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Nur noch diese Nacht

Nur noch diese Nacht

Titel: Nur noch diese Nacht
Autoren: Kelly Mira Lyn
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Pfeifen des Windes entlang der Wolkenkratzer.
    Claire schloss die Augen und wartete auf die Ruhe, die dem Gefühlstumult folgen musste. Eine Ruhe, die sich nicht einstellte, weil jemand sie rief.
    Sie zuckte zusammen und stieß sich am offenen Fenster, als sie unten Ryan entdeckte, der sich an den Kopf griff, um ihr besorgt zu signalisieren: Vorsicht!
    Ja, Vorsicht. Mit ihren Gefühlen und Hoffnungen …
    Meine Güte, was wollte er hier?
    In Sekundenschnelle war Ryan in ihrem Apartment und stand vor ihr im Flur, wo er sich vor gar nicht langer Zeit von ihr verabschiedet hatte. Bewegt umfasste er ihr Gesicht und versuchte, in ihren Zügen zu lesen. „Alles in Ordnung, Claire?“
    Nein. Nichts war in Ordnung. Schon gar nicht, wenn er so nahe vor ihr stand, dass sie kaum atmen und sich nur mühsam beherrschen konnte, nicht sein unrasiertes Gesicht zu berühren. „Es geht mir bestens.“
    Ryan nickte kurz und ließ den Daumen forschend über ihre Wange gleiten. „Du bist so stark“, flüsterte er mehr zu sich selbst.
    Auf einmal begriff Claire, warum er gekommen war.
    Weil heute die Scheidungspapiere eingetroffen waren. Er wollte sich davon überzeugen, dass sie damit zurechtkam. Und das tat sie ja auch … bis jetzt, wo Ryan unverhofft vor ihr stand und ihr Gesicht liebkoste.
    Langsam trat sie einen Schritt zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, zu lächeln. „Ich bin stark.“
    Vielleicht mussten sie sich das beide ins Gedächtnis rufen.
    „Ich weiß, und …“ In Ryans Gesicht erschien ein seltsamer Ausdruck, der ihn fast verletzlich wirken ließ. Schnell blickte er fort, räusperte sich und strich sich einige widerspenstige Haarsträhnen aus der Stirn. „Sind das dort die Papiere? Hast du sie unterschrieben?“
    Claire wurde elend, starr sah sie zu, wie er in die Küche ging, wo sie gearbeitet hatte. In aufsteigender Panik drängte sie sich an ihm vorbei, schob die Dokumente zusammen und drückte sie an sich.
    „Ich bin fast damit fertig.“ Sie versuchte, sich zuversichtlich zu geben. Warum hatte sie die Papiere nicht gleich unterschrieben, als sie gekommen waren? Stattdessen …
    „Was, zum Teufel, hat das zu bedeuten?“, fragte Ryan aufgebracht, und in seiner Miene erschien ein mordlüsterner Ausdruck.
    Befremdet blickte Claire zur Küchentheke. Hatte sie aus Versehen ein Blatt liegen lassen? Doch dort war nichts, das erklären könnte, warum Ryan so wütend reagierte.
    Nur das schwarze Schmucketui, das er aufgenommen hatte.
    „So beginnst du also ein neues Leben?“ Er kam um die Theke herum zu Claire, die unwillkürlich zur Spüle zurückwich und kein Wort hervorbrachte.
    „Wer ist er?“ Ryan sah aus, als wollte er die Wände hochgehen.
    „Das ist mein Ring.“
    Ach ja? Ringetuis hatte er genug gesehen! Er hatte einfach nicht erwartet, eins neben ihren Scheidungspapieren vorzufinden. Wer immer der Kerl war, er hatte keine Sekunde verloren. Aber noch war es nicht zu spät. Dazu würde er es nicht kommen lassen. Er musste herausfinden, gegen wen er antrat, und dann … „Es ist dieser Aaron, stimmt’s?“, brachte Ryan mühsam beherrscht hervor. Das musste der Rivale sein. Dabei hatte er den Mann als völlig ungefährlich abgetan. Jetzt galt es nur noch, den Schleimer zu finden und ihn genüsslich auseinanderzunehmen.
    Doch dann umfasste Claire seine Hände und half ihm, das Kästchen zu öffnen.
    Da lag er.
    Claires Ehering.
    Auf einmal lief alles wie in Zeitlupe vor Ryan ab. Er wurde ganz still und fühlte sich seltsam ruhig.
    Seit Jahren hatte er den Trauring nicht mehr gesehen. Hatte sich nicht einmal erlaubt, daran zu denken. Oder sich zu fragen, ob Claire ihn abgezogen hatte. Irgendwie hatte er sich wohl damit abgefunden, dass er eines Tages die Times aufgeschlagen und dort ein Foto von ihr ohne Ring entdeckt hatte.
    Doch hier war er wieder.
    Schmal. Fast bescheiden wirkte der Ring, als Ryan ihn vom Seidenkissen nahm und in der Hand wog. Komisch, dass er dem kleinen Ring so viel Bedeutung beigemessen hatte. Er hätte schwören können, dass er schwer und massiv in seiner Tasche gelegen hatte, als er damit vor dem Friedensrichter gestanden und darauf gewartet hatte, ihn Claire anzustecken.
    Zögernd ließ Ryan die Fingerspitze über den zarten Ring gleiten. „Tut mir leid, wie ich mich eben aufgeführt habe. Und in den letzten beiden Monaten. Verdammt noch mal, in den vergangenen neun Jahren.“
    Sanft strich Claire ihm mit der Hand über die Brust und hielt über
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