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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder
Autoren: Robert Gordian
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ich dich so verzweifelt sehe und schon im Begriff, der fleischlichen Liebe ganz zu entsagen …“
    „Hätte ich das nur gewußt!“ Er rannte aufgeregt hin und her. „Du wirst mich doch nicht verraten, Vater! Wirst ihr doch nicht etwa berichten, daß ich mit Romilda …“
    „Die Ärmste ist tot. Wozu ihr Andenken beflecken.“
    „Und daß ich mich mit Fausta verloben wollte, brauchst du ja eigentlich auch nicht …“
    „Die Verlobung hat ja nicht stattgefunden. Dank meiner Unermüdlichkeit! Ich dachte ständig an die Prinzessin, als ich Fausta verfolgte. Ich ahnte die Dummheit, die du vorhattest, und wollte dich davor bewahren. Das gelang schließlich auch.“
    „Du mein einziger wahrer Freund!“
    Er umarmte mich überschwenglich. Dann stürzte er noch einen Becher Wein hinunter und trug mir das Folgende auf:
    „Wenn wir heimkehren, sage der Rotrud, du hättest dies herausgefunden: Primo. Ich liebe sie! Secundo. Ich meinerseits hätte die Hoffnung nie aufgegeben, obwohl sie mich manchmal sehr kühl behandelte. Tertio. Sollte ihr Vater sie mir nicht zur Ehe geben, würde ich auch damit zufrieden sein, mein Glück in der Stille zu genießen. Quarto. Doch könne ich kaum noch essen und schlafen und würde meines Lebens nicht froh, wenn ich nicht endlich einen Liebesbeweis von ihr erhielte. Quinto. Wann und wo immer sie mich erwarte, würde ich pünktlich zugegen sein. Für alle Zeiten ihr Diener, ihr Sklave! Hast du das gut behalten, Vater?“
    Ich hatte es. Denn im Laufe der nächsten Wochen und Monate wiederholte er mir sein ‚Primo, secundo … ‘ bis zum Überdruß. Ich aber wagte nicht zu gestehen, daß ich den Auftrag der Prinzessin erfunden hatte. Und daß die himmlische Sorge um sein Glück nur seine düstere Stimmung vertreiben sollte.
    Was aber sollte nun daraus werden?
    Natürlich hatte ich erst recht nicht den Mut, nach unserer Rückkehr in die Pfalz dem Fräulein Rotrud, König Karls ältester Tochter, irgend etwas von Odo auszurichten. Wenn wir auch außerhalb des Hofes hohe Ämter ausüben, so sind wir bei Hofe doch nur ein kleiner Vasall und ein Mönch. Es wäre mir auch schwerlich gelungen, die edle junge Dame, die stets einen Troß von Kammerfrauen und Höflingen mit sich zieht, allein zu sprechen. Odo fragte mich täglich, ob ich ihr endlich berichtet und was sie geantwortet hätte. Er glaubte wahrhaftig, sie warte mit Ungeduld auf meine Auskünfte, wobei er anscheinend gar nicht wahrnahm, daß sie sich weder um ihn noch um mich kümmerte. Allmählich wurde er mir recht lästig. Mir fielen kaum noch Ausflüchte ein, und ich wußte nicht, was ich tun sollte. Womöglich hätte er mich ja auf der Stelle mit seinem Schwert in zwei Teile gehauen, wenn ich die Wahrheit gestanden hätte. Ich war, offen gesagt, ziemlich ratlos.
    Eines Tages – es war im November – saß ich in der Schreibstube der Kanzlei und setzte gerade eine Verordnung auf. Da kam er wieder herein und belagerte mich. Wollte wissen, ob ich mit Fräulein Rotrud gesprochen hätte. Ich mußte achtgeben, daß mir kein Fehler unterlief, und so sagte ich, um ihn loszuwerden:
    „Jaja, ich habe mit ihr gesprochen. Habe ihr alles ausgerichtet.“
    „Alles?“ flüsterte er, damit die anderen im Raum nichts hören konnten.
    „Alles.“
    „Daß ich sie liebe?“
    „Jaja …“
    „Nicht mehr essen und schlafen kann?“
    „Auch …“
    „Mit einem Glück in der Stille zufrieden wäre?“
    „Gewiß, gewiß …“
    „Aber endlich einen Beweis brauche?“
    „Beweis … natürlich …“
    „Und? Hat sie dir auch gesagt: wo und wann?“
    „Jaja … hierorts … jede Nacht … siebenmal …“
    „Jede Nacht siebenmal?“
    Einen Augenblick lang schien er betroffen zu sein. Dann aber drückte er mir einen Kuß auf die Stirn, daß mir davon ganz schwindlig wurde, und eilte hinaus.
    Was hatte ich ihm gesagt? Ich konnte mich schon nicht mehr erinnern. Geschrieben hatte ich gerade: „… aufgrund des erbrachten Beweises häufigen Diebstahls wird angeordnet, daß künftig die Wache hierorts jede Nacht siebenmal ihren Rundgang macht …“
    Eine Woche lang sah und hörte ich nichts von Odo. Ich wurde unruhig, machte mir Vorwürfe. Hatte ich ihn gedankenlos zu einer Unüberlegtheit mit üblen Folgen verführt? War er eingesperrt? Vielleicht umgebracht?
    So war ich froh, daß ich ihm eines Morgens auf dem Vorhof der Pfalz begegnete. Er sah aus wie ein Hund, der gebadet hat, schien aber sonst wohlauf zu sein.
    „Endlich!“
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