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O-Män - fast fantastisch

O-Män - fast fantastisch

Titel: O-Män - fast fantastisch
Autoren: Residenz
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schreiben könnte wie der Professor Schläfrich. Aufsätze über mysteriöse Schätze unter Tiefgaragen, über spektakuläre Funde in U-Bahnschächten, über geheimnisvolle Friedhöfe unter Autobahnraststätten. Leider hat sie ihren Traumjob an der Uni noch nicht bekommen, sondern nur den als Assistentin zur besonderen Verwendung am Ambronsius Möpplinger Institut. Und so ist sie den Launen des Professors Schläfrich ausgeliefert. Das Abtippen von Manuskripten und das tägliche Gassigehen mit Kari und Hadschi gehören dabei zum Service.
    Bevor er sich ans Werk macht, denkt sich der Professor, sollte er sich noch einen Tee brauen. „Was man nicht im Kopf hat, das hat man in den Füßen!“, seufzt er und schnauft in die Küche. Dort holt er die Teedose mit seiner Spezialmischung aus dem Küchenkasten; eine Mischung, die das Hirn belebt, die Stimme ölt und die Worte beschleunigt. Einmal im Monat lässt er sich diese Spezialmischung, lautstark Anweisungen brüllend, in einem berühmten Teeladen von einem verängstigten Lehrmädchen zusammenstellen. Versonnen füllt der Professor Wasser in den Teekessel und Tee in das Tee-Ei. Er stellt den Teepott auf die Herdplatte und wartet gespannt auf das Pfeifen. Da läutet das Telefon. Nicht jetzt! Aber die Neugier siegt. Missmutig schleppt sich Professor Schläfrich ins Vorzimmer und hebt ab. „Hier bei Herrn Professor Schläfrich, Wien zwo! Ich bin der Nämliche!“, verkündet er mürrisch.
    Am anderen Ende der Leitung sagt jemand etwas. Des Professors Gesicht nimmt einen wachen Ausdruck an. Er hebt die Augenbrauen, spitzt die Lippen – dann, mit einem Schlag geht eine Wandlung in seinem Gesicht vor: Es wird zur willenlosen Larve eines Roboters! Des Professors blitzende Augen verschwimmen glasig, sein Mund steht offen, ein Spuckefaden läuft sein Kinn hinunter. Die Stimme aus dem Hörer quäkt noch eine Weile weiter und verstummt dann abrupt. Professor Schläfrich sagt blechern: „Jawohl! Verstanden! Auftrag wird ausgeführt!“
    Aus dem Hörer tutet das Besetztzeichen.
    Währenddessen befindet sich Otto im Augarten in einer echten Notlage. Hadschi und Kari haben nämlich, während sie knurrend über den Spielplatz patrouillierten, ihre Intimfeinde ausgemacht, die beiden vielfach preisgekrönten und frisch geföhnten Bärenpinscher der Hausmeisterin Hollndonner …
    Als nach einer gefühlten halben Ewigkeit der Kampfeslärm verhallt ist und sich der Staub wieder gelegt hat, liegt Otto mit dem Gesicht nach unten flach auf dem Kiesweg. Um seine Beine und seinen Kopf sind insgesamt sechzehn Meter Spulenleine gewickelt, auf seinem Rücken thronen mit triumphierendem Blick die siegreichen ostanatolischen Kampfdackel. Aus Hadschis Maul hängt etwas, das der geübte Kynologe als halbes Bärenpinscherohr identifizieren würde. Die gedemütigten Feinde haben die Szenerie bereits im pastellgrünen Tragekorb verlassen und bekommen als Trost zu Hause sicher die leckeren Koalabärenschwänzchen, die sie so gerne kauen.
    Mühsam hebt Otto den Kopf, er hustet. Kari quittiert dieses mit einem drohenden Knurren. „Heute ist irgendwie nicht mein Tag!“, erkennt Otto und beutelt die beiden Kampfdackel von seinem Rücken. Die empören sich und kreischen heiser. So, als hätten sie an einem Aschermittwoch in einem verrauchten Bierzelt stundenlang laut gebellt. Da reicht es Otto, ein für allemal! „Stillgestanden, Dackel!“, schnarrt er. Und – es funktioniert! Die beiden Kampfdackel stehen stramm! „Abmarsch!“, befiehlt Otto, und die Dackel marschieren brav zum Park hinaus, in Richtung Taborstraße.
    Mit letzter Kraft erklimmt Otto die vier Stockwerke, die Hunde eilen ihm voraus. Ihr Gebell hallt schrill durchs Stiegenhaus. Als Otto endlich die Wohnungstüre des Professors erreicht, sind die zwei Kläffer vor lauter Aufregung dem Kollaps nahe. Otto wundert sich, dass die Türe noch nicht wie immer von Professor Schläfrich höchstselbst geöffnet wurde. „Vielleicht ist er eingeschlafen!“, denkt Otto. Dann muss er grinsen: „Oder am Klo!“ Fast ein wenig fröhlich betätigt Otto den Klingelknopf.
    Zu seiner großen Enttäuschung hört Otto keine Klospülung, sondern nur die vertraut schlurfenden Schritte des Professors. Dazu ein seltsames Zischen und Keckern. Der Professor öffnet die Tür. Ein scharfer Ammoniakgeruch fährt Otto entgegen. Aus tränenden Augen erkennt Otto schemenhaft das Vorzimmer.
    Die Dackel wuseln zur Tür hinein und bringen Otto fast zu Fall. Als er sich am
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