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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus
Autoren: K. H. Scheer
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Pul­ver­faß zu sit­zen.«
    Ich ver­ab­schie­de­te mich, oh­ne auf sei­ne Be­mer­kung ein­zu­ge­hen.
    Fünf Mi­nu­ten spä­ter be­stieg ich einen der Raum­glei­ter, zu de­nen die Män­ner der Sta­ti­on »Flun­der« sag­ten. Ich ver­schwand so un­auf­fäl­lig von Scout I, wie ich ein­ge­trof­fen war. Mein letz­ter Blick galt der Rie­sen­an­ten­ne. Sie ver­schmolz mit der Fins­ter­nis des Raum­es und war nur hier und da an schwa­chen Re­fle­xen zu er­ken­nen.
    Ich schloß das Au­ßen­schott, war­te­te auf den Druck­aus­gleich und be­gab mich in die en­ge Ka­bi­ne des Jä­gers. Der Pi­lot war ein Of­fi­zier des GWA-Raum­korps.
    »Cap­tain Mit­su­to, Sir«, stell­te er sich vor. »Oberst HC-9?«
    »Ja. Sie wol­len na­tür­lich mei­ne Le­gi­ti­ma­ti­on se­hen?«
    »Wenn es mög­lich wä­re, Sir.«
    Ich klapp­te das Etui mit der fluo­res­zie­ren­den Mar­ke auf. Das GWA-Sym­bol und mei­ne Ko­de­num­mer wa­ren ein­gra­viert. Bis­her war es noch nicht ge­lun­gen, das schwach strah­len­de Ra­dio­ma­te­ri­al syn­the­tisch her­zu­stel­len.
    »Dan­ke, Sir. Ver­zei­hen Sie, aber ich ha­be mei­ne Be­feh­le.«
    Ich setz­te mich in den Ses­sel des Zwei­ten Pi­lo­ten.
    »Fan­gen Sie an, Cap­tain. Warum wer­de ich so plötz­lich zu­rück­ge­ru­fen?«
    »Ich weiß es nicht, Sir. Ich ha­be Sie im si­bi­ri­schen Ur­wald ab­zu­set­zen.«
    »Bit­te …?«
    »Ja­wohl, Sir, im si­bi­ri­schen Ur­wald.«
    Ich lehn­te mich zu­rück und klapp­te mei­nen Raum­helm auf die Schul­tern. Si­bi­ri­scher Ur­wald! Was, um al­les in der Welt, hat­te ich in die­ser Ein­öde zu su­chen?
    Das Plas­ma­trieb­werk des Jä­gers heul­te auf. Der Brems­schub war kräf­tig ge­nug, un­se­re Bahn­ge­schwin­dig­keit zu re­du­zie­ren. Wir wur­den von der ir­di­schen Schwer­kraft ein­ge­fan­gen.
    Mit­su­to flog so ver­we­gen wie al­le GWA-Pi­lo­ten. Er fing den Jä­ger erst auf, als die Luft­mo­le­kü­le der obe­ren At­mo­sphä­re weiß­glü­hend den Bug um­wa­ber­ten.
    Weit un­ter uns lag der At­lan­ti­sche Ozean. Der Kurs führ­te im Sturz­flug nach Os­ten – der Son­ne ent­ge­gen. Un­se­re astro­nau­ti­schen Pi­lo­ten wuß­ten ge­nau, was sie ih­ren Ma­schi­nen zu­mu­ten durf­ten. Das ma­gne­ti­sche Prall­feld war sta­bil. Die Ma­schi­ne er­hitz­te sich nicht.
    Die Luftrei­bungs­wär­me hat­ten wir be­siegt; die bei ho­hen Be­schleu­ni­gun­gen ent­ste­hen­den Be­har­rungs­kräf­te eben­falls. Das Er­be der aus­ge­stor­be­nen Mar­sin­tel­li­gen­zen be­gann Früch­te zu tra­gen.
    Zur Zeit rät­sel­te die ir­di­sche Wis­sen­schaft an dem Pro­blem der Schwer­kraft her­um. Noch war uns un­be­kannt, wie die An­ti­grav­ge­rä­te der Mar­sia­ner ar­bei­te­ten.
    Als wir den eu­ro­päi­schen Kon­ti­nent er­reicht hat­ten, wa­ren wir nur noch sech­zig Ki­lo­me­ter hoch. Das Ziel rück­te nä­her.
     
     

2.
     
    Fünf Mi­nu­ten vor der Lan­dung be­merk­te ich, daß der si­bi­ri­sche Win­ter an­ge­bro­chen war. Ich schau­te auf die Da­tums­mar­ke mei­ner Uhr. Wir schrie­ben den 5. De­zem­ber 2008.
    Vor we­ni­gen Ta­gen war ich vom Raum­flug­ha­fen der GWA in Ari­zo­na ge­st­ar­tet. Nun flog ich in die Zo­ne der Schnee­stür­me und der klir­ren­den Käl­te hin­ein. Ich dach­te an die dün­ne Som­me­r­uni­form, die ich un­ter dem Raum­an­zug trug. Mei­ne Ab­be­ru­fung war et­was über­ra­schend ge­kom­men.
    Ak­ti­ve Agen­ten wur­den stets vor vollen­de­te Tat­sa­chen ge­stellt. Ich leg­te auch kei­nen Wert dar­auf, ei­nem der vie­len Pla­nungs­stä­be der Wis­sen­schaft­li­chen-Ab­wehr zu­ge­teilt zu wer­den. Für die Schreib­tisch­ar­beit gab es ge­eig­ne­te­re Män­ner.
    Ein To­sen riß mich aus mei­nen Über­le­gun­gen. Plötz­lich war auf den Bild­schir­men der Au­ßen­auf­nah­me nichts mehr zu se­hen. Wir wa­ren in dich­te Schnee­wol­ken vor­ge­sto­ßen.
    Mit­su­to schal­te­te auf Re­li­e­fer­fas­sung und In­fra­or­tung um. Das Bild wur­de wie­der klar. Weit un­ter uns er­streck­ten sich die gi­gan­ti­schen Sumpf­ge­bie­te der West­si­bi­ri­schen Tiefebe­ne.
    Au­gen­bli­cke spä­ter über­flo­gen wir das zu­ge­fro­re­ne
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