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Obsession

Titel: Obsession
Autoren: Simon Beckett
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Doppelfaust, «...   gehen die Dinge kaputt. Wie diese Wracks da draußen. Jedes ist irgendwie   ...
erstarrt
.» Das Wort gefiel ihm. «Sie sind eine Art Aufzeichnung. Das System steckt in jedem Teilchen von ihnen, und wenn du es sehen
     könntest, könntest du verstehen, warum passiert, was passiert, und du könntest verhindern, dass alles kaputtgeht. Aber du
     musst wissen, wie du suchen musst.»
    Durch das Megaphon ertönte wieder die Stimme. Er rutschte über den Boden zum Fenster. Der Himmel war noch heller geworden.
     Die Wracks waren nicht mehr nur mit Reif bedeckte, dunkle Formen. Durch den Spiegel konnte er sehen, dass die Arschlöcher
     auf der anderen Seite der Barrikade noch immer untätig blieben. Sie hatten nur eine große Klappe.
    Er schlich zurück zum Schreibtisch. Steven schaukelte wieder. Cole hielt seinen Sohn und schaukelte mit ihm.
    «Als du zurückgekommen bist, war das ein Zeichen, dass ich bald das System erkennen würde. Alles kam wieder an seinen Platz,
     und ich kam wieder ins Gleichgewicht. Selbst deine Art passt. Am Anfang habe ich sie nicht verstanden. Aber du bist hier eingeschlossen   ...» Er strich sanft über die Stirn seines Sohnes. «Du siehst alles als ein System. Ich versuche, eins zu erkennen, und du
     versuchst, aus einem rauszukommen.» Seine Miene wurde ernster.
    «Aber sie lassen uns nicht in Ruhe. Ein bisschen mehr Zeit, mehr bräuchten wir doch nicht. Nur ein bisschen mehr Zeit.»
    Er legte müde seinen Kopf zurück und wurde dann von einem neuen Geräusch im Hof aufgeschreckt. Mit seinem steifen Bein kroch
     er zum Fenster und schaute durch den Spiegel hinaus. Draußen tat sich etwas. Ein Motor wurde angelassen. Plötzlich erzitterten
     die Autowracks der Barrikade. |407| Eines schwenkte herum und fiel hinab. Gerade als er den gelben Baggerarm erkennen konnte, wurde der Spiegel zerschmettert.
    Als mit Verzögerung der Schuss knallte, krachte die Kugel schon in die Wand am anderen Ende des Raumes. Cole zählte bis zehn,
     ignorierte die durch die Scherben verursachten Schnittwunden und feuerte dann mehrmals blind durch das Fenster ab. Er duckte
     sich weg, bevor man auf ihn anlegen konnte, rutschte auf die andere Seite des Fensters und feuerte den zweiten ab.
    Er ließ sich auf den Boden fallen und griff nach den Patronen. Fünf waren noch übrig, drei weitere für die Arschlöcher. Hinter
     sich hörte er ein Geräusch. Er klappte den Verschluss mit nur einem geladenen Lauf zu und wirbelte herum, die Flinte im Anschlag.
    Der Fotograf stand in der Tür.
     
    Mit letzter Kraft hatte sich Ben die Stufen hochgeschleppt. Zum zweiten Mal sah er Cole mit der Schrotflinte auf ihn zielen,
     aber er konnte sich nicht rühren. Er hatte keine Ahnung, wie lange er für den Weg hinauf gebraucht oder wie lange er bewusstlos
     dagelegen hatte. Er war über und über mit seinem eigenen Blut beschmiert. In der Beuge seines rechten Armes lag das, was von
     seiner linken Hand übrig geblieben war. Immer wieder durchzuckte ihn ohne Vorwarnung der Schmerz, bis er fast ohnmächtig wurde.
     Die linke Hand hatte er schützend ausgestreckt, dann hatte Coles Schuss sie zerschmettert und ihn die Stufen hinuntergeschleudert.
    Durch das zerfetzte Loch in seiner Jacke konnte man die kugelsichere Weste sehen, die er draußen von der Straße aufgehoben
     hatte. Die äußere Stoffschicht direkt über seinem Herzen war aufgerissen.
    |408| Die Weste war schon beschädigt gewesen, ehe er sie angelegt hatte. Sie sah aus, als wäre sie beim Einsturz der Barrikade von
     einem Wrackteil getroffen worden. Ben hatte sie unter seiner Jacke versteckt, denn wenn Cole sie gesehen hätte, hätte er wahrscheinlich
     auf seinen Kopf gezielt. Die Weste hatte ihm zwar das Leben gerettet, aber er hatte das Gefühl, als wären seine Rippen gequetscht
     worden. Bei jedem Atemzug schien in seiner Brust etwas zu reißen. Außerdem konnte er entweder durch den Blutverlust oder durch
     den Aufprall bei seinem Sturz alles nur verschwommen sehen.
    Er hielt sich am Türrahmen fest, um nicht wieder hinunterzufallen, und sah Jacob hinter einem umgekippten Schreibtisch kauern.
Gott sei Dank.
Er hatte die Augen zusammengekniffen und den starren Gesichtsausdruck, der typisch für ihn war, wenn er verwirrt und verängstigt
     war. Ben wusste, dass der Junge ihn nicht bemerkt hatte. Er versuchte etwas zu sagen, brachte aber kein Wort hervor. Als er
     wieder zu Cole schaute, fiel ihm der Halbkreis aus Möbeln und anderen Gegenständen
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