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Odo und Lupus 04 - Die Witwe

Odo und Lupus 04 - Die Witwe

Titel: Odo und Lupus 04 - Die Witwe
Autoren: Robert Gordian
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Richter hinaus ins Reich schickt!“
    Die beiden Priester, die sich für solche Fälle bereit halten mußten, trugen bereits den Schrein in den Ring.
    „Nun“, sagte Odo unbeeindruckt, „wenn Ihr schwören wollt, so benennt uns zunächst die elf Männer, die Euch als Eidhelfer beistehen sollen. Denn Ihr müßt ja den Eid selbzwölft leisten.“
    „Darüber braucht Ihr mich nicht zu belehren. Viele hier werden freudig bereit sein, für meine Unschuld einzustehen! Diese drei würdigen Greise werden die ersten sein. Bitte erhebt euch und tretet zu mir!“
    Er sagte dies zu den drei alten Rechtskundigen, die neben uns auf der Bank der scabini saßen. Einer von ihnen folgte der Aufforderung. Die beiden anderen wandten die Köpfe ab.
    „Das ist erst einer!“ sagte Odo.
    Nach einer kurzen Verblüffung wandte Rothari sich an ein paar Adalinge in der Versammlung.
    „Herr Brandolf … Herr Poppo … Herr Irmfried … Herr Archimbald …“
    Diesmal erhoben sich zwei der Benannten und kamen herunter in den Ring.
    „Herr Eggo vom Adlerhorst … Herr Gumbracht vom Geierkamm …“
    Nur der letztere, der Dicke mit der zerschlagenen Nase, stand auf.
    „Herr Garibald! …“
    Der Herr des Rabennests zögerte kurz. Dann aber gab er sich einen Ruck. Er wollte die drei, vier Schritte machen, die ihn vom Grüppchen der Eidhelfer trennten.
    „Einen Augenblick!“ sagte Odo. „Ihr steht hier noch immer als Angeklagter. Bedenkt sorgfältig, war Ihr jetzt tut …“
    Herr Garibald seufzte und senkte den Blick.
    „Agino!“ rief Herr Rothari wütend. „Turibert … Leuthold …“
    Das waren schon Namen von Bauern. Er nannte wohl an die fünfzehn, zwanzig. Nur vier der Aufgerufenen erhoben sich. Zusammen waren es jetzt acht, und nach langem Bemühen wurde ein neunter gefunden.
    „Neun Männer“, sagte Odo, wobei er nach und nach jedem scharf in die Augen blickte. „Neun Männer, die bereit sind, ihren dem König geleisteten Eid zu entwerten, indem sie bei einem Meineid helfen.“
    „Das ist nicht zulässig!“ zischte Rothari. „Ihr versucht, die Eidhelfer einzuschüchtern!“
    „Wozu hätte ich das nötig? Sie sind nur neun, es fehlen ja zwei. Sie haben Glück, es geht an ihnen vorüber. Ihr werdet Eure Unschuld auf eine andere Art beweisen müssen.“
    „Dazu bin ich entschlossen!“ schrie der Graf. Er riß sein Schwert aus der Scheide und stieß es mit einer theatralischen Geste hoch in die Luft. „Damit werde ich es tun! Damit werde ich meine Ehre verteidigen!“
    „Ihr wollt also einen Zweikampf.“
    „Auf der Stelle! Diese Versammlung darf nicht auseinandergehen, bevor ich mich von dem Schmutz der Verleumdung gereinigt habe!“
    „Es handelte sich nur um eine Zeugenaussage. Noch ist kein Verfahren gegen Euch …“
    „Ihr selber habt mich doch bereits angeklagt! In fünf Punkten! Vermutlich als Vorsprecher für die Frau dort. Ob ein Richter das tun darf, weiß ich nicht. Vielleicht ist das bei euch Franken so Brauch, hier ist es nicht üblich. Seltsame Bräuche … Einer ist noch nicht verurteilt, da wird der nächste schon angeklagt. Das ist Willkür! Aber man darf es nicht übertreiben. Ein Angeklagter hat das Recht zur Verteidigung. Das war immer so, und das bleibt so. Ihr hattet ja auch nichts gegen den Eid. Vermutlich, weil Ihr damit gerechnet hattet, daß sich nicht genug Helfer finden würden. Eure Rechnung ging auf. Ich ahnte nicht, daß es hier so viele Feiglinge gibt. Nun, ich will ihnen eine Lehre erteilen. Ich stehe bereit! Ich werde kämpfen! Aber jetzt seid Ihr in Verlegenheit. Wer würde sich wohl dazu hergeben, für eine solche Frau das Schwert zu ziehen!“
    Da trat ohne Zögern der junge Thankmar vor, und mit beiden Händen, als sei er besorgt, er könne es nicht mit einer allein schaffen, packte er den Griff seines Schwertes. Im nächsten Augenblick stach die Spitze der Waffe dem Grafen entgegen.
    „Ich werde für sie kämpfen!“
    Es erübrigt sich, die Erregung zu schildern, die sich nun der Versammlung bemächtigte. Alles schrie durcheinander. Daß ein Sohn gegen seinen Vater einen gerichtlichen Zweikampf ausfechten wollte, erhitzte die Gemüter zum Sieden. Im Ring kam es zu einem Gedränge, weil Rothari, völlig außer sich geratend, das Schwert in die Scheide zurückstieß und aus seinem Lederstrumpf eine Peitsche zog, um den Thankmar zu züchtigen. Die Eidhelfer scharten sich um ihn, versuchten, den Rasenden zu beruhigen. Eilig, besorgt um ihre Reliquie, trugen die
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