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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt
Autoren: Gregg Hurwitz
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werden es seine vier Jungs in Zukunft nicht besonders leicht haben.
    Die vier Männer in jenem Haus – von denen natürlich keiner wirklich DeWitt oder Verrone hieß – haben sich alle schuldig bekannt, um eine Strafminderung zu erhalten. Da sie gegen Festman Gruber aussagen, entgehen sie der Giftspritze, allerdings sehen sie dafür nun einer lebenslänglichen Haftstrafe ohne Bewährung entgegen. Ich muss an Sally und Keith, Mikey Peralta und Deborah Vance denken, und bin froh, dass diese Männer für den Rest ihrer Tage aus dem Blechnapf essen und sich immer angstvoll umsehen werden.
    Ridgeline und die dazugehörigen Scheinfirmen werden gerade gründlich durchleuchtet, aber nach allem, was ich so gehört habe, scheitern die Ermittlungen an den Landesgrenzen von Bahrain.
    Bob Reimer, dem Gesicht des ganzen Skandals, ist es nicht so gut ergangen. Seine Hauptverhandlung zieht sich hin, und unter den besonderen Umständen könnte er sogar der Todesstrafe entgegensehen. Während er mit unerschütterlicher Seelenruhe im Gerichtssaal sitzt, nehmen die Staatsanwaltschaft und die Medien die Rechtsabteilung von Festman Gruber genauestens unter die Lupe. Reimers wohlhabende Kollegen waten unterdessen durch eine Flut von kleineren Anklagen, und der eine oder andere von ihnen wird ihm vielleicht irgendwann im Gefängnis Gesellschaft leisten, sollte er nicht zum Tode verurteilt werden.
    Wie vorherzusehen, waren Reimers Vorgesetzte erzürnt über die Ereignisse. Ihre Aktien sind in den Keller gefallen, und ich wette, das tut diesen Wichsern im Moment am meisten weh. Ohne öffentliches Aufsehen ist der Auftrag für die Sonarsysteme von Festman Gruber zu North Vector gewandert. Die Senatsabstimmung über die Dezibelgrenze rückt immer näher, und Kazakov glaubt mit ziemlicher Sicherheit zu wissen, wie sie ausgehen wird.
    Danke, Keith Conner. Dein Leben für die Sache. James Dean hat niemals Wale gerettet. Du schon, wenn auch auf seltsamen Wegen.
    Trista Koan bekam grünes Licht für einen anderen Film. Er handelt von den Fröschen im Amazonasgebiet, die durch die globale Erwärmung sterben. Ein anderer junger Mann, ein Crossover-Popstar, spricht die Texte. Angeblich soll er seine Sache gar nicht so schlecht machen. Als sein letztes Album vergoldet wurde, verdrängte er Keiths Konterfei von der Plakatwand vor der LaRusso Agency, und wenn er Glück hat, hängt er dort nächsten Monat auch noch.
    Ich biege auf die Roscomare Road und fahre den Hügel hinauf, vorbei an Paaren, die ihre Hunde spazieren führen, an Gärtnern, die ihre Pick-ups beladen, an dem überladenen Prunkbau mit den angedeuteten Burgzinnen im Quasi-Tudor-Stil. Paul McCartney flüstert Worte der Weisheit aus meinen alten Lautsprechern, und dann kommen die Nachrichten. Ein Spieler der Lakers ist in Venice Beach mit einem Transvestiten in einer Toilettenkabine erwischt worden. Ich drehe das Radio ab, lasse mir die Brise ins Gesicht wehen und vergesse all die Skandale und Sensationsgeilheit rundum.
    Bei Bel Air Foods halte ich an und marschiere pfeifend durch die Gänge, während ich im Geiste meine Einkaufsliste durchgehe. Als ich schon fast an der Kasse bin, fällt mir ein, was ich vergessen habe. Ich gehe zurück und packe Vitamintabletten für Schwangere in den Korb.
    Bill steht an der Kasse. »Hallo, Patrick, wie geht’s dir denn heute so?«
    »Super, Bill. Und dir?«
    »War nie besser. Arbeitest du schon wieder an einem neuen Drehbuch?«
    »Nö.« Ich lächle und bin zufrieden mit mir und der Welt. »Ich liebe Filme. Aber deswegen bin ich noch lange kein Drehbuchautor.«
    Sein Blick bleibt kurz an den Vitamintabletten hängen, als er sie über den Scanner zieht, dann schaut er hoch und zwinkert mir zu.
    Nachdem ich in die Garage gefahren bin, bleibe ich noch eine Weile im Wagen sitzen. Links oben auf dem Regal schimmert Arianas Hochzeitskleid durch die durchsichtige Plastikbox. Ich klappe das Handschuhfach auf, nehme den Arbeitsvertrag heraus und lese ihn noch einmal durch, um mich zu vergewissern, dass ich das nicht geträumt habe. Ich denke an unseren ehrwürdigen Küchentisch mit seinen ganzen kleinen Makeln, die frisch gestrichenen babyblauen Wände meines ehemaligen Arbeitszimmers, und dann übermannt mich die Dankbarkeit so sehr, dass ich ein bisschen weinen muss.
    Während ich die Einkaufstüten auf den Armen balanciere, gehe ich noch einmal zum Briefkasten. Mit leichter Skepsis mache ich ihn auf, aber … wie schon gestern und vorgestern ist nur ganz
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