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Nur noch diese Nacht

Nur noch diese Nacht

Titel: Nur noch diese Nacht
Autoren: Kelly Mira Lyn
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wollen, doch Ryans Überrumpelungstaktik passte ihr überhaupt nicht. Genau deshalb hatte sie sich nicht mit ihm treffen wollen. Er sollte keine Gelegenheit haben, sie auf seine berühmte Art einfach zu überrollen.
    Obwohl Claire entschlossen gewesen war, sich zu nichts überreden zu lassen, was sie nicht wollte, hatte Ryan es in knapp zehn Minuten geschafft. Und wie immer hatte er es auch hinbekommen, dass sie sich fragte, warum sie diese Sichtweise auf die Dinge nicht gleich gehabt hatte. Es war echt zum Aufregen.
    Sie hatte die Scheidung eingereicht, um alle Bande zu ihm endgültig zu durchtrennen. Schließlich hatte jeder von ihnen sich ein neues, eigenes Leben aufgebaut; sie sah keinen Grund, Vermögenswerte zu fordern, ohne die sie vor der Scheidung auch ausgekommen war.
    Und dann tauchte Ryan plötzlich bei ihr auf, versuchte, ihre Vorschläge mit Einwänden wie unannehmbar, irregeleitet und lächerlich wegzuwischen. Und sie hatte emotional darauf reagiert – dass sie nicht daran denke, weitere Vorschläge zur Aufteilung des Vermögens anzunehmen, aus einem ganz bestimmten Grund. Sie brauchte Ryan nicht. Wollte nicht das Geringste von ihm. Keine weiteren Opfer, Verpflichtungen oder Geldzahlungen. Er hatte schon genug gezahlt. Zu viel.
    Nachdem er ihr jedoch klargemacht hatte, wie wichtig eine solche Regelung für sie sein könnte, war ihr bewusst geworden, wie wenig vorausschauend sie gedacht hatte. Und sie hätte es vielleicht auch zugegeben, wenn er ihr nicht unerwartet mit der Drohung gekommen wäre, sie in endlose Gerichtsprozesse zu verwickeln und die Galerie mit hineinzuziehen.
    Aufgebracht atmete Claire aus und riss die Schranktür auf. Ordentlich aufgereiht hingen dort ein paar Blusen, Röcke, Hosen und Kleider auf der kurzen Stange. Claire raffte alles auf einem Arm zusammen und warf das Kleiderbündel aufs Bett. Eine Woche hatte sie bleiben wollen, jetzt packte sie schon nach einem Tag!
    Bedauerlich, aber sie würde es überleben. Und wenn sie damit das letzte Kapitel ihres Ehelebens ein für allemal schloss, nahm sie das Opfer gern auf sich, ihren Urlaub verkürzen zu müssen.
    Entschlossen streifte sie ein Oberteil aus Crêpe de Chine vom Bügel und blickte kurz zu Ryan, der sich eine Schulter rieb. Dabei umspannte sein maßgeschneidertes Hemd den breiten Rücken, den sie ihm nach einem langen Tag so oft massiert hatte. Schon mit zweiundzwanzig war Ryan in Topform gewesen, doch jetzt erschien er ihr noch kraftvoller und durchtrainierter als damals …
    Ein scharfer Schmerz in ihrer Hand lenkte Claires Aufmerksamkeit auf den Bügel zurück, den sie unwillkürlich so fest gepackt hatte, dass die Drahtspitze sich in ihre Handfläche bohrte.
    Sie hatte Ryan auf Abstand halten, ihn auf keinen Fall treffen wollen. Es interessierte sie nicht, ob und wie der Mann sich im Lauf der Jahre verändert hatte, den sie einst über alles geliebt hatte. Sie hatte die Schlagzeilen gelesen, genug Gerüchte gehört. Und es hatte sie wütend gemacht, dass er so ganz anders sein konnte, als sie ihn zu kennen geglaubt hatte. Dennoch hatte sie im Stillen gehofft, dass alles stimmte, dass es den Mann von früher nicht mehr gab, nur noch jemanden, der ihm vage ähnelte. Es würde dann so viel einfacher sein, ihren Seelenfrieden zu behalten.
    Das Traurige daran war nur, dass sie das gar nicht erst würde versuchen müssen.
    Zwanzig Minuten später stand Ryan immer noch am Fenster und betrachtete die belebte Innenstadt Roms. Das Chaos, das hinter ihm im Zimmer entstand, nahm er gar nicht richtig wahr.
    „Nein, du hast richtig gehört, Sally.“ Murrend sprach Claire ins Handy, das sie sich zwischen Schulter und Ohr geklemmt hatte. „Er sagt, in zwei Stunden geht die Maschine. Tut mir ehrlich leid, dass ich dir das antue.“
    Ryan rührte sich nicht. Ja, er hatte verstanden. Er war der Schurke, der die Pläne der Freundinnen durchkreuzte. Na wenn schon! Er hatte genug auf Claire eingeredet, versucht, sie umzustimmen. Es mochte ihr nicht passen, dass er in ihren Urlaub hineingeplatzt war, aber schließlich hatte sie die Scheidung ins Rollen gebracht. Erst daraufhin hatte er sie hier kurzerhand überfallen.
    Aus seiner Sicht waren sie quitt.
    „Warte, Sally, wann kam die E-Mail? Für die Ausstellung im Ostflügel haben sie doch längst Anweisungen. Drew hat die Versicherungsunterlagen …“
    Ryan musste unwillkürlich lächeln. Innerhalb von Minuten ging es nun schon zum fünften Mal um die Galerie, und während der Fahrt
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