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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus
Autoren: K. H. Scheer
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Vol­kes?«
    »Je­der Ein­hei­mi­sche wird mer­ken, daß ich nicht hier ge­bo­ren bin.«
    »Stimmt, man hört es. Das macht aber nichts. Die Haupt­sa­che ist, daß Sie sich un­ter­hal­ten kön­nen. Ha­ben Sie zu­fäl­lig einen Fa­mi­li­enna­men? HC-9 klingt zu sehr nach see­len­lo­ser Ma­the­ma­tik.«
    »Ich ha­be zwar einen, aber den darf ich nicht ver­ra­ten.«
    »Aha, das Üb­li­che. Ich soll Sie zu Ih­rem Ober­bä­ren brin­gen.«
    »Zu wem?« frag­te ich ir­ri­tiert.
    Der Ma­jor lach­te.
    »Das ist un­se­re Be­zeich­nung für Ge­ne­ral Re­ling. Er hüll­te sich nach der An­kunft in di­cke Pel­ze und schimpf­te auf un­se­ren Win­ter. Die paar Grad un­ter Null sind ihm un­an­ge­nehm.«
    »Wie kalt ist es denn?«
    »Oh, noch harm­los. Knapp mi­nus fünf­und­drei­ßig. Der Schnee brach­te die Wär­me mit.«
    »Ge­müts­mensch. Ge­hen wir?«
    Er mus­ter­te mich noch­mals. Lu­di­now gab sich le­ger, aber sein Blick ver­riet mir al­les. Die­ser Mann ge­hör­te zu dem har­ten Typ des astro­nau­tisch ge­schul­ten Sol­da­ten.
    Wir durch­schrit­ten die Hal­le und be­stie­gen ein ge­schlos­se­nes Fahr­zeug. Als wir hin­aus­fuh­ren, tob­te der Sturm im­mer noch.
    Ich be­trach­te­te Lu­di­nows un­ter­setz­te Ge­stalt, die klar ge­form­te Na­se und die kräf­ti­gen Hän­de. Wes­halb hat­te er sich nach mei­nen Sprach­kennt­nis­sen er­kun­digt? Er muß­te wis­sen, daß je­der GWA-Agent das Rus­si­sche be­herrsch­te. Viel ner­vö­ser mach­te mich der Ge­dan­ke an den Chef. Was hat­te der Al­te hier zu su­chen?
    Ich ver­zich­te­te auf Fra­gen, bis vor uns die Kon­tu­ren ei­nes Ge­bäu­des sicht­bar wur­den.
    »Sie ha­ben Ner­ven«, stell­te Lu­di­now fest.
    »Wie­so?«
    »Ich an Ih­rer Stel­le hät­te nicht so lan­ge schwei­gen kön­nen. Kom­men Sie. Das Fest soll mit Ih­rer An­kunft be­gin­nen.«
     
    Ich ver­miß­te al­les, was zu ei­nem großen Ein­satz ge­hör­te. Die we­ni­gen Män­ner in dem Ar­beits­zim­mer wa­ren mir bis auf Ge­ne­ral Re­ling und den Chef des rus­si­schen Ge­heim­diens­tes un­be­kannt.
    Das ge­heim­nis­vol­le, ner­ven­zer­mür­ben­de Flui­dum des GWA-Haupt­quar­tiers fehl­te.
    Re­ling trug die blauschwar­ze Uni­form der GWA. Gre­gor Iwa­no­witsch Gor­ss­kij war an­schei­nend oh­ne sei­nen Mit­ar­bei­ter­stab ge­kom­men. Ich war ent­täuscht. Wes­halb hat­te man mich nach Si­bi­ri­en be­foh­len?
    »Freut mich, Sie zu se­hen«, mein­te Gor­ss­kij mit wis­sen­dem Lä­cheln. »Neh­men Sie bit­te Platz, Herr Oberst. Ich ver­mu­te, daß wir uns schon ein­mal be­geg­net sind.«
    Er schau­te mich prü­fend an. Ich öff­ne­te für einen Au­gen­blick mein Se­pa­rat­ge­hirn, um zu ver­su­chen, Gor­ss­ki­js Ge­dan­ken­in­halt te­le­pa­thisch zu le­sen.
    Mei­ne Aus­bil­dung war weit fort­ge­schrit­ten, nach­dem ich noch­mals drei Mo­na­te auf der Süd­seein­sel Hen­der­won ge­schult wor­den war. Mein durch die Ope­ra­ti­on ver­än­der­tes Groß­hirn hat­te sehr gut auf die pa­ra­psy­chi­sche Ak­ti­vie­rung an­ge­spro­chen.
    »Un­ter­las­sen Sie das«, fuhr mich Re­ling an.
    Ich sah ihn er­staunt an. Seit wann war der Chef so un­vor­sich­tig, mei­ne neue Fä­hig­keit an­zu­deu­ten?
    Der Al­te lach­te hu­mor­los auf.
    »Ge­ben Sie sich kei­ne Mü­he. Die Her­ren sind in­for­miert. Das über­rascht Sie wohl, wie?«
    »Das – das kann man sa­gen, Sir«, stot­ter­te ich.
    Plötz­lich sah ich die An­ge­le­gen­heit in ei­nem an­de­ren Licht. Das ein­fa­che Ar­beits­zim­mer, das feh­len­de Flui­dum und die we­ni­gen Of­fi­zie­re ge­wan­nen an Be­deu­tung.
    »Es war er­for­der­lich, HC-9«, warf Gor­ss­kij ein. »Wir ha­ben Sie nach Si­bi­ri­en ge­be­ten, weil wir kei­nen Agen­ten mit Ih­ren Fä­hig­kei­ten zur Ver­fü­gung ha­ben. Wir se­hen in Ih­nen den ge­fähr­lichs­ten Mann der Welt­ge­schich­te.«
    »Aber, Sir, das ent­spricht nicht den Tat­sa­chen. Ich bit­te drin­gend dar­um, mich nicht zu über­schät­zen. Ich …«
    »Doch, HC-9, Sie sind ge­fähr­lich, al­ler­dings in po­si­ti­vem Sin­ne. Ein Mann, der in der La­ge ist, die Ge­dan­ken an­de­rer Men­schen zu le­sen so­wie al­le Ge­fühls­re­gun­gen und
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