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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt
Autoren: Gregg Hurwitz
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Anbetracht der Location – Manhattan – würde das ungefähr eine halbe Million pro Tag kosten.
    Nachdem ich den Traum meines Lebens realisiert hatte, vergingen genau neun Tage, bis man mich feuerte.
    Während ich auf das Taxi wartete, das mich zum Flughafen bringen sollte, tröstete mich Sasha Saranova in ihrem Trailer. Das ehemalige Model aus Bulgarien hatte einen grandiosen Akzent und Wimpern, die von Natur aus länger waren als die meisten Eheverträge in Hollywood. Als Keiths Filmpartnerin musste auch sie seine Launen aus allernächster Nähe ertragen. Sie betüddelte mich nicht wirklich aus echter Freundschaft, aber ich war total am Boden und froh um jede Gesellschaft.
    Ausgerechnet in diesen Minuten rief Ariana am Set an. Ich hatte auf ihre Anrufe seit drei Tagen nicht reagiert, weil ich befürchtete, dass ich unter dem ganzen Druck einfach zusammenbrechen würde, wenn ich ihre Stimme hörte. Zufällig war Keith zugegen und riss dem Produktionsassistenten das Telefon aus der Hand. Während er sich die Eisbeutel an den geschwollenen Kiefer drückte, erklärte er Ariana, dass Sasha und ich uns in ihren Trailer zurückgezogen hätten, wie jeden Abend, und dass wir wie immer darum gebeten hatten, nicht gestört zu werden. »Wegen nichts und
niemandem.
« Wahrscheinlich die beste schauspielerische Leistung seines Lebens.
    Es war schon Ironie des Schicksals, dass ich Ariana genau in diesem Moment eine Nachricht auf ihre Voicemail sprach, in der ich ihr die Neuigkeiten mitteilte und ihr meine Flugzeiten durchgab. Ich konnte ja nicht wissen, dass Don Miller gerade mit dem Mitgliedsantrag der Drehbuchautoren-Vereinigung an unserer Haustür klingelte, die versehentlich bei ihm abgegeben worden war. Unzählige Male hatte ich mir vorgestellt, wie sie hinterher verschwitzt und von Reue geplagt meine Nachricht abhörte und sich nach meinem jämmerlichen Bericht selbst zusammenreimen konnte, dass Keith sie reingelegt hatte. Ein grauenvoller Moment.
    Nach dem langen Flug nach Los Angeles, auf dem ich viel nachdenken konnte, stand Ariana blass und aufgewühlt am Gepäckband im Terminal 4 und erwartete mich mit noch schlimmeren Neuigkeiten. Sie log nie. Erst dachte ich, sie würde meinetwegen weinen, aber dann sagte sie: »Ich hab mit jemandem geschlafen.«
    Auf der Heimfahrt brachte ich keinen Ton heraus. Meine Kehle fühlte sich an, als wäre sie voller Sand. Während ich fuhr, weinte Ariana weiter.
    Am nächsten Nachmittag wurde ich mit den ersten juristischen Schritten konfrontiert, die Keith und das Studio eingeleitet hatten. Wie sich herausstellte, zahlte die Versicherung des Studios nicht bei Verletzungen, die Stars bei irgendwelchen Wutanfällen erlitten, also musste irgendjemand für die Kosten des Produktionsstopps zur Verantwortung gezogen werden. Keith hatte mich verklagt, um seiner Lüge noch mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, und das Studio hatte sich seiner Klage angeschlossen.
    Keiths Version der Geschichte sickerte zur Boulevardpresse durch, und ich wurde mit solch professioneller Eiseskälte verleumdet, dass ich nicht mal mitbekam, wie das Fallbeil herabsauste. Ich war ein Ex-Drehbuchautor, bevor ich Zeit gehabt hatte, wirklich ein Drehbuchautor zu sein, und meine Agentin empfahl mir einen kostspieligen Anwalt und ließ mich fallen wie eine heiße Kartoffel.
    Sosehr ich mich auch bemühte, ich konnte mich nicht mehr dazu aufraffen, mich an den Computer zu setzen. Meine Schreibblockade war so massiv und unbeweglich wie ein riesiger Felsblock mitten auf dem leeren weißen Papier. Da konnte ich gegen meine Selbstzweifel nicht mehr an.
    Julianne, mit der ich befreundet war, seit wir uns vor acht Jahren auf einem Filmfestival in Santa Ynez kennengelernt hatten, warf mir den Rettungsring zu: einen Dozentenjob für Drehbuch an der Northridge University. Nachdem ich zu Hause endlose Tage um mein Arbeitszimmer herumgeschlichen war, war ich froh über diese Chance. Die Studenten waren fähig und begeistert, und sie zu unterrichten, war mehr als bloß eine Erleichterung. Sie machten es mir nicht schwer mit ihrem Enthusiasmus, und ab und zu schimmerte in ihren Arbeiten auch mal echtes Talent durch. Ich hatte das Gefühl, dass sich meine Arbeit lohnte. Seit einem Monat unterrichtete ich dort, und langsam, aber sicher erkannte ich in gewissen Momenten mein altes Selbst wieder.
    Trotzdem kehrte ich jeden Abend in ein Zuhause zurück, das sich für mich nicht mehr wie ein solches anfühlte, zu einer Ehe, die ich nicht
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