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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt
Autoren: Gregg Hurwitz
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bedeutet.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Langsam zog ich das kleine Diktiergerät aus der Tasche. Als ich auf den Knopf drückte, füllte Bob Reimers Stimme den Raum.
»Diese Dokumente zeigen, dass Ridgeline kein Interesse daran hat, unsere Abmachungen einzuhalten. Aber das gilt dann eben beiderseitig. Wir fühlen uns ihnen gegenüber auch nicht mehr verpflichtet.«
    »Reimer weiß Bescheid?«, fragte DeWitt ungläubig. »Festman
weiß
das alles schon?«
    Der Mann am Fenster sagte: »Dieses kleine Stück Scheiße hat es ihnen erzählt.«
    »Wir müssen hier aufräumen und abhauen. Sofort«, sagte der andere.
    Verrone fuhr sich nervös durchs Haar und stapfte im Kreis. Sein gelbes Gesicht war ganz grau geworden, und an seiner Schläfe pulsierte eine Ader. Dann zog er plötzlich seine Waffe und zielte auf mein Gesicht. Ich krümmte mich zusammen und wartete auf den Knall.
    »Sie können Festman nicht mehr manipulieren«, argumentierte ich. »Was Sie gegen das Unternehmen in der Hand haben, zieht nicht mehr. Ich hab Festman die Dokumente selbst gegeben. Sie sind am Ende. Sie haben keine Alternativen mehr. Schachmatt.«
    Bob Reimers Tonbandstimme fuhr fort:
»Ridgeline glaubt, dass sie sich hiermit abgesichert haben, aber in Wirklichkeit haben sie sich damit ihr eigenes Grab geschaufelt.«
    Die Männer tauschten reihum von Panik erfüllte Blicke und versuchten, Alternativen zu erwägen und Loyalitäten abzuschätzen. Ich hörte das Knarzen von DeWitts Kehle, als er schluckte. Die beiden Männer am Fenster traten von den Vorhängen zurück.
    »Die Polizei ist da«, sagte einer der beiden. »Sie umzingeln das Haus. Wir können immer noch fliehen und uns den Weg freischießen. Aber dann muss es
jetzt gleich
passieren.«
    Verrone überlegte, ohne die Waffe sinken zu lassen. Dann machte er einen Schritt vorwärts, setzte mir das kühle Metall an die Stirn und drückte, bis ich in die Knie ging.
    Ich ließ das kleine Diktiergerät fallen, aber es lief weiter. Mein Hin und Her mit Reimer in dessen klimatisiertem Büro kam mir im Vergleich zu dieser Begegnung vor wie ein Federballspiel.
    »Glauben Sie, Sie sitzen jetzt am längeren Hebel?«, meinte Verrone. »Glauben Sie, Sie schreiben das Drehbuch? Sie haben ein paar Schachzüge getan. Sie haben uns in die Ecke getrieben. Aber im Moment sind Sie allein mit uns in einem Raum. Wie kommen Sie bloß auf die Idee, Sie hätten das Heft in der Hand?«
    »Weil ich der Mann bin, auf den im Moment alle Kameras gerichtet sind.«
    »Ein paar Reporter …«
    »Nein, nicht ein paar Reporter«, unterbrach ich. »Da oben kreisen schon die Hubschrauber der Nachrichtensender. Die Paparazzi treten sich noch drei Straßen weiter auf die Füße. Überall SWAT -Teams. Jeder schaut zu und dokumentiert, was hier passiert. Sie können nicht entkommen. Sie können nichts tun, ohne dass die da draußen zusehen und alles mitbekommen.«
    Man muss die Karten spielen, die man auf der Hand hat.
    Noch mehr Sirenen näherten sich, dann brach das Geheul plötzlich ab. Von oben hörte man die Hubschrauber. Die Vorhänge versperrten den Blick auf das Chaos auf der Straße, aber Geschrei und Fußgetrappel, Motorenlärm, das Gezeter von Fotografen und die Befehle der Polizisten waren zu hören.
    »Bei dem, was Ihnen bevorsteht, wollen Sie doch wohl nicht
noch
einen Mord drauflegen?«, meinte ich.
    DeWitt sah Verrone drohend an. »Ganz sicher nicht.«
    Die Mündung bohrte sich noch weiter in meine Stirn. Ich versuchte, die Fassung zu bewahren, kämpfte meine Angst nieder und betete einfach, dass ich noch bis zum nächsten Atemzug am Leben blieb. Und dann wieder bis zum nächsten. Und ich betete, dass meine Frau hinter dieser geschlossenen Tür noch am Leben war.
    Mein erstes Wort schrie ich richtig heraus. »
Hören
Sie … hören Sie einfach auf! Denken Sie nach. Was bleibt Ihnen denn jetzt noch übrig? Sie müssen mit der Polizei reden. Sie müssen kooperieren. Übergeben Sie dem Staatsanwalt die Beweise gegen Festman Gruber. Das sind beeindruckende Dokumente. Und es ist Ihre einzige Chance gegen diese Typen. Und die haben Sie jetzt. In dieser Sekunde.«
    Reimers Stimme tönte weiter von meinem Diktiergerät.
»Alles wird an Ihnen hängenbleiben. Und der Rest an Ridgeline.«
    Die Männer waren näher gekommen und standen jetzt um mich herum. Meine Knie schmerzten. Mein Schädel hämmerte. Mein Herz pumpte das Blut so schnell durch meinen Körper, dass mir ganz schwindlig wurde. Sie ragten über mir auf, vier
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