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Nur noch diese Nacht

Nur noch diese Nacht

Titel: Nur noch diese Nacht
Autoren: Kelly Mira Lyn
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nicht ewig dauern …
    Mit einer gereizten Schulterbewegung schüttelte sie Ryans Hand ab und stand auf. So anhimmelnd, wie es ihr möglich war, blickte sie den Italiener an und legte ihm die Hand flach auf die Brust.
    „Bitte, Paulo, lass mich zehn Minuten mit ihm reden“, sagte sie leise.
    Der schmachtende Ausdruck in seinen Zügen verschwand, seine Miene wurde steinern. „Pietro, Claire“, antwortete er beleidigt. „Il mio nome non è Paulo.“
    Obwohl sie entschuldigend lächelte, nahm er kühl ihre Hand von seiner Brust, deutete einen Handkuss an, ehe er ihre Hand fallen ließ, und schlenderte davon.
    Ach du liebe Zeit! Der Typ heißt gar nicht Paulo?
    Claire stand da und blickte ihrem angeblichen Liebhaber verblüfft nach. Der Schuss war prompt nach hinten losgegangen. Und der Mann, der ihretwegen über den Atlantik gejettet war, dachte leider nicht daran, sich in Luft aufzulösen, um sie mit ihrer Blamage allein zu lassen.
    Ganz und gar nicht.
    „Alle Achtung, Claire. Das war den weiten Flug über den Atlantik hierher wirklich wert.“
    Wut packte sie, sie konnte einfach nicht anders, zumal Ryan sich vor Lachen ausschüttete. Mit geballten Fäusten wirbelte sie herum und ging drohend auf ihn zu. „Ryan! Du mieser …“
    Unvermittelt hielt sie inne. Zum ersten Mal hatte sie den Mann wieder richtig vor sich, der ihr einmal alles auf der Welt bedeutet hatte. Groß und breitschultrig stand er da, eine Gestalt wie aus einem Sportmagazin: schmale Hüften, kraftvolle, markante Züge, dichtes dunkles Haar, das sich nicht so richtig bändigen ließ. Die braunen Augen konnten eiskalt blicken, aber auch so warm, dass man sich an geschmolzene Schokolade erinnert fühlte. Gerade lag ein amüsiertes Lächeln auf den sinnlichen Lippen.
    Ein toller Mann, wie er da mitten auf der Piazza Navona vor ihr stand! Die Verkörperung von Selbstbewusstsein und jungenhaftem Charme – und von allem, was sie nicht gebrauchen konnte.
    Wenn er nach all den Jahren wenigstens nicht mehr so fantastisch aussehen würde!
    „Tut mir leid, das mit deinem Freund“, bemerkte er amüsiert und lächelte auf eine Weise, die alles andere als entschuldigend wirkte.
    An jedem anderen Tag und bei jedem anderen Mann hätte Claire über ihre Dummheit gelacht, eine Beziehung vorzutäuschen, die nicht existierte. Sie hätte nicht mal sagen können, warum sie das getan hatte. Aber bei Ryan war ihr ganz und gar nicht zum Lachen, sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben und schon gar nicht daran denken, was einmal zwischen ihnen gewesen war.
    Sie wollte ihr neues Leben genießen. Deshalb hatte sie endlich die Scheidung eingereicht.
    Weil ihr nichts Besseres einfiel, schüttelte Claire den Kopf und wiederholte: „Was willst du hier?“
    Ryan wurde ernst und sah sie durchdringend an. „Ist das nicht sonnenklar? Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen.“
    Wie vom Donner gerührt, stand Claire da, in ihren himmelblauen Augen erschien ein verwirrter, verletzlicher Ausdruck.
    Ich habe sie also tatsächlich überrumpelt, dachte Ryan.
    Gut. Aber auch ihr war das gelungen. Schon einmal damit, dass sie die Scheidung ohne ein erklärendes Wort oder die geringste Vorwarnung gefordert hatte. Es war schon verrückt gewesen, den Wisch im Vorzimmer zum eigenen Büro ausgehändigt zu bekommen – während er damit beschäftigt war, nicht nur seinen Laptop zu tragen, sondern auch noch einen Becher heißen Kaffee, drei Zeitungen, ein Handy, zwei Kuriertaschen voller Akten und einen Bagel zwischen die Zähne geklemmt hatte. Ja, Claire, vielen Dank für die gelungene Überraschung.
    Und dann die völlig unmöglichen Forderungen. Typisch Claire – ohne die klitzekleinste Zugeständnisbereitschaft. Obwohl er großzügig angeboten hatte, sich mit Claire zu treffen, um die Angelegenheit persönlich zu besprechen, hatte sie es natürlich lieber ihrem Schwachkopf von Anwalt überlassen, ihn abzukanzeln. Um das Maß vollzumachen, hatte Claire sich dann auch noch schnell über den Atlantik abgesetzt, sodass sie nicht einmal mehr erreichbar gewesen war.
    Und als ob das alles noch nicht genug wäre, hatte ihn der erste Blick auf Claire quer über den Platz fast umgeworfen. Mit ihrer atemberaubenden Figur saß sie da an einem Tisch in der Sonne, die Beine elegant übereinandergeschlagen, und plauderte mit diesem Kerl, gestikulierte dabei weltgewandt und lächelte. Lächelte! Diese neue Claire sprühte förmlich vor Leben und erinnerte in nichts an das zerbrechliche
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