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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt
Autoren: Gregg Hurwitz
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aufnehmen können.«
    »Aber wenn sie wieder auftauchen.« Seine Worte kamen eindringlich, in harten, kompakten Silben. »Sie brauchen uns. Wir können die Sache klären. Sie brauchen
mich.
Selbst
wenn
Sie die Polizei davon überzeugen könnten, dass sie sich besser an die Fersen von Ridgeline heften sollen anstatt an die Ihren, wäre es ziemlich ungünstig, wenn die Polizei ein Haus stürmt, in dem eine Geisel festgehalten wird. Nicht, wenn man es mit Leuten dieses Kalibers zu tun hat. Von Ihrer Frau würde nicht viel mehr übrig bleiben als ein Blutfleck.«
    Durch die transparenten Wände sah ich die Uhr im benachbarten Büro. 8.44  Uhr.
    In drei Stunden und sechzehn Minuten würden die Männer von Ridgeline meine Frau umbringen.
    »Keine Polizei«, sagte ich. »Keine Gewalt.«
    Mit leicht geöffnetem Mund sah er mich ungläubig an. »Wie denn dann?«
    »Darüber werde
ich
mir den Kopf zerbrechen. Zerbrechen Sie sich lieber den Kopf darüber, was Sie Ihren Vorgesetzten in Alexandria erzählen. Und wählen Sie Ihre Worte mit Bedacht – wie ich selbst feststellen konnte, ist die Unternehmenskultur von Festman Gruber ziemlich gnadenlos.«
    Ich ließ ihn auf seinem Teppich stehen. Nachdem er eben noch so imposant dagestanden hatte, sah er jetzt wie ein Häufchen Elend aus. Als ich an der Tür war, hörte ich ihn etwas sagen. Sein Tonfall klang nicht rachsüchtig, sondern müde. Er schien sich bereits auf das Gemetzel vorzubereiten, dem er entgegenging. »Das hier ist definitiv nicht Ihre Kragenweite«, bemerkte er. »Sie können sich nicht ansatzweise vorstellen, was das für Menschen sind. Wenn Sie es allein mit denen aufnehmen wollen, können Sie Ihrer Frau gleich selbst eine Kugel in den Kopf schießen.«
    Ich ließ die Hand auf der Klinke ruhen, schloss die Augen und dachte an das körnige Bild des Clips, den Ridgeline mir um Mitternacht auf mein Handy geschickt hatte. Die verprügelte, zerzauste Ariana, die lautlos meinen Namen schrie. Was hatten sie ihr sonst noch alles angetan? Was taten sie ihr in diesem Moment an? Er hatte recht, zumindest teilweise: Das hier war definitiv nicht meine Kragenweite. Aber hatte er recht mit seiner Prophezeiung?
    Ich ging auf den Flur, wo schon die Mitarbeiter von North Vector warteten. Während wir durch das Glaslabyrinth liefen, standen mehrere Angestellte von ihren Tischen auf und sahen uns nach. Als wir vor den Fahrstühlen standen, warf ich noch mal einen Blick zurück, doch Reimer hatte die Glaswände seines Büros wieder eingetrübt. In der Mitte des Raumes konnte man noch einen dunklen Fleck erahnen – wie ein Symbol für meine eigene wachsende Angst.

[home]
    57
    I ch parkte Dons Range Rover in einer Auffahrt am Ende einer Straße in einem ganz normalen Wohnviertel in North Hollywood. Dann rief ich über mein Handy die Polizei an, erklärte dem diensthabenden Polizisten, dass ich mich stellen wolle und ihre Hilfe bei der Suche nach Ariana brauchte. Ich hätte keine andere Wahl, erklärte ich. Meine Frau werde gefangen gehalten und solle in dreiundfünfzig Minuten hingerichtet werden.
    Schwitzend beobachtete ich, wie der SWAT -Van eintraf, dann die normalen Polizeiautos und schließlich Gables Limousine.
    Das SWAT -Team umstellte den Range Rover mit den getönten Scheiben, dann riss eine behandschuhte Hand die Fahrertür auf, und die Läufe mehrerer MP 5 stocherten ins Wageninnere. Doch ich saß nicht darin.
    Ich stand zweieinhalb Kilometer entfernt auf einem Erdhügel und beobachtete das Ganze durch ein Militärfernglas, das die Auflösung eines NASA -Teleskops hatte, die reinste Science Fiction. Damit kann man die Pupille im Auge eines Vogels erkennen, hatte Kazakov geprahlt.
    Tatsächlich konnte ich sogar die Adresse auf dem Post-it-Zettel lesen, den ich aufs Lenkrad geklebt hatte. Die Adresse des einstöckigen Häuschens zwei Blöcke weiter.
    Rasch lief ich zu dem Dodge Neon zurück, den ein anonymer Freund von North Vector für mich aufgetrieben hatte – Kazakovs letzte Gefälligkeit. Von nun an war ich auf mich allein gestellt. Die Technologien zu stellen, mit deren Hilfe ein Konkurrenzunternehmen zu Fall gebracht wurde, war die eine Sache. Meine Frau zu retten, war eine ganz andere. Kugeln, gefährliche Situationen und Verantwortung – das Risiko, dass sie am Ende doch auf der falschen Seite stehen könnten, war einfach zu groß.
    Ich
hatte jedoch keine andere Wahl.
    Erneut wählte ich eine Nummer auf meinem Handy, und diesmal nahm mein Lieblingspaparazzo
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