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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus
Autoren: Robert Gordian
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noch war Euer Vetter ein Turm, jetzt aber verfällt er wie ein altes, morsches Gemäuer. Noch ein Geschoß und noch ein Windstoß, und er ist hin! Dabei hat er ja keine fünf Dezennien, er ist nur wenig älter als ich. Dieselbe Amme hat uns gesäugt, eine gewisse Gislinde, ein Prachtexemplar von Amme. Mein Vater kaufte sie Euerm Onkel, dem Vater des Ebrachar ab, weil ich als Säugling so schwächlich war. Aber wir haben nicht nur aus denselben Brüsten getrunken, sondern auch aus denselben Fässern! Wie oft war ich bei ihm zu Gast, und wenn Herr Ebrachar ein Fest gab – wahrhaftig, da krachten die Tische, da platzten die Gürtel! So war es, nun aber ist Schluß damit. Ein Teufel hat plötzlich den Schwanz gehoben und – ffft! Alles aus! Keine Feste, kein Braten, kein Wein! Statt dessen frommer Trübsinn, Gebete und Fasten!“
    „Ein eigenartiger Widerspruch, Freund. Der Teufel soll meinen Vetter vom fröhlichen Leben in die Kirche geschleppt haben?“
    „So ist es. Es kann niemand anders sein als er selbst, in Person. Deshalb nennen wir ihn auch den Pater Diabolus.“
    „Ein Ordenspriester?“
    „Vom Kloster drüben. In Wirklichkeit heißt er Fabiolus. Diabolus paßt aber besser zu ihm.“
    „Das muß ein gewitzter Pfaffe sein, der sich einen solchen Namen verdient.“
    „Ja, lacht nur! Weinen werdet Ihr, wenn Ihr das Elend seht!“
    „Wie denn? Mein Vetter ist im Elend?“
    „Noch nicht. Aber weit davon ist er nicht mehr. Dieser Diabolus streicht wie ein Geier um ihn herum und hackt ihm das lebendige Fleisch von den Knochen. Knauserig ist Ebrachar nur gegen seine alten Freunde geworden, nicht gegen die Mönche. Keinen Tag läßt Gott werden, an dem sie nicht etwas mitgehen lassen. Alles nehmen sie, können alles gebrauchen. Ein Leuchter? Ein Becher? Ein Ring? Nur her damit! Teppiche, Pelze, Wandbehänge? Haben wir nötig! Schinken, Würste, Bier und Wein faßweise? Stärkt uns für unsere frommen Übungen! Von Hühnern, Gänsen und Ziegen zu schweigen. Auch Pferde bringen sie fort … Wozu brauchen die heiligen Brüder Pferde? Kürzlich haben sie ihm sogar seinen goldenen Nachttopf weggenommen, ein Kunstwerk, stammt aus Byzanz. Angeblich, weil es Sünde ist, auf Gold zu pissen. Und wer tut es jetzt? Der Diabolus. Oder sein Abt, der Herr Agilhelmus!“
    „Ihr ereifert Euch so“, sagte Odo spöttisch, „als würde man Euch selber bestehlen.“
    „Und tut man's denn nicht?“ rief Herr Rocco, während er sich, rot im Gesicht, im Sattel umdrehte und einen Blick zurück auf den Zug warf. „Ist das alles nur für die Braut, die Ingunde, was ich dorthin schaffe? Keineswegs! Der Diabolus saß mit am Tisch und feilschte, als über den Muntschatz verhandelt wurde. Angeblich, um den lieben Ebrachar und seine Tochter vor meinem Geiz zu schützen. In Wirklichkeit, um seinen Anteil zu raffen. Sie haben mich fast ruiniert! Gott vergebe es Euerm Vetter und mache, daß er zu seinem Wort steht und seine Tochter wenigstens mit der Mitgift ausstattet, die er versprochen hat.“
    „Ah, daran zweifelt Ihr?“
    „Habe ich nicht allen Grund dazu?“ sagte Herr Rocco plötzlich in kläglichem Ton. „Dieser Diabolus hat so viel Einfluß auf Euern Vetter, daß ich fürchte, er wird noch im letzten Augenblick alles verderben. Bestimmt wird er da sein und einen Anlaß suchen. Daher meine Sorge, daß die Entdeckung des Gürtels ihm den verschaffen könnte. Und wenn sie dann noch daraufkommen, daß es genau ein Jahr her ist … dann wird ein Heulen, Jammern und Klagen losgehen, daß sogar Katzen und Hunde das Grausen bekommen. Und alle werden in die Kapelle stürzen. Und niemand wird etwas von einer Verlobung wissen wollen!“
    „Dann spart Ihr jedenfalls Eure Geschenke.“
    „Ja, spottet nur! Darauf verzichten sie gern, die frommen Teufel, wenn sie noch mehr bekommen können.“
    „Noch mehr?“
    „Die schöne Wiese zum Beispiel, die zur Mitgift gehört … sie grenzt an mein eigenes Gut. Seht, dort drüben!“
    Herr Rocco hielt sein Pferd an und deutete mit ausgestrecktem Arm auf etwas Unbestimmtes weit hinten am Horizont. Die ganze Kolonne kam ins Stocken. Auch vor uns wellten sich Wiesen. Die Strohdächer eines Dorfes lugten aus dem Gebüsch. Dahinter begann wieder dichter Wald.
    „Das alles gehört dem Kloster“, erklärte Herr Rocco. „Der Abt Agilhelmus ist schon der Reichste in der Grafschaft, doch das genügt ihm nicht, er will mehr. Deshalb schickt er ja den Diabolus aus.“
    „Der Abt schickt ihn aus, um
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