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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt
Autoren: Gregg Hurwitz
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ab.
    »Bist du in Position?«, fragte ich.
    »Jawoll.« Der verkabelte Joe Vente schmatzte vernehmlich auf seinem Kaugummi herum.
    Ich hatte ihn in der Nacht zuvor angerufen, und nachdem ich ihm die absolute Exklusivstory zugesichert hatte – falls ich das Ganze überleben sollte –, versprach er, die Informationen per Flüsterpost an seine Kollegen weiterzugeben. Sie würden vor Ort sein, bevor ich dort war, sich aber bis zu meiner Ankunft im Hintergrund halten. Ich hatte Joe eingeschärft, dass das Timing hundertprozentig stimmen musste. Noch bevor die Fotografen sich zeigten und die Polizei auftauchte, musste ich ins Haus gelangt sein. Ich würde DeWitt und Verrone die Situation erläutern, ihnen mitteilen, dass das Haus mit Technologie aller Art überwacht wurde und von Polizeitruppen umstellt war, und darauf hoffen, dass das reichte, um Ariana und mich dort herauszukriegen.
    »Wir haben allerdings ein Problem«, meinte Joe.
    Diese Worte raubten mir den Atem. Jetzt musste alles wie am Schnürchen laufen. Wenn Ridgeline irgendetwas witterte, bevor ich an die Tür klopfte, würden sie Ari höchstwahrscheinlich umbringen und fliehen.
    Reimers Worte echoten mir wieder durch den Kopf.
Wenn Sie es allein mit denen aufnehmen wollen, können Sie Ihrer Frau gleich selbst eine Kugel in den Kopf schießen.
    Wenn sie das nicht schon für mich erledigt hatten.
    »Ein
Problem?
« Die Angst verschlug mir fast die Stimme. »Was für ein Problem?«
    »Die großen Nachrichtensender haben Wind von der Story bekommen, ich weiß auch nicht, wie. Aber sie schicken ihre Teams her, und sobald hier erst ganze Teams anrücken, werden sich meine Kollegen auch nicht mehr zurückhalten. Du weißt ja, wie die sind.«
    Ich rannte auf das Auto zu. »Wie zum Teufel konnte das passieren, Joe?«
    »Wie es immer passiert. Irgendjemand hat für einen Tipp bezahlt, schätze ich. Du bist jetzt auch noch ein Polizistenmörder, die Geschichte ist heißer als die Verfolgungsjagd auf O.J. Simpsons weißen Bronco. Patrick Davis und der große Showdown.«
    Ich sprang ins Auto und fuhr los. Auf dem Beifahrersitz lag der Laptop mit Jerrys Signalanalysegerät, auf dem der Puls von Arianas Regenmantel in seltsam hübschen Amplituden dargestellt wurde. An den Laptop war ein GPS -Gerät angeschlossen, und der blinkende Punkt, der Aris Position anzeigte, lag genau um die Ecke.
    »Halte sie zurück«, bat ich. »Hast du ihnen nicht gesagt, dass es gefährlich ist? Mann, das ist eine Geiselnahme.«
    »Natürlich, aber die ganze Straße ist voll. Die Anwohner werden langsam nervös, die kommen raus und versuchen auch, was zu sehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand entdeckt wird.«
    Ich trat das Gaspedal durch und schlingerte über den Splitt. »Gibt es irgendwelche Anzeichen dafür, dass sie dich gesehen haben?«
    »Nein. Alle Vorhänge sind zugezogen. Es ist absolut still.« Im Hintergrund war ein lauter Schlag zu hören. »Mist. Jetzt geht’s los. Jetzt beginnt die Live-Berichterstattung.«
    »Was ist pas…«
    Ich bog gerade noch rechtzeitig um die Ecke, um den Hubschrauber eines Nachrichtensenders hochsteigen zu sehen. Kleine Dreckklümpchen regneten auf meine Motorhaube. Channel 2  News. Die Paparazzi hatten sich ebenfalls in Bewegung gesetzt, schlichen sich von Vorgarten zu Vorgarten, stiegen über Hecken und umklammerten dabei fest ihre Kameras. Ein paar Vans verschiedener Fernsehsender kamen aus der anderen Richtung auf das Haus zu. Und dann erschien der nächste Helikopter über dem Haus. In der Ferne hörte ich schon schwaches Sirenengeheul – die Kavallerie war also auch schon ausgerückt.
    Das ging alles viel zu schnell.
    Über dem ganzen Trubel konnte ich Joe kaum verstehen. »… eine Bewegung hinterm Fenster. Sieh zu, dass du da endlich reingehst.«
    »Siehst du Ariana?«
    »Nein … nichts …«
    Die Fotografen rannten neben meinem Auto her und schossen ihre Bilder. Die Fernsehkameras waren schon auf dem Gehweg in Stellung gegangen. Aus meinem Kopfhörer quäkte abgerissen Joes Stimme: »… Richtmikrofon … sie da drinnen hören … flippen total aus …«
    Verwirrte Reporter und Paparazzi umstellten mein Auto. Als ich schon ganz in der Nähe des Hauses war, riss ich die Tür auf und schrie sie an: »Bleibt von dem Haus weg! Die Männer da drin sind bewaffnet!«
    Panik machte sich breit. Rufe. Fragen.
    Ihre Angst verstärkte meine Furcht zusätzlich. Was, wenn DeWitt und Verrone die Kameras sahen, Ariana umbrachten und sich
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