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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder
Autoren: Robert Gordian
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Gelächter angestimmt und immer wieder auf die beschädigte Altarstufe gezeigt. Ein andermal hatte er einen Altarleuchter ergriffen und versucht, den Chorherrn, der ministrierte, damit niederzuschlagen. Beide Male war er gewaltsam hinausgeführt worden, und nach dem zweiten Vorfall hatte man ihn nicht wieder in die Kirche gelassen. Darauf hatte er zum Vergnügen der Bettler auf den Stufen des Kirchenportals wirre Reden gegen falsche Fromme, welche des Teufels Waffen führen, gehalten und schließlich dort sogar aus Protest seine Notdurft verrichtet. Der neue Bischof mußte eingreifen und den Störenfried aufs Land bringen lassen, auf das Gut eines kleinen Edlen, wo gerade ein Priester benötigt wurde.
    Dem dummen Bauernvolk, schloß lächelnd der junge Subdiakon seinen traurigen Bericht, falle es ja gewiß nicht auf, daß der Sallustus verrückt sei. Sein Pfaffenlatein verstehe es nicht, und treibe er es zu arg, bekomme er Prügel vom Herrn wie alle anderen. Das weiche ja in nichts vom Üblichen ab.
    Schließlich muß ich noch von meinem Freund Odo berichten.
    Du kannst Dir vorstellen, lieber Volbertus, daß ein so stolzer Edler wie er sich nach dem, was ihm geschehen war, wie ein Käse fühlen mußte, an dem hundert Ratten nagen. Kaum hatte ihm Fausta ihre Absage erteilt, griff er zum Weinkrug, um diese Quälgeister zu ersäufen. Ich sah mich verpflichtet, ihm dabei Beistand zu leisten, vor allem aber, ihn aufzuklären. Als Fausta ihr Maultier bestieg und über das Alte Forum davonritt, kannte er endlich die Geschichte, die er am Tage zuvor nicht hören wollte.
    Er versank lange in düsteres Schweigen, trank und sinnierte.
    „Da ist ein böser Dämon am Werke“, sagte er schließlich überzeugt. „Er will mir die Frauen verleiden, die ich immer geliebt habe. Jedesmal, wenn ich mich ihnen nähere, setzt dieser Satansgehilfe ein Unglückszeichen. Entweder sie werden ermordet wie Romilda, oder sie morden selbst wie Fausta.“
    „Vielleicht hat Gott die Zeichen gesetzt!“ vermutete ich mit nicht mehr ganz gehorsamer Zunge, denn wir hatten schon mehr als reichlich gezecht.
    „Glaubst du wirklich? Und was will er mir damit sagen?“
    „Vielleicht will er dich warnen.“
    „Vor den Frauen? Zum Teufel, das sähe Gott, dem alten Weiberfeind, ähnlich! Was aber erwartet er von mir? Soll ich mich in seine heiligen Hundertschaften einreihen? Soll ich Keuschheit geloben und Mönch werden?“
    „Nun, so viel wird nicht von dir verlangt.“
    „Aber ich tue es, wenn es sein muß. Aus Barmherzigkeit!“
    „Aus Barmherzigkeit?“
    „Gegenüber den Frauen. Damit nicht noch weiteres Unheil geschieht!“
    „Dein edles Herz spricht aus diesen Worten. Aber glaube mir, eine so harte Prüfung wird der Herr dir nicht auferlegen. Seine Warnung hat einen ganz anderen Sinn.“
    „Ah! Und solltest du den etwa kennen?“
    „So ist es. Er hat ihn mir offenbart.“
    „Warum dir und nicht mir?“
    „Weil ich schon tiefer in alles eingeweiht bin. Man will im Himmel dein Glück begründen und fürchtet, du könntest es leichtfertig aufs Spiel setzen.“
    „Verflucht! Wenn du nicht flunkerst, Vater, rücke mit deinem Wissen heraus!“
    Es tat mir leid, ihn so niedergeschlagen zu sehen, und so war mir eine Idee gekommen, wie ich ihn aufrichten konnte. Der Rausch beflügelte meinen Geist.
    „Eine sehr hochgestellte Person“, sagte ich so ernsthaft wie möglich, „ist über die Maßen in dich verliebt, glaubt aber, dies sei nicht mehr gegenseitig der Fall, so wie früher. Sie fühlt sich arg von dir vernachlässigt. Deshalb erteilte sie mir vor unserer Reise den Auftrag, dich zu beobachten und ihr dann zu berichten. Sie will wissen, ob deine Liebe erloschen ist oder ob sie noch hoffen kann.“
    Er starrte mich an und packte mein Handgelenk, daß meine Knochen knackten.
    „Eine hochgestellte Person?“
    „Wahrhaftig, so hochgestellt, wie sich nur denken läßt.“
    „Jung? Schön?“
    „Viel zu jung und zu schön für dich.“
    „Und sie hat dir gesagt, daß sie mich liebt?“
    „Unter Seufzern und Tränen.“
    „Dann ist es … sie?“
    „Prinzessin Rotrud. Um die du früher mal anhalten wolltest. Aber du hast dich ja von ihr abgewandt, seitdem du glaubst, daß der Herr Karl sie nicht verheiraten will.“
    Er sprang so heftig auf, daß er dabei fast den Tisch umstieß.
    „Und warum sagst du mir das erst heute?“
    „Es war ja mein Auftrag, zu schweigen und zu beobachten. Strengste Geheimhaltung, du verstehst! Aber nun, da
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