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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus
Autoren: Robert Gordian
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Besitz zu raffen?“ warf ich in skeptischem Tonfall ein.
    Herr Rocco musterte mich mit einem Blick, in dem sich Unwille und Verlegenheit mischten. Er mochte sich fragen, ob ich alles mitgehört hatte.
    „Mag es Euch passen oder nicht, Vater“, sagte er endlich schroff, „es ist so! Überall, wo es etwas zu erben gibt, ist der Pater nicht weit. Diese Wiesen, die Ihr hier seht, und das Dorf gehörten vor kurzem noch einem Herrn Mombert. Dessen einziger Sohn ertrank beim Fischen, er blieb ohne Erben. Schon war der Pater Diabolus da. Er brauchte nicht lange, der Mombert war alt und gebrechlich. Er ließ sich leicht überreden, die Tage, die ihm noch bleiben, im Kloster zu verbringen. Nicht für Gotteslohn, das versteht sich. Mit dieser Währung können die frommen Brüder nichts anfangen. Er gab ihnen alles, was er besaß.“
    „Und lebt jetzt im Kloster?“
    „Wenn er nicht schon gestorben ist. Ich habe lange nichts mehr von ihm gehört und gesehen. Er war nicht mehr gut zu Fuß, schon als er noch auf seinem Salhof saß. Aber man sah ihn manchmal ausreiten. Jetzt haben sie ihm wohl auch sein Pferd weggenommen.“
    „Aber man kann ihn doch im Kloster besuchen.“
    „Dazu habe ich kein Bedürfnis. Hatte viel Ärger mit diesem Mombert, er hat mir mal eine Mühle niedergebrannt. Wie es scheint, besucht ihn aber auch keiner der Nachbarn. Ich vermute, es ginge auch gar nicht, sie sollen die Kostgänger irgendwo in einem Nebengebäude versteckt haben. Nun, wer kennt sich da aus? Sie lassen ja kaum jemand hinein. Wer weiß, was sie hinter ihren Mauern treiben!“
    „Das Kloster hat also die Immunität.“
    „So ist es, Vater, sie besitzen das Privilegium. Und wenn Ihr jetzt kräftig ausspuckt und trefft den Brombeerstrauch dort, habt Ihr das geheiligte Territorium verletzt. Dafür müßt Ihr Euch vor dem Klostergericht verantworten. Und dann kann Euch nur noch der Papst helfen. Spuckt also lieber auf den Weg! Vorwärts!“
    Er riß wütend am Zügel und stieß dem armen, müden Gaul unter ihm die fetten Schenkel in die Flanken. Wir setzten uns wieder in Bewegung.
    „Ihr erzählt uns da seltsame Geschichten, mein Teurer“, nahm Odo das Gespräch wieder auf. „Soll das nun heißen, daß sie sich auch auf meinen Vetter gestürzt haben? Aber wenn auch sein Ältester tot ist … er hat doch noch andere Erben.“
    „Auf einem Bein steht sich's schlecht“, erwiderte Herr Rocco. „Von seinen legitimen Söhnen ist nur noch der Sigiwald da, ein schwächlicher Bursche von siebzehn Jahren. Ihr werdet ihn ja von früher kennen, er ist der einzige aus einer Muntehe {7} . Der andere, Cleph, stammt von einer Kebse {8} , der Langobardin, die Ebrachar damals aus dem Krieg in Italien mitbrachte. Das ist übrigens ein tüchtiger Kerl, er führt die Wirtschaft als Vilicus {9} . Aber erben soll er fast nichts, nicht einmal nach dem Tode des ältesten Bruders. Ich frage Euch, ist das gerecht? Dahinter steckt auch wieder dieser Diabolus!“
    „Ich vermute, der tauchte auf, nachdem Gundobad …“
    „Gewiß, das versteht sich! Solange Gundobad lebte, ließ er Euern Vetter in Ruhe. Mehrere Erben, nichts zu machen! Doch nun war einer tot, und das war das Loch in der Wand. Flugs schlüpfte er hindurch, der Halunke! War plötzlich da, um Trost zu spenden. Euer Vetter, Gott sei's geklagt, ließ sich umgarnen … wen wundert's? Sein Lieblingssohn war dahin, ihm wollte das Herz brechen. Von da an wich der Diabolus nicht mehr von seiner Seite. Bald hatte er Herrn Ebrachar eingeredet, der Tod seines Sohnes sei die Strafe für sein sündiges Leben, aber Gott sei noch nicht versöhnt, deshalb müsse er fleißig Buße tun. Vor allem aber dem Himmel Geschenke machen.“
    „Das heißt seiner irdischen Vertretung, dem Kloster.“
    „Inzwischen, scheint es, haben die Brüder erreicht, was sie wollten. Das ganze Erbteil des Gundobad soll an das Kloster gehen: Äcker, Wiesen, Dörfer, Fischteiche, Pferde, Ochsen, Männer und Weiber! Ein Jammer ist das! Dabei hatte der Cleph gehofft, daß nach dem Tod des ältesten Bruders das ganze Erbe noch einmal aufgeteilt wird. Ist so etwas nicht üblich? Machen es nicht auch die Könige so? Wie die Tochter beraubt wird, habe ich Euch schon erzählt. Denn was die Mönche wegschleppen, wird ja an ihrer Mitgift fehlen. Soll ich Euch noch etwas verraten? Es ist das, was mich am meisten beunruhigt. Sie haben auch schon der Ingunde den Kopf verdreht! ‚Warum soll ich den Bobo eigentlich heiraten‘, hat sie
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