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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus
Autoren: Robert Gordian
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Oben angelangt war ich völlig erschöpft.
    Hier hatte man nun eine schöne Aussicht, doch ich sah zunächst nur die Quelle aus dem Felsen hervorsprudeln.
    Gleich warf ich mich auf die Knie und trank. Da hörte ich es im selben Augenblick hinter mir poltern. Unser Wagen stand schief, ein Rad war in einen Felsspalt gerutscht. Waffen, Proviantsäcke, Schriftrollen, Kodizes, Decken und Felle – alles, womit wir ihn bis unter die Plane vollgestopft hatten, war durcheinandergeschüttelt oder zum Teil heruntergefallen.
    Ein greuliches Fluchen und Schimpfen erhob sich, wie üblich bei solchen Zwischenfällen. Rouhfaz, unser fadendünner Diener und Sekretär, der das Gefährt gelenkt hatte und für die Ladung verantwortlich war, beschuldigte kreischend und fluchend einen der Männer unseres Schutztrupps als Verursacher. Der hatte wohl, um einem Felsbrocken auszuweichen, sein Pferd zu heftig gegen die Seite des Wagens gedrückt. Der Beschuldigte, Fulk, ein alter Kriegsmann mit einer flammenden Narbe quer über der Stirn, schnauzte zurück und nannte Rouhfaz einen Hahn ohne Kamm, womit er auf dessen Glatze anspielte. Darauf schimpfte ihn Rouhfaz einen dummen Saufbold, Fulk zog sein Schwert, und Heiko, der Anführer unseres Schutztrupps, mußte dazwischengehen. Die beiden anderen Männer unseres Gefolges, bullige junge Kerle, die wir unsere Recken nannten, versuchten inzwischen, den Wagen anzuheben und das Rad zu befreien. Auch Heiko griff zu, und unter Gestöhn und Geächz drückten, stemmten und zerrten die drei. Aber das Rad saß fest, es war eingeklemmt.
    Zunächst kümmerte Odo sich nicht um den Vorfall. Ich sah ihn am Rande der Felsplatten unruhig auf- und abspazieren und Ausschau halten. Er suchte wohl das Haus seines Vetters, von dem aber weit und breit nichts zu sehen war. In der Mitte der Hügelkuppe türmten sich mächtige Quader, die den Blick auf die andere Seite verdeckten. Unter uns breitete sich eine Ebene aus. Der Bach, an dessen Quelle wir standen, teilte sie, und wir sahen an seinem jenseitigen Ufer Wiesen und abgeerntete Äcker, nur ganz in der Ferne ein paar Hütten. Vermutlich hatte sich Odo geirrt, und ich war mir schon ziemlich sicher, daß wir nach der Straße zurückkehren mußten.
    Während sich unsere Leute um den Wagen bemühten, untersuchte ich das zu Boden gefallene Gepäck. Zum Glück waren nur wenige Bücher darunter und ein einziges Bündel Pergamente mit königlichen Verordnungen. Ich hob die kostbaren Stücke auf, damit sie nicht weiteren Schaden nahmen oder gar von einem achtlosen Fuß in den Felsspalt hinabgestoßen wurden.
    Als ich an dessen Rande so hin- und herging, sah ich auf einmal aus der Tiefe etwas heraufschimmern. Neugierig beugte ich mich nieder und starrte hinab. Was mochte das sein? Ein Reif? Eine Fibel? Ein Dolchgriff? Ohne Zögern legte ich mich flach auf den Boden, doch selbst ein längerer Arm als der meinige hätte das Ding nicht zu fassen vermocht. Mein Blick fiel auf unsere Angelschnur, mit der wir gelegentlich Beute machen. Auch sie war vom Wagen auf den Boden gefallen. Ich ließ sie hinunter, doch fand der Haken zunächst keinen Halt und glitt an dem schimmernden Gegenstand ab. Endlich saß er dann aber fest, und nach mehrfachem Rucken konnte ich etwas heraufziehen. Es war ein mit einer dünnen Schicht Moder bedeckter, doch gut erhaltener lederner Gürtel mit silberner Schnalle und Schmuckbeschlägen.
    Odo brüllte jetzt unseren Leuten Kommandos zu. Zwischendurch lief er immer wieder zum Rande der Hügelkuppe, um mißmutig Ausschau zu halten. Er warf nur einen flüchtigen Blick auf den Fund.
    „Hebst du jetzt Schätze?“
    „Das ist alles. Immerhin nicht ganz wertlos. Wer legt so etwas ab und läßt es zurück?“
    Ich setzte mich nieder und betrachtete den Gürtel. Mit dem Ärmel der Kutte rieb ich die Metallteile ab. Auf den Beschlägen zu beiden Seiten der Schnalle waren jeweils dieselben Tierfiguren abgebildet, in der Mitte ein Hahn, seitlich Fische. Der Hahn stand auf zwei gekreuzten Lanzen. Die große, breite Schnalle war unbeschädigt, man konnte den Gürtel sofort wieder anlegen. Ich versuchte es selbst, aber meine rundliche Mitte ließ sich nicht ganz umspannen. Allerdings war es kein schlanker Mann gewesen, der den Gürtel getragen hatte.
    Vermutlich ein Edler, dachte ich, ein kräftiger Kerl, der unterwegs, vielleicht auf der Jagd, an dieser Quelle gerastet hatte. Gewiß hatte er den Gürtel abgelegt, und der war dann, durch Zufall vielleicht, in den
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