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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder
Autoren: Robert Gordian
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rief ich. „Wie war ich in Sorge um dich! Dem Herrn sei Dank, du bist heil und gesund! Hör mir zu, ich muß dir jetzt etwas gestehen, Odo, es drückt mich schon lange. Der Auftrag der Prinzessin …“
    „Ach, Vater, sie hat uns hereingelegt!“ sagte er, zornig schnaufend. „Besser wäre gewesen, du hättest es gar nicht erfahren. Sie wollte uns nur einen Streich spielen!“
    „Wie? Einen Streich?“
    „Keine Spur von Liebe zu mir. Sie hat dich und mich zum Narren gehalten.“
    „Was sagst du da? Sie hätte mich … uns beide …?“
    „Stell dir vor, was mir passiert ist. Nachdem ich von dir gehört hatte, daß sie bereit sei … hierorts, jede Nacht … da verlor ich natürlich keine Zeit. Ich schlich mich am Abend in den Garten – und siehe, obwohl es kalt und windig war, stand ein Fenster ihrer Wohnung weit offen. Damit bist du gemeint, sagte ich mir und besorgte mir schnell eine Leiter. Ich steige also hinauf und hinein. Wer aber nimmt mich in Empfang? Ihre älteste Kammerfrau!“
    „O weh!“
    „Ein Streitroß, das schon zur Zeit der Römer gedient haben muß. Aber noch immer gefechtsbereit. Ich erschrecke natürlich und will mich zurückziehen. Da krallt sie sich an mir fest und droht, Lärm zu schlagen. Teufel! Wir werden handgemein, wir ringen, wir wälzen uns auf dem Boden. Am Ende blieb mir nur eines: Ich mußte schweren Herzens die Lanze zücken. Erst nach dem dritten Waffengang ließ sie mich fort!“
    „Ich bedaure dich ehrlich …“
    „Und das Schlimmste bei dieser Tortur: Das Prinzeßchen hatte nebenan selbst einen Liebhaber. Den Grafen Roriko von Maine! Mein Streitroß mußte die Tür bewachen. Du kannst dir vorstellen, daß da drinnen zur gleichen Zeit doppelt so viele Gänge stattfanden. Wahrhaftig, Vater, es war eine Schmach!“
    „Odo, ich muß dir gestehen, Fräulein Rotrud konnte nicht wissen …“
    „Ja, nimm sie nur noch in Schutz! Das verdient sie nicht. Die Töchter des Alten sind alle gleich. Wie sagt Herr Alkuin verächtlich? ‚Die Kronentauben, die durch die Kammern der Pfalz schwirren … ‘ Aber der Alte duldet die Huren Wirtschaft. Er will vom Blütenkranz seiner Töchter umgeben sein. Schöne Blüten! Ich habe genug, ihre Düfte werden mich nicht mehr betören. Wenn es hier nur nicht so langweilig wäre. Und der verfluchte Winter fängt ja erst an! Ach, Vater, könnten wir doch schon wieder auf Reisen gehen …“
    Mit dieser Posse, mein lieber Volbertus, endete unser Abenteuer. Ich hoffe, daß mein Bericht, den ich heute, am dritten Adventssonntag, abschließe und einem Kurier nach Bayern mitgeben werde, Dich bald nach Neujahr erreicht. In einem Bergkloster wie dem Eurigen ist ja der Winter besonders lang. Da kann Euch meine Erzählung vielleicht ein wenig die Zeit kürzen.
    Hüte Deine Gesundheit, mein Bester, und bleibe Deinem treuen Vetter gewogen. Im Frühjahr ziehen wir wieder los, dann werde ich Dir bald Neues berichten.
    Leb wohl!

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