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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus
Autoren: Robert Gordian
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Weiser tut gut daran, Narrenkleider anzulegen.“
    „Wenn ich das, was Ihr einen Hinweis nennt, wörtlich nehme …“
    „Nehmt es nur wörtlich.“
    „Dann waren es also nicht Banditen, die den Herrn Gundobad umbrachten.“
    „Hätten sie den Gürtel zurückgelassen?“
    „Die Erklärungen Eures Schwagers …“
    „Er weiß es besser. Er log. Er täuschte Euch.“
    „So wurde der Gürtel vom Mörder absichtlich vergessen?“
    „Er warf ihn fort, weil er ihn verraten konnte.“
    „Und Ihr glaubt, ein Bruder des Gundobad …? Welcher?“
    „Der eine ist ja fast noch ein Knabe.“
    „Also der andere. Der Vilicus.“
    Der Vogelkopf nickte mehrmals ernsthaft.
    „Angeblich ist das ein tüchtiger Mann“, sagte ich.
    „Schwerttüchtig. Beiltüchtig. Liebestüchtig.“
    „Liebestüchtig?“
    „Seht Ihr den Turm dort hinter dem Wäldchen?“
    „Ich sehe ihn.“
    „Zu oft hat er ihn erstiegen.“
    „Wozu?“
    „Dort oben, gleich unter dem Dach, haust eine fette, schwarze Spinne.“
    „Wie?“
    „Er geriet in ihr Netz, sie fängt Fliegenmännchen. Früher war sie Gundobads Frau. Ihr Name ist Prisca …“
    Er verstummte und starrte mit hängender Lippe nach vorn, nach dem Turm hinauf, wo sich an einem der Fenster tatsächlich etwas bewegte. Auch ich strengte meine Augen an. Es konnte der Kopf einer Frau sein. Noch aber war die Entfernung zu groß, um Gesichtszüge zu erkennen.
    „Sie hat uns bemerkt“, sagte Drogdulf. „Die Spinne beobachtet uns.“
    „Lebt sie immer dort oben?“
    „Immer. Neugierig ist sie. Und faul. Steigt kaum jemals herunter. Was zu tun ist, besorgt der Cleph für sie.“
    „Er verwaltet ihr Wittum?“
    „So kann man es nennen.“
    „Und sie hat es gewollt? Daß er ihren Gemahl …?“
    „Der war ja wertlos für sie geworden.“
    „Was heißt das?“
    „Er hatte kein Blut mehr in den Adern.“
    „Kein Blut?“
    „Sie hatte ihm alles ausgesogen. Er betrank sich jede Nacht und füllte seine Adern mit Wein auf. So büßte er auch die letzte Kraft ein. Was konnte sie noch mit ihm anfangen?“
    „Aber der andere sollte kaum etwas erben.“
    „Sie hofften, das würde sich ändern, wenn einer der legitimen Erben erst tot war. Zum Glück aber gab es den Pater Fabiolus.“
    Ich schwieg nachdenklich. Daß der Cleph nach dem Tode des Gundobad auf einen Vorteil gehofft hatte, wußte ich ja schon von Herrn Rocco. Der hatte dazu allerdings eine ganz andere Meinung geäußert. Natürlich war dieser Drogdulf seinem Schwager, der ihn beschimpfte und erniedrigte, nicht wohlgesonnen. Er schien mit seiner Geschichte vom Brudermord auch einen bestimmten Zweck zu verfolgen. Indessen gab er seine Auskünfte so bestimmt und ohne Zögern und wußte ihnen so viel Glaubwürdigkeit zu verleihen, daß es schwer war, sie einfach abzutun.
    „Seid Ihr der einzige, der diesen Verdacht hat?“ fragte ich.
    „Herr Ebrachar hatte ihn auch. Er wollte den Cleph, diesen Bastard von einer langobardischen Kebse, schon umbringen.“
    „Umbringen? Seinen Sohn? Wie kam er dazu?“
    „An jenem Tag vor einem Jahr war der Cleph mit dem Gundobad auf die Jagd gegangen. Allein kehrte er am Abend zurück. Am nächsten Morgen fand man den Leichnam, fast in zwei Teile gehauen. Der Cleph ist sehr stark.“
    „Und hat man nicht gleich an Banditen gedacht?“
    „Zuerst an den Sohn der Langobardin. Herr Ebrachar wollte ihn auf der Stelle totschlagen.“
    „Und wie kam er davon?“
    „Er flüchtete sich zu Rocco, versteckte sich bei uns. Stundenlang flüsterten die beiden. Dann ritt mein Schwager zu Herrn Ebrachar und beruhigte ihn, indem er ihm Lügen vortrug. Er sagte ihm nämlich, der Cleph sei an den Nonen des September, also heute vor einem Jahr, nicht auf die Jagd gegangen, sondern den ganzen Tag bei ihm auf dem Salhof gewesen. Angeblich um ein Geschäft zu besprechen. Das stimmt aber nicht, ich weiß es genau. Doch Ebrachar glaubte es ihnen schließlich. Vor allem weil der Leichnam ganz ausgeraubt war, fast nackt. Aber das konnte ja vorgetäuscht sein. Wenn nun der Gürtel zum Vorschein käme …“
    Der Drogdulf ruckte ein paarmal mit seinem Vogelkopf und stieß ein heiseres Lachen aus. Diese boshafte Vorfreude weckte erneut mein Mißtrauen.
    „Warum sollte nun aber Euer Schwager eine so schwere Sünde begangen und einen Mörder seiner Bestrafung entzogen haben?“
    „Versteht Ihr das nicht? Wer ist schon Rocco? Muß man sich eines solchen Verwandten nicht schämen? Vorher hätte er nicht gewagt, bei
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