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Oft

Oft

Titel: Oft
Autoren: Marina Schuster
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schnell das Thema.
    Wenig später saßen sie zu dritt an einem der Tische im Schankraum und aßen. Wie erwartet, hatte Timmy natürlich kein anderes Gesprächsthema mehr als das bevorstehende Rodeo, und während er sich munter mit Ryan darüber unterhielt, war Lauren recht schweigsam.
    Ich kann es ihm nicht sagen, ging es ihr unglücklich durch den Kopf. Wenn ich ihm jetzt etwas von dem Baby erzähle, wird er denken, ich will ihn wegen des Rodeos unter Druck setzen.
    Stumm saß sie da und betrachtete sein Gesicht, sah, wie seine Augen strahlten, als er mit Timmy über das bevorstehende Rodeo und das Rodeoreiten im Allgemeinen plauderte. Sie sah ihm deutlich an, wie sehr er sich darauf freute, wieder in der Arena zu sein, und entschloss sich, ihm diese Freude nicht zu nehmen.
    Obwohl ihr bewusst war, dass sie es ihm nicht ewig verheimlichen konnte, hielt sie es für besser, die Neuigkeit von der Schwangerschaft erst einmal für sich zu behalten. Irgendwann würde er es von alleine bemerken, und auch wenn ihr innerlich das Herz blutete, wollte sie, dass er bis dahin seine Rodeos ohne schlechtes Gewissen genießen konnte.
     
    Die Tage bis zum Rodeo vergingen viel zu schnell, und wenn Lauren die Macht gehabt hätte, die Zeit anzuhalten, hätte sie es getan. Je näher der bewusste Samstag rückte, desto elender fühlte sie sich, doch sie bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. Nach außen wirkte sie ruhig, aber in ihr wühlte eine schmerzhafte Angst.
    Vergessen waren die Sorgen um die Kündigung des Pachtvertrags, der Gedanke daran, dass Ryan etwas zustoßen könnte, überlagerte alles andere wie eine düstere Wolke. Während Timmy von Tag zu Tag aufgeregter wurde und kein anderes Thema mehr kannte, wurde sie immer stiller, obwohl sie ihren Kummer manchmal am liebsten laut herausgeschrien hätte.
    In den Nächten, wenn sie und Ryan sich liebten, klammerte sie sich an ihn, als gäbe es kein Morgen mehr, als würde sie damit rechnen, dass dies ihre letzten gemeinsamen Stunden seien.
    »Liebling, was ist denn los mit dir?«, fragte er eines Nachts verwundert, als sie sich atemlos und erschöpft in den Armen hielten. »Ich wusste ja, dass du eine leidenschaftliche Frau bist, aber dass du so ungestüm und wild sein kannst, habe ich nicht geahnt.«
    Sie fuhr mit den Fingern durch sein Haar, zog seinen Kopf zu sich und küsste ihn. »Willst du dich etwa beklagen?«, flüsterte sie ihm ins Ohr, ohne seine Frage zu beantworten.
    Er lachte leise. »Nein, ich werde mich hüten. Ich genieße es sehr, und ich hoffe, dass es nicht so schnell wieder vorbei sein wird.«
    »Das hoffe ich auch«, murmelte sie und barg ihr Gesicht an seiner Brust, »das hoffe ich von ganzem Herzen.«
     
    »Endlich«, jubelte Timmy, als der Samstag gekommen war, an dem das Rodeo stattfand.
    Nachdem sie gefrühstückt hatten, erschienen Callan und Joyce, und kurz darauf waren sie alle unterwegs nach Austin. Sie fuhren mit dem Van, der zur Porter-Ranch gehörte, die Männer saßen vorne und hatten Timmy in der Mitte, während Joyce und Lauren es sich auf der Rückbank bequem gemacht hatten.
    Alle plauderten locker miteinander, nur Lauren war recht schweigsam. Sie hatte ihre Hände im Schoß verkrampft und starrte mit blassem Gesicht aus dem Fenster.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Joyce leise.
    »Ja, sicher«, gab sie hastig zurück, doch der Blick der Freundin sagte ihr, dass sie ganz genau wusste, woran Lauren dachte. »Wird dir das nicht zu anstrengend werden?«, lenkte sie daher rasch vom Thema ab, »du hast ja nur noch ein paar Wochen bis zur Geburt.«
    Joyce lächelte und strich über ihren Bauch. »Ja, und die Zeit bis dahin möchte ich noch ausnutzen, wer weiß, ob ich danach so schnell wieder eine Gelegenheit haben werde, aus dem Haus zu kommen. Ich fühle mich zwar wie eine aufgedunsene, fette Ente, und das Laufen fällt mir jetzt schon ziemlich schwer, aber notfalls setze ich mich irgendwo hin und bewege mich nicht mehr vom Fleck.«
    Callan warf seiner Frau im Rückspiegel einen liebevollen Blick zu. »Sprosse, du siehst vielleicht aus wie eine Ente, allerdings wie eine sehr hübsche und attraktive Ente.«
    »Danke McDermott, du bist wirklich ein Mann, der es versteht, Komplimente zu machen«, gab sie trocken zurück.
    Die beiden kabbelten sich eine Weile scherzhaft, und wehmütig dachte Lauren an das Kind unter ihrem Herzen.
    Als sie in Austin angekommen waren, stellten sie das Auto auf einem großen Parkplatz in der Nähe der
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