlich ihre Heimat.«
    Sie blickte ihm nach, als er, schlank und hübsch, vom Auto zur Schule ging. Sie wußte, daß er stets auf ihrer Seite sein würde. Auch Lester würde das sein, aber vor allem, weil er sie gut leiden konnte, mehr als seine Schwestern. Hugh war sachlich und gerecht. Als sie den Wagen eben startete, kam ein Junge angelaufen. Ob Mrs. Howard wohl fünf Minuten Zeit für den Herrn Direktor hätte, ehe sie abführe? Das war nichts Ungewöhnliches; denn James Gilbert und Laura hatten sich miteinander angefreundet, weil Laura Gilberts Frau seit langem sehr gut kannte. Diese war sehr viel jünger als ihr Mann. In der Schule war sie Lauras »Senior« gewesen, und Laura hatte sie geradezu verehrt, wie die meisten anderen auch. Anne Gilbert war nicht nur schön, sondern auch liebenswürdig und intelligent. Laura war immer sehr aufgeregt gewesen, wenn sie sie hin und wieder übers Wochenende hatte mit nach Hause nehmen dürfen. Annes Ehe hatte ihre Freundschaft nicht beeinträchtigt.
    Sie fragte nach ihr, und Gilbert meinte, sie würde gleich kommen, um Laura zu begrüßen. Mrs. Stapletons Tod habe sie tief getroffen. Auch er drückte Laura sein Beileid aus.
    Dann fuhr er fort: »Nun zu Hugh. Er war ein vorzüglicher Schüler und bekommt sicherlich ein gutes Stipendium. Wir hätten ihn gern für ein weiteres Jahr hier behalten, aber er will sein eigenes Leben beginnen, und vielleicht ist das auch gut so. Ist seine Zukunft gesichert?«
    »Was das Geld betrifft? Aber ja. Er verfügt über ein eigenes Einkommen, und wir können auch immer noch etwas zuschießen.«
    »Ich glaube, er will unbedingt auf eigenen Füßen stehen. Er ist ein anständiger Kerl, aber ein bißchen zu sensibel. Hinter seiner Zurückhaltung
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