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O-Män - fast fantastisch

O-Män - fast fantastisch

Titel: O-Män - fast fantastisch
Autoren: Residenz
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und Kara-ben-Christian, vulgo Hadschi und Kari. Laut ihrem Besitzer, dem Professor Schläfrich, sind die zwei durchgeknallten ostanatolischen Kampfdackel ganz entzückend und von geradezu beängstigender Intelligenz. Bis Otto anläutet, um sie, wie jeden Tag, um 14.30 Gassi zu führen. Dann geht eine Verwandlung in ihnen vor. Sie sind offenbar der Meinung, dass Ottos Hosenboden zu wenige Löcher habe, und begrüßen ihn entsprechend aufgeregt, mit Kreischen und Knurren und gefletschten Zähnen. Der Professor Schläfrich ermahnt Otto dann, seine Lieblinge nicht so nervös zu machen. Sobald die Dackel von ihm abgelassen haben, werden sie in ihre Ausgehmäntelchen gezwängt. Dann zerren die zwei unter hysterischem Gekläff den jammernden Otto in den Augarten, wo sie für Panik auf den Spielplätzen und angstvolle Mutterblicke sorgen.
    „So kann das nicht weitergehen!“, denkt Otto Odysseus Ondruschka. Von seiner erhöhten Position am Garderobenhaken aus kann er wunderbar beobachten, wie Cheyenne Blue mit dem Schüler Pfitzner den Garderobenkäfig verlässt. Dabei wirft sie ihre langen, honigfarbenen Locken nach hinten, simst sich den Daumen platt und gurrt auf den vermaledeiten Schüler Pfitzner ein. Als ihren „starken Helden“ bezeichnet sie ihn und als „Gladiator ihres Herzens“. Der Schüler Pfitzner streicht sich über die Frisur, tippt ebenfalls unzählige SMS und bläst sich auf wie ein halbstarker Kugelfisch. Es ist zum Haareraufen!
    Cheyenne Blue ist ohne Frage das schönste Mädchen der Klasse, wenn nicht gar der Schule – ein echtes Traumgirl. Alle sind in sie verknallt, aber am schlimmsten hat es Otto getroffen. Wie gerne wäre er Cheyenne Blues starker Held und Herzensgladiator. Andererseits: Cheyenne Blue hat schon recht. Wenn er ein starker Held wäre, dann hinge er nicht am Garderobenhaken, sondern würde seinen Achselschweiß über die ölige Schmachtlocke des Schülers Pfitzner verteilen.
    Zum Glück ist Otto nicht nur das Lieblingsopfer des Schülers Pfitzner, er ist auch der Klassenprimus. Er mag nicht der Stärkste sein, aber in Punkto Schlauheit nimmt es mit ihm nicht so schnell jemand auf. „Es muss sich etwas ändern, und zwar schnellstens!“, denkt Otto trotzig, während er sich mühsam aus seiner misslichen Lage zu befreien versucht. „Allerschnellstens!“ Weil das Maß heute noch nicht ganz voll ist, reißt mit einem lauten Schnalzen der Unterhosengummi, und die Schwerkraft befördert Otto, mit einem schmerzhaften Zwischenstopp auf der Garderobenbank, rasant zu Boden. Das Geräusch, mit dem Otto auf dem Linoleum aufschlägt, würden Zeugen als „schmatzend“ bezeichnen, aber zum Glück ist Otto mit seinem Elend wenigstens alleine. Da er, umsichtig wie er ist, immer eine Sicherheitsnadel mit sich führt, kann er den Schaden an seiner Unterhose zumindest provisorisch beheben.
    Müden Schrittes verlässt er die Schule. Dabei hat er das hysterische Gekläffe der beiden Kampfdackel bereits im Ohr. Am liebsten würde er losheulen, aber dann fragt er sich: „Würde Elvis weinen?“ Otto Odysseus Ondruschka schnieft trotzig und schüttelt den Kopf. „Nie und nimmer!“

Anruf mit Folgen
    Kaum hat Professor Schläfrich seine beiden Kampfdackel und den verzweifelten Otto aus der Wohnung bugsiert, atmet er tief durch. Es klingt ein bisschen wie Darth Vader mit Bronchitis. Der international berüchtigte Gelehrte und Forscher wackelt zurück an seinen Schreibtisch, um weiter an seinem neuesten Buch zu arbeiten, das seine Kritiker und Neider endgültig zum Schweigen bringen wird. Ottos Mutter hat gestern Nachmittag versucht, seine mit der Hand geschriebenen, nahezu unleserlichen Stichworte, Thesen und Theorien in eine Form zu bringen, die man einem wissenschaftlichen Buchverlag zumuten kann. Dazu musste sie das Geschreibsel entziffern, tapfer ertragen und zwecks weiterer Verarbeitung in ihr Notebook tippen. Genau dieses Getippte wird sich der Professor nun zu Gemüte führen. Voll der Vorfreude fummelt er einen dicken Rotstift aus seiner Brusttasche. Er liebt es, zu verbessern und zu korrigieren, deswegen ist er auch oft sehr einsam. Aber zum Glück hat er ja Hadschi und Kari, die zwei süßen Zuckerhündchen.
    Professor Schläfrich ist der Chef von Ottos Mutter, die stundenweise im „Ambronsius Möpplinger Institut für Vampirologie und Zombiekunde“ ihr Geld verdienen muss. Obwohl sie klassische Archäologie studiert hat und mindestens genauso gut komplizierte Aufsätze für Fachjournale
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