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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe
Autoren: Jodi Meadows
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der Genealogien brauchen, jetzt, da so viele nicht zurückkehren werden.«
    »Sie werden deine Hilfe sicher zu schätzen wissen«, meinte Sam, ohne mir zu erklären, wie ein Gärtner bei Genealogien nützlich sein könnte.
    Sie redeten, bis alle Becher leer waren, und sprachen nur über einfache Themen, wie den besten Weg nach Heart hinein und Warnungen vor Bären und Wölfen in bestimmten Teilen des Waldes. Sie beendeten das Gespräch mit einem höflichen Streit darüber, wer das andere Schlafzimmer nehmen sollte, und Sam gewann, was bedeutete, dass er auf dem Sofa schlief.
    Als die beruhigenden Kräuter in meinem Tee Wirkung zeigten, wünschte ich den Jungen eine gute Nacht und ging in mein Zimmer, wobei ich verzweifelt versuchte, nicht an die Sylphen zu denken.
    Stöhnender Wind weckte mich aus Träumen von Feuer.
    Mein Schlafzimmer sah so aus wie immer, staubige Holzböden und in Dunkelheit getauchte Wände, aber etwas war anders. Nicht die Schatten, doch die Geräusche. In den achtzehn Jahren, die ich im Purpurrosenhaus gelebt hatte, hatte der Wind nie auf diese spezielle Art geheult.
    Ich ging zum Fenster und drückte die Läden auf.
    Sterne blinkten weit entfernt, Bäume klammerten sich an die Erde und den Himmel, und die Rosensträucher atmeten ein Parfüm, das nicht ganz den Gestank von Asche, der in der Luft hing, überdecken konnte. Die Nacht war vollkommen still, doch das Stöhnen dauerte an.
    Ein Schatten bewegte sich.
    Sie wanden sich auf dem ganzen Pfad zum Cottage, pfeifend, summend, singend. Eine Melodie, die ich Stunden zuvor gespielt hatte, erhob sich und verhallte in dem seltsamen Lied. Einen Moment später erklang eine andere vertraute Melodie, und die anderen bauten darauf mit Harmonie und Gegenmelodie auf. Überirdische Musik erfüllte die Nacht, so zart, dass es der Wind an der Ecke des Cottages hätte sein können. So seltsam, dass es mich aus dem Schlaf gerissen hat.
    Es mussten ein Dutzend Sylphen da draußen sein, und obwohl sie augenlos waren, konnte ich spüren, wie sie mich ansahen .
    Ein Wimmern entfuhr meiner Kehle.
    Ein unterdrückter Aufschrei erklang im Wohnzimmer, Decken fielen zu Boden. Ein leises Tappen näherte sich meiner Tür. Sam. Ich kannte den Rhythmus seiner Schritte.
    Ich raste zur Tür und zog sie auf.
    In dem schummrigen Licht glitt Sams Blick über mich hinweg, als müsste er sich davon überzeugen, dass ich nicht blutete – warum sollte ich bluten? –, und dann zog er mich fest an sich. »Geht es dir gut? Ich habe dich gehört …«
    Er erstarrte, als die Sylphen draußen sangen, Echos der Musik, die er komponiert hatte.
    »Oh.« Sein Atem bewegte mein Haar, als er mich losließ, und gemeinsam gingen wir zurück zum Fenster. Warme Luft drang herein, und sie roch schwach nach Asche und Ozon.
    Eine nach der anderen beendeten die Sylphen ihre Musik.
    Eine nach der anderen schwebten die Sylphen den Pfad hinab und hinterließen nichts Bedrohlicheres als ein Lied.
    »Was hat das zu bedeuten?«, flüsterte Sam. Er legte den Kopf schräg, als würde er auf Geräusche von Cris in dem anderen Schlafzimmer lauschen, aber dann entspannte er sich. Cris musste einen tiefen Schlaf haben oder müde sein von seiner langen Wanderung.
    »Es bedeutet, dass ich mich endlich mit Menehems Forschungen beschäftigen muss. Die Sylphen hatten während des Tempeldunkels Angst vor ihm, und es waren seine Forschungen über die Sylphen, die sich auf Janans Tempel ausgewirkt haben. Ich muss verstehen, warum. Und warum sie draußen vor meinem Fenster singen.« Obwohl es unwahrscheinlich war, dass Menehem in der Lage sein würde, diese Frage zu beantworten. Soweit ich das beurteilen konnte, hatte er sich nie mit den Gedanken oder Gefühlen oder Gründen anderer beschäftigt; er konnte sie nicht begreifen.
    Sam ließ resigniert den Kopf sinken. Unser Friede war zu kurzlebig. »Was willst du tun?«
    Ich starrte hinaus in die Dunkelheit, doch nichts bewegte sich, und der Sylphengestank verflog. »Ich wünschte, wir könnten außerhalb von Heart bleiben und einfach die ganze Zeit über Musik machen. Aber in Häusern. Ich will nicht vier Jahre lang umherwandern wie Cris.«
    »Ein Klavier ist sowieso zu schwer für den Rucksack.« Er küsste mich auf die Stirn, und Bartstoppeln kratzten mir über die Wange. »Du weißt, dass die Leute dort dich mögen.«
    »Sarit, Stef, Sine – andere Leute, deren Namen mit S beginnen.«
    Er kicherte. »Armande, Lidea, Wend, Rin, Orrin, Whit. Viele andere. Das
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