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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus
Autoren: Robert Gordian
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verkündete der seltsame Haruspex {5} .
    „Hör auf, dich vor diesen Herren wichtig zu machen!“ donnerte Herr Rocco. „Du verfluchter Schmarotzer hast nur den Wein gerochen. Aber heute bekommst du nichts mehr, du hast schon dein Teil. Morgen gibt es genug zu saufen, da wirst du auf deine Kosten kommen. Jetzt aber fort mit dir. Verschwinde!“
    Der Gescholtene verzog die Falten seines Gesichts zu einer tragischen Grimasse, wagte jedoch keine Widerrede, sondern krümmte den Buckel und wich zurück.
    Da sagte ich: „Wartet! Was meintet Ihr mit dem Blut des Jägers? Und mit den Nonen des September? Das ist ja tatsächlich der heutige Tag!“
    „Heute ist es genau ein Jahr her“, erwiderte Drog, mir seine lebhaften schwarzen Augen zuwendend, „daß das scharfgeschliffene Schwert auf den im Schlummer geneigten Schädel herabfuhr und … Ach, ach! Was habt Ihr denn da?“
    Er starrte auf meine Hand, die den Gürtel hielt.
    „Den habe ich gefunden, dort in der Felsspalte.“
    „Der Jäger trug ihn!“ stieß Drog mit einer heftigen Geste hervor.
    „Was ist das für eine Geschichte, Freund?“ sagte Odo, der nun ebenfalls aufmerkte. „Hier wurde vor einem Jahr ein Jäger ermordet? Wer war das? Etwa ein Grundherr aus der Umgebung?“
    „Ihr scheint nichts davon zu wissen“, sagte Herr Rocco mit unbehaglicher Miene. „Habt wohl lange nichts von Euren Verwandten gehört.“
    „So ist es. Aber was soll das heißen?“
    „Nun, der Ermordete …“
    „Sprecht! Wer war es?“
    „Es war der junge Herr Gundobad.“
    „Ebrachars Sohn?“ rief Odo.
    „Ja, der älteste Sohn Eures Vetters. Ein prächtiger Kerl, ein Heldensproß. Seine ganze Leidenschaft war die Jagd. In der Tat, es muß an dieser Stelle geschehen sein … ich erinnerte mich nicht gleich daran. Er ruhte sich aus von der Hatz, erfrischte sich … und dann fand man ihn hier. Wahrhaftig, das war ein häßlicher Tod! Ochsen und Schweine sterben angenehmer. Sie hatten ihn fast in zwei Teile gehauen, die Schurken!“
    „So weiß man, wer …?“
    „Natürlich Banditen. In dieser gottlosen Gegend ist kein Christenmensch sicher. In den Wäldern wimmelt es nur so von Räubern und Mördern. Hinter jedem Strauch lauert einer! Seid froh, daß Ihr uns getroffen habt. Es würde sicherlich übel ausgehen, wenn Ihr hier oben übernachten wolltet.“
    „Es steht also fest, daß es Räuber waren, die den Gundobad …“
    „Das steht fest wie diese Felsblöcke hier. Sie nahmen sein Pferd und seine Waffen.“
    „Und warum ließen sie den Gürtel zurück?“
    Herr Rocco zögerte mit der Antwort. Er warf einen schiefen Blick auf meinen Fund, den ich dem Drogdulf überlassen hatte. Der starrte auf die Silberbeschläge und murmelte:
    „O achtloser Mörder, der edles Metall verschmäht und fortwirft! Doch konnte er sich mit des Bruders prächtigem Leibesschmuck gürten?“
    „Gib her!“
    Herr Rocco riß dem Drogdulf so heftig den Gürtel aus der Hand, daß die scharfe Lederkante dem Armen die Haut zerschnitt.
    „Und nun troll dich, du Narr!“ rief Rocco. „Du redest heute so viel Unsinn, daß ich mich kaum noch beherrschen kann. Ihr fragt, warum die Räuber den Gürtel nicht wollten? Wer kann das schon wissen! Vielleicht erschlugen sie den Gundobad nicht im Schlaf, sondern es gab ein Handgemenge. Dabei fiel der Gürtel dort hinein, wo Ihr ihn heute gefunden habt, Vater, und sie haben ihn in der Eile vergessen. Er war ihnen wohl nicht wertvoll genug. Seht Euch meinen an … Gold und Rubine. Dagegen ist dieser Gürtel ein Dreck! Vielleicht gehörte er auch gar nicht dem Gundobad. Drog, der Tölpel, kann sich irren. Seht her, diese Hähne und Fische … jeder zweite schmückt sich mit Hähnen und Fischen. Ein Wanderer, der hier rastete, hat den Gürtel vielleicht verloren. Falls es aber doch der des Gundobad war … nun, meine Herren, in dem Fall habe ich eine Bitte. Versteckt ihn vor den Augen Herrn Ebrachars! Der Tod seines ältesten Sohnes hat ihn furchtbar getroffen. Viel fehlt nicht mehr, und er ist nur noch ein Jammergreis. Daß ich auch nicht an diese verfluchten Nonen gedacht habe! Ich hoffe, es fällt ihm nicht selber ein, daß es heute vor einem Jahr geschehen ist. Deshalb, ich bitte Euch, kein Wort von dem Gürtel! Eins kommt zum anderen, und alles zusammen könnte uns noch die Verlobung verderben. Hast du verstanden?“ schrie er plötzlich wieder den Drogdulf an. „Verliere auch nur ein Wort darüber, und du wirst keine Zeit mehr haben, es zu
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