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Obsession

Titel: Obsession
Autoren: Simon Beckett
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bleiben!»
    «Lassen Sie mich mit Cole reden!»
    |393| Der Vermittler wandte sich an den Polizisten, der ihn noch immer festhielt. «Bringen Sie ihn weg.»
    «Nein, warten Sie! Lassen Sie mich los!» Er versuchte den Polizisten abzuschütteln, aber es war vergeblich. «Lassen Sie es
     mich wenigstens versuchen!», rief er dem weggehenden Vermittler hinterher. «Er wird nicht auf Sie hören, aber vielleicht auf
     mich! Um Gottes willen, warten Sie doch!»
    Greene blieb stehen und gab dem Polizisten ein Zeichen. Ben merkte, dass er losgelassen wurde, aber er spürte, dass der Polizist
     wie ein heißgemachter Wachhund nur darauf lauerte, ihn wieder zu packen, um seine Frustration an jemandem auszulassen. Ben
     roch seinen schlechten Atem, als der Vermittler fragte: «Was würden Sie ihm sagen?»
    «Keine Ahnung, vielleicht könnte ich mich im Austausch für Jacob anbieten.» Der Vermittler schüttelte entschieden den Kopf
     und wandte sich ab. «Okay, okay», sagte Ben schnell. «Er will seinen Sohn. Das alles hier geschieht nur, weil er glaubt, dass
     man ihm Jacob wegnehmen will. Ich werde ihm sagen, dass ich nicht mehr versuchen werde, den Jungen zu sehen, und dass er ihn
     haben kann. Ich kann ihm sagen, dass ich die beiden für immer in Ruhe lasse, wenn er sich jetzt ergibt.»
    Er starrte Greene flehend an. «Bitte!»
    Der Vermittler schaute zum Trümmerfeld auf dem Schrottplatz. Dann drehte er sich um und sprach in sein Funkgerät. Durch das
     Knistern konnte Ben zwar die schroffe Stimme des Superintendent hören, aber kein Wort verstehen. Greene kam zurück. Er nickte
     knapp.
    «Wir werden Sie nicht mit ihm sprechen lassen. Er ist so schon unberechenbar genug, und wir können es nicht riskieren, irgendetwas
     zu tun, was ihn dazu provozieren könnte, |394| sich selbst oder dem Jungen etwas anzutun. Wir müssen ihn beruhigen und zum Reden bringen, aber bleiben Sie in der Nähe, falls
     er Fragen stellt, bei denen Sie uns helfen können.»
    Er bedeutete Ben, ihm zu folgen. «Bleiben Sie dicht hinter mir.» Sie gingen durch das Tor auf den Platz. Plötzlich erschien
     alles wesentlich größer. Durch die grellen Lichter und den Geruch nach Öl und Metall fühlte sich Ben an einen Flughafen bei
     Nacht erinnert.
    Als sie das Heck des Land Rovers erreicht hatten, warf ihm der Sergeant einen feindseligen Blick zu. «Warten Sie hier», forderte
     der Vermittler Ben auf. «Er wird zwar nicht über die Autos hinwegschießen können, aber ich möchte trotzdem, dass Sie aus der
     Schusslinie sind. Wenn ich Sie brauche, sage ich Ihnen Bescheid.»
    Greene ließ ihn stehen und ging zu O’Donnell, der hinter der Tür des Land Rovers kauerte. Draußen vor dem Schrottplatz jagten
     die Krankenwagen mit heulenden Sirenen davon. Ben schaute an den Polizisten vorbei zum Bürogebäude, das er undeutlich hinter
     umgestürzten Autowracks erkennen konnte. Sie versperrten noch immer den Weg, aber jetzt lagen sie so durcheinander da, als
     wären sie aus einem Eimer gekippt worden. Es sah aus wie eine Erwachsenenversion des Schrotthaufens in Coles Garten.
    Der Vermittler betrachtete das dunkle Büro über die Autotür hinweg und hielt das Megaphon vor den Mund.
    «HIER IST WIEDER IAN GREENE, JOHN.   WIR SIND NOCH HIER.   KEINER VON UNS WIRD GEHEN, ALSO KÖNNEN WIR AUCH REDEN.   ICH WEISS, DASS SIE VERÄRGERT SIND, ABER GEWALT WIRD NIEMANDEM HELFEN.   DENKEN SIE DARAN, WAS SIE MIT   ...»
    |395| Ben griff nach seinem Arm, bevor er den Satz beenden konnte. «Sagen Sie nicht Jacob!», sagte er schnell, als sich der Vermittler
     wütend zu ihm umdrehte. «Cole nennt ihn Steven.»
    Der Zorn verschwand aus Greenes Blick. Er bedeutete Ben, zurückzutreten, und hob wieder das Megaphon vor seinen Mund. Er fuhr
     im gleichen, wohlüberlegten Ton fort; ein vernünftiger Mann, der vernünftige Alternativen anbot.
Es wird nicht funktionieren.
Die Überzeugung packte Ben mit einer kalten Gewissheit. Mit Vernunft war Cole nicht zu ködern. Er folgte allein seinem wahnsinnigen
     Programm, und vernünftige Lösungen passten dort nicht hinein. Mit Worten würden die Polizisten ihn nicht zur Aufgabe bewegen,
     und wenn sie schließlich das Bürogebäude erstürmten, würde er Jacob erschießen und dann sich selbst.
    Ben sah keine Möglichkeit, die nicht mit Tod und Verderben endete.
    Er zitterte unkontrolliert. Greene versuchte, Cole zu überreden, ans Telefon zu gehen. Er hätte genauso gut Selbstgespräche
     in einem leeren Zimmer führen
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