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Nur noch diese Nacht

Nur noch diese Nacht

Titel: Nur noch diese Nacht
Autoren: Kelly Mira Lyn
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Langem. Wirklich.
    Dennoch konnte Claire sich nicht verkneifen, doch einen letzten Blick über die Piazza zu riskieren. Verrückt. Hirnverbrannt. Aber sie konnte nicht anders.
    Schnell überflog sie einen uninteressanten Typen nach dem anderen – kein Einziger zeigte auch nur die entfernteste Ähnlichkeit mit Ryan.
    Gut.
    Sally lehnte sich entspannt zurück und schmiegte sich in den ausgestreckten Arm ihres Begleiters Massimo. „Na gut, vielleicht habe ich mich geirrt. Jetzt sehe ich ihn auch nicht mehr. Entschuldige, Claire.“
    „Kein Problem“, winkte diese gleichmütig ab.
    Aber es gab sehr wohl ein Problem. Der Schaden war angerichtet. Die heiter-gelöste Stimmung, die Claire noch vor wenigen Augenblicken erfüllt hatte, war verflogen. Sie war an das Leben erinnert worden, das sie hinter sich gelassen hatte.
    Und als ob es noch einer Veranschaulichung bedurft hätte, spürte sie absolut nichts, als Paulo die Finger verführerisch von ihrer Handfläche zu der besonders empfindlichen Stelle am Handgelenk gleiten ließ. Sie war auch vorher von dem dunkelhaarigen Römer nicht gerade hingerissen gewesen, doch sie hatte eine gewisse Hoffnung verspürt, dass er etwas in ihr entfachen könne, das zu lange erloschen gewesen war.
    Aber jetzt erschien Claire die Situation schrecklich fad und durchschaubar. Sie saßen unter freiem Himmel in einem kleinen Straßencafé auf der touristenbevölkerten Piazza Navona, Paulo flirtete auf Teufel komm raus mit ihr, während sein Freund sich ebenso hingebungsvoll Sally widmete.
    Es war allerdings nicht zu übersehen, dass ihre Freundin das Werben des Italieners genoss. Lachend beugte sie sich zu Claire und flüsterte ihr ins Ohr: „Da wir nun offiziell vom geschäftlichen zum vergnüglichen Teil übergegangen sind, macht es dir doch hoffentlich nichts aus, wenn ich mit Massimo losziehe?“
    Überrascht lehnte Claire sich zurück, um Sally anschauen zu können. Hatte ihre Freundin Feuer gefangen? Da es ganz so aussah, nickte Claire zustimmend.
    Prompt stand Massimo auf, zog sich das Jackett zurecht und besprach sich kurz mit Paulo. Dann nahm er Sally bei der Hand, um mit ihr aufzubrechen.
    Lachend drehte Sally sich noch einmal zu Claire um. „Du kommst doch zurecht?“
    Claire lächelte ihr aufmunternd zu. „Na klar. Viel Spaß.“
    Nachdem Sally mit Massimo verschwunden war, bemerkte Paulo zufrieden: „Ora bella, avete solo.“
    Jede normale Frau hätte seine Freude, sie für sich allein zu haben, als Einladung zum Sündigen aufgenommen – als eine Versuchung, zu verlockend, um ihr zu widerstehen.
    Aber Claire entsprach nun mal nicht der Norm. Nicht mehr.
    Seufzend registrierte sie Paulos schmachtenden Blick und rang sich ein Lächeln ab, wie sie es für solche Situationen auf Lager hatte: kühl und höflich abweisend, ohne beleidigend zu werden.
    Diese Abfuhrtaktik hatte sich unzählige Male bewährt, doch bei Paulo schien sie nicht zu wirken.
    Immerhin hatte sie ihn jetzt gewarnt. Auf die Dauer würde es ihr schon schwerfallen, sein Streicheln zu ignorieren. Doch irgendwann würde der gute Paulo hoffentlich merken, dass seine Liebesmüh vergeblich war …
    Bis es so weit war, konnte sie sich in Gedanken mit dem Coup beschäftigen, den sie heute für ihre Galerie gelandet hatte. Bei Faye Lansing hatte sie einen fantastischen Riecher gehabt – ein bisschen Instinkt und viel Glück waren im Spiel gewesen. Ausgerechnet an der Wand der Gästetoilette eines Kunden in Connecticut hatte Claire das sensationelle Gemälde entdeckt, das sie schließlich hier nach Rom zu einer bisher unbekannten Malerin geführt hatte. Doch das Bild, das sie schon kannte, war gar nichts, verglichen mit dem, was sie heute Morgen in Faye Lansings Atelier gesehen hatte. Claire hatte die in Rom lebende Malerin gleich für die erste Ausstellung in den Vereinigten Staaten unter Vertrag genommen und sie obendrein überredet, beim Förderprogramm für junge Künstler mitzuarbeiten. Die jungen Leute würden die Künstlerin lieben, die so leidenschaftlich über Kunst sprechen konnte …
    Im Geist plante Claire bereits eine weitere Ausstellung in der West Hall. Die dortigen Räumlichkeiten würden das Spiel von Licht und Farbe der Arbeiten erst richtig zur Geltung kommen lassen …
    Unvermittelt wurde Claire in die Gegenwart zurückgeholt. Zu Paulo. Und einer Berührung, die sie beim besten Willen nicht mehr ignorieren konnte. Inzwischen hatte er sich zu ihrem Ellbogen hinaufgearbeitet, und dabei würde er
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