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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe
Autoren: Jodi Meadows
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als ob die Sylphen vielleicht ihre Meinung ändern würden. Hatten sie eine Meinung? Sie waren körperlose Schatten, die die Welt nur mit ihrer Hitze berührten. Meine Hände kribbelten bei der Erinnerung an die Sylphenverbrennungen und mein Phönixgefühl vor einigen Monaten. Die Schmerzen waren unerträglich gewesen, aber als sie vorüber waren, waren meine Narben weggebrannt.
    »Waren sie hinter dir her?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Das denke ich nicht. Ich war hierhin unterwegs und habe dich spielen hören. Ich dachte, du wärst vielleicht …« Er zuckte die Achseln. »Dann habe ich die Sylphen gesehen, als ich auf den Pfad zuging. Das ist alles.«
    »Hm.« Ich schaute an ihm vorbei in den Wald, aber die Nacht verbarg alles, besonders Sylphen.
    »Es tut mir leid«, sagte er und hielt mir die Hand hin. »Ich war unhöflich. Ich glaube nicht, dass wir uns in diesem Leben schon einmal begegnet sind. Cris.«
    »Cris. Purpurrosen-Cris.«
    Sein Lächeln hätte eine Grimasse sein können. »Ja.«
    »Tut mir leid, ich meinte blau.« Jeder sagte, dass Cris gewettet habe, dass er die perfekte blaue Rose züchten könne, angeblich eine genetische Unmöglichkeit. Vier Leben des Rosenzüchtens später sagten alle, die Ergebnisse seien Purpur, und Cris verließ sein Cottage. Dieses Cottage, das die Leute Purpurrosenhaus nannten, um seinen Versuch zu verspotten.
    »Mach dir deswegen keine Gedanken.« Eine weitere Lächelgrimasse. Cris war hochgewachsen und schmal, mit scharfen Wangenknochen und einem spitzen Kinn, durch kurzes Haar betont. Körperlich war er vielleicht nur zwei Jahre älter als Sam und ich. In Wirklichkeit …
    Sie waren alle viel, viel älter.
    Die Vordertür flog auf, und Sam stand da mit einem Arm voll Sylpheneiern. Er ließ den Blick über die Lichtung schweifen und atmete schwer. »Wo sind sie?«
    »Sie sind weggeflogen.« Die Klappen meiner Flöte bohrten sich mir in die Rippen, wo ich sie zu fest umklammert hielt. »Stattdessen haben wir Cris bekommen.«
    »Cris.« Sams Stimme brach, und da war etwas, als die Jungen einander ansahen – etwas, das ich nicht verstehen konnte.
    »Dossam. Ich hörte, du seist …« Cris richtete den Blick auf mich. »Dann musst du Ana sein.«
    »Ja.«
    Verlegenheit machte sich breit: Die Verlegenheit, ich, die Neuseele zu sein; die Sylphen, die froh gewesen zu sein schienen, nach dem Singen verschwinden zu können; die gemeinsame Vergangenheit von Sam und Cris. Freundschaft? Hass? Irgendein Streit? Sam hatte nicht viel über Cris gesprochen, und alles, was ich jemals über oder von Cris gelesen hatte – hauptsächlich Notizen übers Gärtnern –, ließ ihn wie jemanden erscheinen, der für sich blieb.
    »Tut mir leid«, sagte Sam, der wieder die Fassung erlangte. »Die Sylphen sind weg?«
    Ich nickte.
    »Dann sollten wir ins Haus gehen, bevor sie zurückkommen. Cris, bleibst du hier?« Sam ging in das Cottage zurück und ließ die Sylpheneier mit einem metallischen Klappern in einen Korb fallen. Dann beeilte er sich, mir mit der Decke und den Noten zu helfen.
    Ich sah Cris an und neigte den Kopf in Richtung der Tür: eine weitere Einladung. Es war ohnehin sein Cottage. Ich wusste nicht, ob er es speziell für die Rosen oder lange davor gebaut hatte, aber es trug ihren Namen.
    Er nahm sich seinen Rucksack und folgte mir hinauf, und im Vorbeigehen musterte er die Rosen. »Jemand hat sich um sie gekümmert.« Er sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. »Du?«
    »Sie verdienten es nicht, aufgegeben zu werden, nur weil sie nicht den Erwartungen entsprachen.« Die Worte waren schärfer, als ich beabsichtigt hatte, und sowohl Cris als auch Sam zuckten zusammen, als wir hineingingen. »Tut mir leid«, murmelte ich.
    »Ich mache Tee.« Sam schloss die Tür. »Trinkst du immer noch lieber Kaffee, Cris?«
    »Bitte.« Cris lächelte – mehr oder weniger – und ließ seinen Rucksack neben dem Korb mit den Sylpheneiern stehen. »Ich habe nicht damit gerechnet, hier jemanden anzutreffen.«
    »Du wirst natürlich bleiben. Wir regeln noch, wer wo schläft.« Sam nahm Cris’ Jacke und hängte sie an einen Haken, während Cris zwischen uns hin und her schaute, als schätze er etwas neu ein. War er überrascht, dass Sam und ich uns kein Zimmer teilten? Ein Bett?
    Einige Minuten später hatte Cris sich gewaschen, und Sam war in der Küche und bereitete Tee und Kaffee zu. Cris und ich waren im Wohnzimmer, ich auf dem abgewetzten Sofa und er gegenüber auf dem
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