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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe
Autoren: Jodi Meadows
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straff, dass er zu zerreißen drohte. »Also, Ana«, sagte Cris, »du weißt über Dossam und Drachen Bescheid?«
    Ich nickte.
    Sam war noch immer aschfahl. »Ich habe ihr davon erzählt, wie sie hinter mir her sind. Sie weiß es.«
    Die Denkerfalte hatte sich zwischen Sams Brauen eingegraben; manchmal war es eine Sorgenfalte oder eine Stressfalte. Ich legte ihm die Hand aufs Knie und lenkte seinen Blick auf mich, und als wir einander in die Augen sahen, verschwand die Falte. »Ist schon gut«, murmelte ich. »Ich werde dich vor den Drachen beschützen.« Es war vor allem ein Witz, nur um ihn zum Lächeln zu bringen. Denn was konnte ich schon gegen Drachen ausrichten? Sie hatten ihn dreißig Mal getötet.
    Dreißig Mal.
    Aber Sam schob seine Finger zwischen meine und lächelte. »Das weiß ich doch.« Es klang überhaupt nicht nach einer Neckerei.
    »Faszinierend.« Cris schlang die Hände um seinen Becher, und sein Tonfall war leicht und erheitert, aber von Traurigkeit gefärbt. Er nippte an seinem Kaffee, als wollte er das Gefühl verbergen. »Eine Neuseele, und schon ist Sams Drachenproblem gelöst.«
    »Das würde ich nicht sagen.« Ich schaute zum Fenster hinüber, als könnten Sylphen oder Drachen in diesem Moment hineinspähen. »Seit meiner Ankunft hat es zwei Drachenangriffe gegeben.«
    »Sie greifen immer zweimal an.« Cris stellte seinen Becher auf das Knie. »Du hattest einfach das Pech, bei ihrem ersten Besuch seit Längerem in Heart zu sein.«
    »Und wir hatten alle das Pech, dass sie beschlossen haben, während des Tempeldunkels zu kommen.« Sam senkte den Blick, die Erinnerung an das Tempeldunkel immer noch frisch und belastend. »Die Sylphen und Drachen waren einfach zu viel. Alle sind in Panik geraten. Wir hatten unnötig hohe Verluste, bevor irgendjemand begriffen hatte, was Menehem getan hatte: Er hat den Tempel dunkel werden lassen.«
    Wenn ich die Augen schloss, konnte ich immer noch die seltsame Dunkelheit sehen, wo das schillernde Licht des Tempels hätte sein sollen. Nur dass er nicht hätte leuchten sollen . Welche Art von Gebäude glühte im Dunkeln?
    Eins, in dem Janan war.
    »Die Wiedergeburten zu stoppen. Was für eine Tat.« Cris schüttelte den Kopf, dann richtete er den Blick auf mich. »Hat Menehem das schon einmal …? Du?«
    Oh, Cris war schnell. »Es war ein Versehen. Das war der Grund, warum er vor achtzehn Jahren fortgegangen ist – um herauszufinden, was er getan hatte.« Ich zuckte die Schultern und täuschte Lässigkeit vor. »Nur Menehem weiß, warum er so viele andere Leben beenden wollte. Vielleicht wird er es uns erzählen, wenn er wiedergeboren wird.«
    Das stimmte nicht ganz, und ich wusste es. Aber da ich keine Ahnung hatte, wie Cris zu Janan stand – manchen Menschen war er wirklich wichtig, während andere seit Jahrtausenden nicht an ihn geglaubt hatten –, sagte ich nichts mehr. Menehem hatte mir zwei Erklärungen gegeben. Die erste ließ es so klingen, als habe er mir einen Gefallen getan: der Versuch, noch mehr Neuseelen ins Leben zu rufen.
    Der andere Grund, den Menehem mir genannt hatte, schien der aufrichtigere zu sein: Er hatte den Nachweis über Janans Existenz oder Nichtexistenz erbringen wollen. Es war wissenschaftliche Neugier gewesen, nichts weiter.
    Cris starrte wütend in seinen Kaffee. »Ich bin mir sicher, dass der Rat sehr neugierig darauf sein wird, genau herauszufinden, wie er das Tempeldunkel geschaffen hat, damit er verhindern kann, dass es jemals wieder geschieht.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Zitterte meine Stimme? Es schien, als würden Menehems Forschungsnotizen wie ein heller Lichtstrahl aus meinem Zimmer scheinen. Er hatte sie mir nach seinem Tod hinterlassen, und ich wollte nicht, dass sie in Heart blieben. Die Aktenordner und Tagebücher, das Türgerät, die geheimnisvollen Bücher, die ich aus dem Tempel gestohlen hatte – es war ein Wunder, dass mein schuldbewusster Gesichtsausdruck nicht allen verriet, dass ich sie hatte.
    Aber ich war noch nicht bereit, irgendjemandem von meinem Besuch im Tempel oder von Menehems Forschungen zu erzählen, und Sam hatte mir zugestimmt. Ich wusste nicht genau, wie der Rat reagieren würde, aber es würde definitiv nicht positiv sein.
    Sam sah Cris an, und in seinem Ton schwang eine seltsame, unbeholfene Hoffnung mit. »Du bist jetzt auf dem Weg zurück nach Heart?«
    »Ich denke, das wäre wohl besser«, antwortete Cris. »Sines Nachricht hat angedeutet, dass sie Hilfe bei der Neuordnung
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